Die Sudetendeutsche Jugend Österreich (SdJÖ)

Mehrere Hunderttausend Sudetendeutsche, vorwiegend aus Südböhmen und Mähren, wurden nach Österreich vertrieben. Davon durften nur 200.000 im Land bleiben, alle anderen mussten in den ersten Nachkriegsjahren nach West-Deutschland übersiedeln. Die Bedingungen für die Aufnahme und Integration der Vertriebenen in Österreich waren ähnlich wie in Deutschland.

Die Probleme für Kinder und Jugendliche der Vertriebenen bei der Eingliederung und Integration in einem völlig neuen Umfeld waren dieselben. Der Wille gemeinsam das Schicksal zu meistern, führte bald zur Bildung der ersten Gruppen sudetendeutscher Jugendlicher.

Bereits im Juni 1948 bildete sich in Salzburg eine Gruppe mit 30 Mitgliedern unter der Leitung von Arnold Holubetz. Noch im gleichen Jahr folgte Graz unter Emil Schwab.

Im Frühjahr 1949 gründete Ludwig Juranek in Linz eine Gruppe mit 85 Mitgliedern. Im selben Jahr wurde von Walter Brandl in Wien die Thaya- Jugend mit 100 Mitgliedern aus der Taufe gehoben.

Im September 1951 sammelten sich in Wels um Trude Derschmidt 40 Jugendliche. Diese Gründung strahlte aus, es bildeten sich bald Gruppen in Steyr, Braunau und Kremsmünster.

Weitere Gruppen entstanden 1951 in Tirol und 1953 in Kärnten.

All diese Gruppen bildeten feste Gemeinschaften und strebten die Erhaltung der sudetendeutschen Identität und des Brauchtums an. Wissensvermittlung und Gemeinschaftsbildung war ihr Programm. Durch ihre Heimabende mit Singen, Laienspiel und Volkstanz, sudetendeutscher Heimatkunde, Schulungen und Lehrgänge für Gruppenleiter, Wanderungen und Fahrten, Sommer- und Winterlager wurde dies angestrebt.

Die bis dahin lose zusammenarbeitenden landsmannschaftlichen Gruppen schlossen sich 1954 zur SUDETENDEUTSCHEN JUGEND ÖSTERREICH (SDJÖ) zusammen.
Ihr erster Bundesführer war Walter Brandl, Bundesmädelführerin Trude Derschmidt. Ab 1958 Gretl Ruschak, ab 1962/66 Roswitha Reichert, ab 1966/70 Rautgunde Spinka.

Brandl als Bundesführer folgte bis 1957 Gerhard Böhnisch, von 1957 bis 1966 Othmar Schaner und dann bis 1989 Hubert Rogelböck.

Organisatorische Klammer zwischen der SdJ in West-Deutschland und der SDJÖ Österreich war bis 1965 Ossi Böse, der SdJ-Hauptjugendführer. Bei der jährlichen Hauptjugendtagung der SdJ hatte die SDJÖ Sitz und Stimmrecht.

Horst Theml, 23.11.2009.



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