Von Anfang an konnte Landsmann Helmuth Heller, Oberlehrer in Nesselwang, für die Verwaltung der Hütte gewonnen werden
-- eine nicht immer leichte Aufgabe.
Wir wollen anhand von ein paar erhaltenen Briefen einen kleinen Einblick geben.
Das erste Schreiben ist an zwei Jungengruppen gerichtet, die die Hütte in nicht gerade vorbildlichem Zustand verlassen haben:
Helmuth Heller | 8964 Nesselwang, den 5. August 1965 |
Verwalter der Dinserhütte | Poststr. 3 |
An die
SdJ-Gruppen
A B C D E F G H I J K L
und
L M N O P Q R S T U V W X Y
Betr.: Hüttenordnung
Bei meiner gestrigen Hüttenbesichtigung mußte ich eine unwahrscheinliche Unordnung in und um die Hütte herum feststellen. Letztere wäre durch eine halbwegs feste Drahtverzurrung des Zaunes zu vermeiden gewesen, doch läßt sich das mit dem Alter der Teilnehmer entschuldigen, aber alles andere nicht.
Und dazu stelle ich fest:
Nicht gekehrt bezw. Schmutzhaufen liegen gelassen, Asche nicht ausgeleert, Fettreste in der Pfanne gelassen, Nudelreste lagen im Ausguß, Geschirr und Bestecke in einem Durcheinander, daß man nur den Kopf schütteln kann. Teller und Tassen zerbrochen, große Abfalltonne nicht ausgeleert , Flaschen in Stube und Schlafraum liegen gelassen, Decken nur übereinandergehäuft, von richtigem Zusammenlegen keine Spur, eine Waschschüssel lag am Hang zur Wasserstelle, die zwei kleinen Kehrbesen , sowie die große Fuchsschwanzsäge fehlen überhaupt, (sicher letztere beim Holzen liegegelassen), dann Hammer, Beil und eine Axt , sowie der Rechen -- alle ohne Stiele , bzw. abgebrochen und wo lag das Werkzeug überall, nur nicht am richtigen Ort.
Obwohl die neue Gasflasche angeschlossen wurde, blieb die leere in der Hütte, die sollen andere wieder herübertragen, außerdem sind sämtliche Gasstrümpfe zerfallen.
Wenn schon im Abort über die Benützung von Euch ein Hinweisschild angebracht wurde, so wäre vor dem Weggehen die Reinigung eine Selbstverständlichkeit gewesen. Nein, es geschah nichts, das sollen die nächsten machen. Sauber !!!
Wie ist es möglich, daß außer den Gruppenführern noch andere Zutritt zum Verwaltungsraum haben, um sich dort mit Nägeln und Blechen zu bereichern, die dann ganz mutwillig verklopft bezw. als Kerzenhalter an die Wände genagelt wurden? Oder geschah das mit Wissen? Das ist alles Gerät zur Dachreparatur und wo bleibt denn da die Aufsicht und Verantwortung?
Wenn ich nicht vor dem Aufstieg das bewußte Merkblatt zur Hüttenordnung ausgehändigt hätte, würde mich der Zustand der Hütte nicht so entsetzt haben. Aber ich glaube, den Zettel hat man überhaupt nicht mehr angeschaut.
Nun, manche Dinge werden durch den Gebrauch abgenützt oder gehen einmal kaputt. Das muß aber gemeldet werden , und für die durch Unachtsamkeit entstandenen Schäden muß jeder geradestehen. Der Schaden an Geschirr, Besen und großer Fuchsschwanzsäge beträgt DM 38.- und muß ersetzt werden.
Welche Gruppe nun mehr oder weniger beteiligt ist, weiß ich ja nicht, die Gruppenführer werden sich diesbezüglich schon verständigen, ich erbitte mir aber innerhalb von 14 Tagen die Stellungnahme.
