Die SdJ im Bezirk Niederbayen / Oberpfalz

1. Gründung

Die Gründung des SdJ-Bezirkes Niederbayern/Oberpfalz und der Start des Traditionslagers Gaisthal sind maßgeblich mit dem Namen Erich Kukuk verbunden, einem Sudetendeutschen aus dem Kreis Böhmisch Leipa.

Erich war als 22-jähriger Soldat der Kriegsmarine 1945 nach einer Ostsee-Odyssee von Danzig zur Kieler Förde bei Laboe in englische Gefangenschaft geraten, aus der er bald in die Oberpfalz nach Schönsee entlassen wurde. Dort arbeitete er zunächst als Knecht bei einem Bauern, wechselte aber schnell die Stelle und begann eine Lehre als technischer Zeichner in Oberviechtach.

1948 bewarb er sich um eine ausgeschriebene Stelle bei der amerikanischen Militärverwaltung und erhielt den Job eines Beraters für deutsche Jugendfragen im GYA- Programm (German Youth Activities) für die mittlere Oberpfalz von Weiden bis Waldmünchen.
Er kam viel herum und besuchte auch Veranstaltungen der neu gegründeten Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL), deren Mitglied er wurde.
Man erkannte auch sofort die Nützlichkeit seines Jobs für den Aufbau der im Entstehen befindlichen Jung-Landsmannschaft als Jugend der SL, für die sich Erich einsetzte.

Schon im Februar 1950 trafen sich in Regensburg im Gasthof Niebauer in der Oberen Bachgasse die ersten Jung-Landsmannschafts-Führer des Bezirkes Niederbayern/Oberpfalz, um die weiteren Entwicklungsschritte zu besprechen;
u. a. nahmen an dieser Sitzung teil: Erich Kukuk, Dieter Max und Wolfgang Egerter.

In Rahmen der danach erfolgten Gründungsversammlung der Sudetendeutschen Jugend (Bundesgruppe) in Ingolstadt am 4./5. März 1950 wurde Erich Kukuk zum 1. Bezirksführer von Ndb./Opf. bestellt.

Der weitere Aufbau der SdJ-Organisation in Ndb./Opf. erfolgte zügig.

Die Berichte in der Sudetendeutschen Zeitung aus jener Zeit geben einen ersten Einblick in die vielfältige Aufbauarbeit, die damals geleistet wurde. Eine Zusammenstellung der Inhaltsangaben bzw. Kurzfassungen entsprechender Artikel finden Sie unter: "Die SdJ Ndb/Opf in der Sudetendeutschen Zeitung (1951 bis 1955)" .


2. Gruppenbildung und Vielfalt

Ab 1950/51 bildeten sich vielfältigste Jugendgruppen innerhalb der SdJ in Städten und Gemeinden des Bezirkes. Je nach Alter und Interesse gründeten sich Kindergruppen, Mädchengruppen, Jungengruppen und für die Älteren Sing- und Spielscharen, die unterschiedliche Schwerpunkte für ihre Arbeit setzten.
Die einzelnen Gruppen trafen sich regelmäßig zu Gruppenstunden und Heimabenden, für 2-3 Stunden in der Woche. Diese gemeinsame Zeit verging schnell bei Gruppenspielen, Basteln, Gesang, Volkstanz, Lesungen usw.

Man beteiligte sich auch an öffentlichen Veranstaltungen der SL, wie z.B. am Tag der Heimat oder an Volkstumsabenden. Die Teilnahme an Festen der Kommunen, der Kirchen und der Vereine war selbstverständlich.
Sie reichte von der Fronleichnamsprozession bis zur Fahnenweihe und zum Vereinsjubiläum.

Großveranstaltungen, wie die Jugendtreffen der SdJ bei den Sudetendeutschen Tagen, waren für die Teilnehmer beeindruckend. An den Sudetendeutschen Tagen z. B. in Nürnberg 1955 und 1956 nahmen jeweils vier- bis fünftausend SdJ-ler teil. Man gehörte zu einer großen Gemeinschaft!
Hier erlebte man, dass auch die einheimische Bevölkerung Aufmerksamkeit zeigte und man ernst genommen wurde!

Damals gab es fast noch kein Fernsehen in den Familien, Kinos waren auch noch Mangelware und die Pauschal-Ferien-Reisen gab auch noch nicht.

Aus einer Mischung der vorgenannten Gründe hatte die SdJ großen Zulauf. Die Kinder und Jugendlichen kamen gerne zu den Gruppenstunden, waren begeistert von den gemeinsamen Fahrten und von den erlebten Sommer- und Winterlagern und bildeten eine tolle Gemeinschaft.
Die Beliebtheit war so groß, dass bald auch Einheimische Mitglieder wurden.

