Bei der Dinser Hütte, Foto von Ende 1963


Bergheim Dinser Hütte

Das Bergheim Dinser Hütte liegt am Edelsberg bei Nesselwang im Allgäu. Im Winter umgibt sie ein ideales Skigebiet, im Sommer reizt die Hütte zu ausgedehnten Bergwanderungen. Die Verwaltung der Hütte liegt in den Händen des Bezirksverbandes Schwaben der DJO.

(Entnommen aus „Jahresbericht 1969, des DJO-Landesverbandes Bayern)“

 

 

 

Die Dinser Hütte, Foto von Ende 1963

 



Die Dinserhütte bei Nesselwang
und ihre DJO-Geschichte

Erinnerungen von Günther Prade

Ab 1953 hatte ich das Glück, als Schüler so manches schöne Schiwochenende auf dem Edelsberg, dem Nesselwanger Schi- und Wanderberg, zu verbringen. Die Touren- und Wanderwege und die Schiabfahrten in diesem Gebiet waren mir also bestens vertraut und auch die Hütten und Unterkünfte kannte ich gut; was sich später als sehr nützlich erweisen sollte.

Als 1956 die Nachfrage nach einem Winterlager auf Bezirksebene immer größer wurde, waren die Kontakte zu den Hüttenwirten der Fichtelhütte und der Dinserhütte von besonderem Vorteil, sodass die Durchführung eines Lagers geplant werden konnte.

Dinser Hütte, Aufenthaltsraum

Am 2. Weihnachtsfeiertag 1956 war es soweit.
Die ersten Gruppen aus Augsburg, Haunstetten, Kempten und Marktoberdorf und anderen Orten in Schwaben reisten an. Nach mühsamen Aufstieg von Nesselwang am Sportheim Böck vorbei, erreichten die ersten Teilnehmer nach ca. zwei Stunden die Fichtelhütte bzw. die Dinserhütte.
Wegen der großen Zahl von Anmeldungen waren beide Hütten mit dem Bezirkswinterlager der DJO-Schwaben voll belegt.

Und alle waren begeistert!

Beide Hütten, ausgestattet nur mit Gaslicht, Wasser von der Quelle, Plumpsklo und Waschgelegenheit im Stall
-- aber urig eingerichtet mit gemütlichem Tagesraum und wohliger Wärme vom Kachelofen; dazu die herrliche Bergwelt ringsum mit Pulverschnee und prächtigen Schiabfahrten -- das alles sorgte für beste Stimmung.
Kameradschaft und Teamgeist waren gefragt -- Holzhacken, Küchendienst, Schneeschaufeln waren ebenso angesagt wie Schikurs, Schneeballschlachten, Gipfelwanderung auf oder rund um den Edelsberg, zünftige Hüttenabende mit Spielen, Gesang und lustigen Geschichten.
Und der Punsch an Silvester hat auch niemanden geschadet.
Davor aber: Treffen an der Feuerstelle zur gemeinsamen Feier zum Jahreswechsel. Rückblick und Ausblick, Besinnung und Gedanken, unser Wollen, unser Ziel -- wir, die Mädel und Jungen der DJO Schwaben.

Das erste Winterlager auf den zwei Hütten am Edelsberg im Allgäu war ein voller Erfolg!

Insbesondere die Pächter der Dinserhütte, das Ehepaar Silberer, waren begeistert von unserem „Verein“ (wie sie uns anfangs nannten).
Ein solches Jugendlager hatten sie noch nicht erlebt. Disziplin, Kameradschaft und Begeisterung und der reibungslose Ablauf des ganzen Programms hat sie sehr beeindruckt.

Dinser Hütte, 1957

Und das sollte sich bald auszahlen.
Als im Frühjahr 1957 der Hüttenwirt aus gesundheitlichen Gründen urplötzlich aufgeben musste, war sein erster Gedanke, dem Eigentümer der Hütte die DJO Schwaben als neuen Pächter vorzuschlagen.

Und so kam es am 15. Juni 1957 in Reichenbach bei Nesselwang zu hochoffiziellen Verhandlungen mit den Vertretern des Rechtlerverbandes Pfronten (der Eigentümergemeinschaft von Almbauern, der die Hütte gehörte).
Zusammen mit Walter Richter, dem Bundesfinanzverwalter der DJO und Bezirksführer Karl Elsner konnten die Eigentümer dazu überredet werden, die Dinserhütte erstmalig an einen Jugendverband zu verpachten.