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Im folgenden Brief spricht ein Mitglied der Bezirksführung ein immerwährendes Problem des Hüttenbetriebes an, Beschaffung von Brennholz und dessen Transport zur Hütte:
Diether Heisler | 8902 Göggingen, den 18. Sept. 65 |
Hauptstr.18a |
Herrn Oberlehrer
Helmuth Heller
8964 Nesselwang
Poststr. 3
Lieber Landsmann Heller!
Das schlechte Gewissen drängt mich, endlich etwas hören zu lassen. Obwohl dem Kalender nach noch Sommer ist, sieht es draußen doch schon
recht herbstlich aus und ein früher Winteranfang wird angekündigt.
Die rechtzeitige Brennstoffbeschaffung für die Hütte brennt uns daher auf den Nägeln.
Bis jetzt hat sich leider keine Gruppe zum Holzmachen gemeldet, obwohl ich beim Sommerlager, beim Jugendtreffen in Meitingen und auch
direkt bei verschiedenen Gruppenführern für die Sache geworben habe.
Übers Wochenende wird wahrscheinlich einmal die Gruppe Gersthofen -- eventuell auch einige Augsburger -- auf die Hütte kommen, aber in
so kurzer Zeit läßt sich eben nicht viel machen.
Bei unserer letzten Besprechung hat nun Karl Elsner angeregt, ein bis zwei Ster Brennholz zu kaufen. (Bezirkskasse).
Fraglich ist nur, ob dies dort oben in Hüttennähe möglich ist. Der Transportweg dürfte halt nicht zu weit sein.
Meine Bitte an Sie, lieber Landsmann Heller, wäre daher, einmal festzustellen, ob auf diese Weise etwas zu machen ist.
Wenn die Entfernung nicht zu groß ist, könnte das Holz dann an einem Wochenende von uns in die Hütte geschafft werden.
Wurde von der Gruppe Neu-Ulm der mutwillig verursachte Schaden (DM 38,-) inzwischen bezahlt?
Wir haben beim Sommerlager in Reimlingen die Gruppenführer entsprechend ins Gebet genommen.
Die Ursache war wohl vor allem, daß der verantwortliche Gruppenführer einfach früher abgestiegen ist und die teilweise
ziemlich halbstarken Burschen ohne besondere Anweisungen zurückgelassen hat.
Sollte der Schaden noch nicht ausgeglichen sein, bitte ich um kurze Verständigung. Ich würde dann die Leute nochmal anschreiben.
Vom Bezirk Schwaben aus wollen wir auch heuer wieder ein Winterlager durchführen.
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Landsmann Heller berichtet von durchgeführten Wartungsarbeiten und spricht erneut das Thema Holzbeschaffung an:
Helmuth Heller | 8964 Nesselwang, den 29.Sept.65 |
Postsr. 3 |
Herrn
Diether Heisler
8902 Göggingen
Hauptstr. 18 a
Lieber Landsm. Heisler !
Herzlichen Dank für Ihren Brief und das Bild vom Sommerlager.
Inzwischen ist der damals verursachte Schaden beglichen worden, bezw. die große Fuchsschwanzsäge wurde im Walde gefunden und wieder
brauchbar hergerichtet.
Die Hütte selbst wurde heuer vom Ldm. Schwarz aus Illertissen in 3-wöchiger Urlaubszeit bestens gerichtet: Küche und Stube geweißelt und
das Holz lasiert. Fensterrahmen und -läden gestrichen und das Dach notdürftig ausgebessert.
Mit dem Spengler hat es leider immer noch nicht geklappt, doch ist das nächste bezw. übernächste Wochenende vorgesehen.
Außerdem will Ldm. Schwarz auch die Dielen in der großen Stube ausbessern, die Bretter habe ich eingekauft, sie sind aber noch nicht
oben. Mit der Fahrerei hat es leider auch immer Schwierigkeiten.
Wegen des Brennholzes genügte wirklich ein Wochenende für eine Gruppe, die natürlich auch wirklich arbeiten will.