Die SdJ-ler zeigten sich gern in ihrer Kluft: die Jungen in Grauhemden und Lederhosen und die Mädchen im Dirndl. Man wurde erkannt und angesehen.


Ende der 50-er Jahre gab es im Bezirk Ndb./Opf.:

ca. 40     Orte mit SdJ- / DJO-Gruppen
60 – 80     SdJ- / DJO-Gruppen
ca. 1600     SdJ-Mitglieder
ca. 2000     DJO-Mitglieder ( einschl. SdJ )


In folgenden Orten des Bezirkes entstanden verschiedene Jugendgruppen:

Niederbayern:
Landshut
Straubing
Straubing: Fanfarenzug
Ittling
Deggendorf
Geiselhöring
Ruhsdorf
Vilsbiburg
Metten
Passau
Zwiesel
Griesbach
Regen
Otzing
Rotthalmünster
Waldkirchen
Altdorf
Ergolding
Ergolsbach
Hohenthann
Schalding l.d.D
 
 
 
 
Oberpfalz:  
Regensburg  
Neutraubling  
Tegernheim  
Teugn bei Kehlheim  
Kehlheim  
Burglengenfeld  
Teublitz  
Parsberg  
Schwandorf  
Schwarzenfeld  
Nabburg  
Amberg  
Amberg: Fanfarenzug  
Sulzbach-Rosenberg  
Neunburg vorm Wald  
Wernberg  
Weiden  
Vohenstauß  
Neustadt/Waldnaab  
Mitterteich  
Tirschenreuth  
Eschenbach  
Kemnath  
Kirchenlaibach  
Neumarkt i. d. Opf.  

 

Peter Schowanek schildert in seinem Beitrag "Die Entstehung der SdJ-Jungen-Gruppe Schwarzenfeld," wie diese Gruppe im Rahmen der Integration der vertriebenen Sudetendeutschen in die Marktgemeinde Schwarzenfeld/Opf. entstand.

Ein Bericht von Dr. Hans Rosenkranz (Rosi): "Zur Geschichte der SdJ in Landshut und noch mehr Erinnerung, Bilder und Gedanken" schildert seine Kinder-, Jugend- und Studienzeit ab seiner Vertreibung von Aussig nach Landshut. Er geht dabei besonders auf seine enge Verbindung zur prägenden Gemeinschaft der SdJ ein.


3. Die Bezirksführungen

Das Kennenlernen und das Zusammenhalten der Gruppen zu einer großen Gemeinschaft wurde von den Bezirksführungen durch überregionale Lehrgänge und Veranstaltungen sichergestellt.
Den Start des Bezirkes Ndb./Opf. übernahm -- wie erwähnt -- 1950 gleichzeitig mit dem Start des Lagers Gaisthal Erich Kukuk. Bereits 1951 verstärkte Gretl Hajek erfolgreich die Arbeit im Bezirk als Bezirksmädelführerin.

Die Mitgliederzahlen in der SdJ stiegen bayern- und bundesweit sehr schnell an.
Bereits 1952 mussten Gretl und Erich im Verband höhere Führungsaufgaben übernehmen.

Für den Bezirk mussten daher neue Führungskräfte gewonnen werden.
Eine Aufstellung der Bezirksführungen finden Sie in der Liste: "Die Führungsmannschaft in Niederbayern/Oberpfalz"
Unter den dort aufgeführten Personen möchten wir mit besonderem Dank an Dieter Max erinnern. Seinem langjährigen Wirken ist ein eigenes Kapitel gewidmet: "Dieter Max, Leiter des SdJ-Bezirkes Ndb./Opf. und des SdJ-Lagers Gaisthal".


4. Bezirksmaßnahmen

In den folgenden Jahren entwickelte sich im Bezirk Ndb./Opf. folgender, jährlicher Rhythmus von Veranstaltungen:


4.1 Sommerlager

Im März 1950, gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Bezirksführer, wurde Erich Kukuk mit der Aufgabe betraut, ein erstes Sommerzeltlager der SdJ Ndb./Opf. in Grenznähe zu organisieren und durchzuführen.
Da ihm das Schönseer Land an der Tschechischen Grenze durch seine Arbeit bei den Amerikanern gut bekannt war, fand er schnell den idealen Platz in Gaisthal unterhalb des Gasthauses Gaisthalerhammer, umrahmt von zwei Bächen, unmittelbar anschließend am Erika-Weiher als Badesee, nahe zum Wald als Holzlieferant und zum Bahnhof; zur Grenze waren es auch nur 10 km.
Der perfekte Lagerplatz war gefunden!

Bei der Organisation dieses ersten Lagers wurde Erich von den Amerikanern unterstützt.
Sie stellten Zelte zur Verfügung und halfen bei der Verpflegung. Selbst die Anreise der Jugendlichen erfolgte teilweise mit Militärfahrzeugen.