Der erste Pachtvertrag wurde unterzeichnet.
Und somit stand allen DJO/SDJ- Gruppen in Schwaben Sommer wie Winter eine Schi- und Wanderhütte zur Verfügung, die dann über viele Jahre auch genutzt wurde.
Lehrer Heller in Nesselwang übernahm die Schlüsselgewalt und betreute die Hütte.

Und in so manchem Fahrtenbuch oder Gruppenalbum werden die Erlebnisse und Begebenheiten geschildert, die sich bei Lagern oder Treffen auf der Hütte am Edelsberg zugetragen haben.

Die Dinserhütte -- ein wichtiger Teil der DJO-Geschichte in Schwaben!

 




Fehlverhalten von Jugendgruppen
auf der Dinser Hütte

Auch in der SdJ war nicht immer alles Gold, was glänzt. Unsere SdJ-Gruppen waren in der Regel gut geführt und von den Mitgliedern konnte angemessenes Verhalten vorausgesetzt werden, was auch bei vielen Veranstaltungen immer wieder unter Beweis gestellt wurde.

Aber es gab leider auch Negativ-Beispiele.
Von einem davon soll hier die Rede sein, das in dem Briefverkehr zwischen dem damaligen SdJ-Bezirksgruppenführer Diether Heisler und dem Verwalter der Hütte, Herrn Helmuth Heller, dokumentiert ist. (Anmerk Red: Siehe Anlage "Briefwechsel mit dem Hüttenwart", Verweis unten.)

Dinser Hütte, Blick zur Zugspitze

In dem Merkblatt für die Dinser Hütte ist detailliert aufgeführt, wie sich die Gruppen auf der Hütte zu verhalten haben, damit eine reibungslose Abwicklung gewährleistet ist.
Aus dem Schreiben von Herrn Heller vom 05.08.1965, adressiert an die Gruppenführer zweier schwäbischer Gruppen (deren Namen bekannt sind, aber in der veröffentlichten Kopie unkenntlich gemacht wurden), ist zu entnehmen, dass sich die Jugendlichen wohl in allen Belangen danebenbenommen haben.
Er stellte eine unwahrscheinliche Unordnung in und um die Hütte herum fest. Nichts sei gereinigt worden, Werkzeuge seien beschädigt worden oder fehlten ganz, Teller und Tassen seien zerbrochen, Bleche und Nägel, die zur Reparatur des Daches bevorratet waren, wurden mutwillig zu anderen Zwecken an die Wände genagelt. Für die Schäden an Geschirr, Besen und Fuchsschwanzsäge müssten DM 38.- ersetzt werden, was auch später erfolgte.
Heisler bezeichnet diese Jugendlichen mit einem damals geläufigen Begriff als halbstarke Burschen.

Die Dinser Hütte musste mit Holz beheizt werden. Dazu sollten die Besucher Holz schneiden, sammeln und zur Hütte transportieren.
Im Merkblatt für die Hütte ist eindeutig geregelt: Verbrauchtes Brennholz ist im gleichen Umfang wieder zu schneiden und zu spalten. Außerdem ist jeder Hüttenbenutzer aufgefordert, Brennholz (Windbruch) in die Hütte zu bringen. Bäume dürfen nicht gefällt werde.
Dem Schriftverkehr ist jedoch zu entnehmen, dass hierfür nur eine sehr mangelnde Bereitschaft der SdJ-Gruppen bestand. Obwohl er immer wieder dafür geworben hat, habe sich bis jetzt leider keine Gruppe zum Holzmachen gemeldet, schreibt Diether Heisler.

Trotz Hinweises von Herrn Heller, dass nahe der Hütte trockene Sturmbäume lägen, die nur entastet und zur Hütte gebracht werden müssten, brachte es eine Gruppe fertig, stattdessen zwei frische Bäume mit erheblichem Stammumfang umzusägen, was wohl später Probleme mit der Forstverwaltung verursachte.

Soviel zum Verhalten von Jugendlichen, das nicht mit unseren Vorstellungen im Einklang stand, wie sich SdJ-ler zu verhalten haben.
Noch einmal: Es war die Ausnahme, nicht die Regel, aber auch Ausnahmen gehören zum Gesamtbild.

 



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