Es liegen, ca. 150 m Richtung Jungholz, derart viele Sturmbäume, die nur abgeästet und zersägt werden brauchten. Dürr sind sie alle,
also für uns wie geschaffen.
Der letzten Gruppe habe ich auch alles genau erklärt, nein, sie mußten 2 Bäume ca. 70 Ø fällen. ln der Zeit hätten sie das dreifache
an Holz aufgesägt, so, wie ich es vorgeschlagen. Jetzt gibt es bestimmt mit der Forstverwaltung Ärger.
Das Holz herrichten lassen, wie es Karl Elsner vorgeschlagen, hieße unsere Kasse restlos überfordern. Was glauben Sie, was ein Holzer
einen Tag kostet? Außerdem bekommt man sowieso keinen. Na und unsere Jungens haben doch soviel Kraftüberschuß, man sieht es doch an den
Werkzeugen und anderen Behandlung. Also nur ran, es schadet keinem und der Winter kann wieder lang werden.
Ich glaube, das wär's vorläufig.
Was ich inzwischen mit unangemeldeten Gruppen holzen kann, werde ich tun, ca. 3 Ster sind schon in der Hütte.
Nun für heute alles Gute und
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Ein Mitglied der Bezirksführung bedankt sich für die geleisteten Arbeiten und verspricht, bei den Gruppen der DJO/SdJ für einen Arbeitseinsatz zu werben:
Diether Heisler | 8902 Göggingen, den 29. 10. 1965 |
Hauptstraße 18a |
Herrn Oberlehrer Helmut Heller
8964 Nesselwang
Poststraße 3
Lieber Landsmann Heller!
Für Ihren Brief vom 29. September danke ich herzlich.
Die Mitteilung, daß auch in diesem Sommer größere Instandsetzungen an der Hütte durchgeführt werden konnten, hat uns alle sehr gefreut.
Im Namen der Bezirksgruppe möchte ich besonders Ihnen sowie allen Helfern, die ihre Freizeit geopfert haben, für die Bemühungen recht
herzlich danken.
Wenn bei unseren jungen Leutchen nur halb so viel Einsatzbereitschaft vorhanden wäre, hätten wir sicher schon für fünf Jahre
Brennholzvorräte einbringen können.
Bei jeder Gelegenheit, zuletzt während unserer Südtirolfahrt, an welcher 80 Jugendliche teilgenommen haben, wurde auf die dringende
Hütten-Holzaktion hingewiesen. Es hat sich hier noch keine einzige Gruppe gemeldet.
Uns bleibt also nur zu hoffen, daß einige Arbeitsfreudige inzwischen bei Ihnen vorgesprochen haben. Im nächsten Bezirksrundschreiben
will ich noch einmal für die Holzmacherei werben.
In der Anlage erhalten Sie eine Einladung zu unserem diesjährigen Bezirksjugendtag.
Für die Sudetendeutsche Jugend wollen wir am Sonntag, den 07. 11. bereits um 9.00 Uhr beginnen.
Leider habe ich für die SdJ zu wenig Rundschreiben abgezogen, sodaß ich Ihnen nur eine für die sonstigen landsmannschaftlichen
Gruppen gedachte DJO-Einladung senden kann und bitte den Fehler zu entschuldigen.
Wir würden uns sehr freuen, Sie wieder einmal bei uns begrüßen zu können.
Vielleicht ist es Ihnen auch möglich, einen oder einige Jugendliche(n) aus Nesselwang (oder Umgebung) mitzubringen.
Wir sind sehr daran interessiert, im Kreis Füssen einige Leute -- wenn auch als Einzelne -- für uns zu gewinnen. Es besteht für diese
in Zukunft die Möglichkeit, an verschiedenen Maßnahmen unseres Jugendbundes teilzunehmen, wenn sie auch nicht am Wohnort in einer aktiven
Gruppe organisiert sind.
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Zum Abschluß noch ein Blick auf die Originale der oben zitierten Briefe:
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