Die SdJ Niederbayern-Oberpfalz konnte auf diesem ersten Bezirkssommerlager in Gaisthal vom 22. bis 29.7.1950 ca. 40 Teilnehmer begrüßen. Auf dem schönen Platz schlossen sich bis zum 27.8.1950 gleich noch drei weitere Lagerwochen für andere sudetendeutsche Gruppierungen an.

Die letzte dieser Etappen war für Gruppenleiter aus dem ganzen Bundesgebiet reserviert. Diese bereiteten mit Diskussionen über Grundsätzliches, Ziele, Aufgaben und Programm den offiziellen Start der SdJ vor.

Das 2. Sommerlager fand 1951 in Waldmünchen statt, weil Erich im Rahmen von GYA von Oberviechtach nach Waldmünchen versetzt wurde.

In den folgenden Jahren fand dann das offizielle Ndb./Opf-Sommerlager immer in der ersten Woche einer vierwöchigen Belegung des Zeltplatzes Gaisthal statt. Verschiedene Lagerleiter übernahmen im Laufe der Jahre die Verantwortung.

In der Liste "Ausgewählte Maßnahmen der SdJ Ndb/Opf" sind auch die Sommerlager mit Leitung und Verweisen auf interessante Einzelheiten aufgeführt.

Der normale Lagerbetrieb hatte Wandern, Singen, Sport aber auch Geschichte und Berichte über das Sudetenland im Programm. Die Teilnehmer legten die Prüfungen zum SdJ-Leistungsabzeichen ab. (Anmerk Red: ab 1952/53 "DJO-Leistungsabzeichen")

Der Höhepunkt des Bezirkssommerlagers war immer die Grenzwanderung nach Stadlern und Schwarzach. Diese Wanderung wurde nahezu jedes Jahr durchgeführt -- über 50 Jahre lang. Die Idee dazu stammte von Erich.
Siehe Bericht: "Die Grenzwanderung -- Höhepunkt einer Lagerwoche".

Über die Sommerlager auf unserem Zeltplatz in Gaisthal gibt es noch viel zu berichten, einiges davon finden Sie im Kapitel Häuser und Lager/Zeltplatz in Gaisthal oder bei den einzelnen Veranstaltungen. Soweit es sich dabei um Maßnahmen des Bezirks Ndb./Opf. handelt, sind diese im bereits genannten Kapitel "Ausgewählte Maßnahmen der SdJ Ndb./Opf. aufgelistet".


4.2 Winterlager

Ab dem Winter 49/50 führte die SdJ-Bundesgruppe alljährlich ein Winterlager durch, an dem auch Mitglieder unseres Bezirkes teilnahmen.
Im Winter 51/52, fand dieses Lager vom 26.12.1951 bis 04.01.1952 im Rotkreuzheim in Brennes am Arber im Bayrischen Wald statt. Die Leitung hatte Erich Kukuk. Dieses Lager ist deswegen erwähnenswert, weil daran auch einige französische Jugendliche teilnahmen.

In den folgenden Jahren führte der Bezirk Ndb./Opf. eigene Winterlager durch, zunächst im erwähnten Rotkreuzheim, später dann auch in anderen Orten des Bayerischen Waldes.
Zum später weiter entwickelten Programm dieser Lager gehörten neben Hüttenleben mit Volkstanz und Gesang, Skikurse, Skitouren und ein Abschluss-Skirennen.

Auch zu den Winterlagern haben wir Wissenswertes -- soweit wir es recherchieren konnten -- im oben erwähnten Kapitel "Ausgewählte Maßnahmen der SdJ Ndb./Opf." zusammengestellt.


4.3 Veranstaltungen, Lehrgänge, Jugendtage, Gruppenfahrten

Zur Weiterbildung und zur Gemeinschaftsbildung in der Sudetendeutschen Jugendarbeit des Bezirkes Ndb./Opf. wurde eine Vielzahl von Aktionen durchgeführt. Veranstalter waren im allgemeinen die Bezirks-, Landes- oder auch die Bundesführung der SdJ und DJO.

Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen entwickelten auch die Gruppen eigene Initiativen und machten Fahrten und Lager, sowie Sportwettkämpfe auf Gruppen- bzw. Kreisebene.

Das Angebot an den Einzelnen war groß.
Die Erlebnisse im Rahmen unseres Bundes wurden oft in sogenannten Fahrtenbüchern festgehalten. Wir haben die Fahrtenbücher eines damaligen Mitgliedes der Jungenschaft durchgelesen und daraus eine Liste der von ihm besuchten Maßnahmen zusammengestellt.
Das Ergebnis finden Sie in der Liste: "Schowanek: Meine Termine 1953-1961".


4.4 Überregionale Beteiligungen

Die folgenden bekannten und überregionalen Veranstaltungen, an denen der Bezirk teilnahm, wären zu nennen:

 



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