Die SdJ- Gruppenbildung in Oberbayern und München erfolgte, auf Grund des hohen Bevölkerungsanteils
von ca. 1,0 Mio Sudetendeutscher in Bayern, sehr rasch und intensiv.
Neben dem Zusammenschluss der Erwachsenen in der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) entstand
auch die Idee für die Kinder und Jugendlichen der sudetendeutschen Vertriebenen eine Jugendorganisation
aufzubauen.
Wesentliche Impulse für die Jugendarbeit kamen von Ossi Böse, der nach der Vertreibung in Berchtesgaden/Obb. gelandet war und bereits 1948 eine Jugendgruppe der SL-Berchtesgaden gegründet hatte.
Ziel und Aufgabenstellung einer Jugendorganisation wurden diskutiert und Ziele entwickelt. Siehe Artikel im Berchtesgadener Anzeiger im Jahre 1949.
Ossi Böses Initiativen waren -- vorerst in Berchtesgaden -- vielfältig:
Er erfasste z. B. die heimatvertriebenen Jugendlichen ohne Lehrstellen und vermittelte diese weiter.
Er organisierte Jugendgemeinschaftsdienste in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt, u. a. wurde der Bau eines Sportplatzes am Obersalzberg realisiert.
Im Jahr 1949 wurde, in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Jugendring; ein 1. Jugendleiterlehrgang für heimatvertriebene Jugendliche in Niederpöcking durchgeführt.
Am 05. 03. 1950 erfolgte dann die Gründung der Sudetendeutsche Jugend in Ingolstadt.
Im Sommer 1950 wurde das 1. Sommerzeltlager der SdJ in Kempten durchgeführt.
Ossi Böse war in dieser Zeit auch hauptberuflich nach Ingolstadt gewechselt und leitete 1951/52 die
Berufsbildungsstätte mit Wohnheim in Ingolstadt. Träger waren das Bayr. Arbeitsministerium und die Stadt
Ingolstadt.
In Halbjahreskursen wurden Jugendliche in ca. 30 Berufen mit Abschlussprüfung ausgebildet. In kürzester Zeit
konnten 300 bis 400 Jugendliche, meist Sudetendeutsche gefördert werden.
In der SdJ hatte Ossi Böse vorab die Bezirksführung von Oberbayern übernommen und ab Ende 1951 die Bundesgruppenführung der SdJ, die er bis 1962 inne hatte.
Am 16./17. 02. 1952 fand die 1. Bezirkstagung der SdJ Oberbayern unter Leitung von Bezirksführer Walter Richter
(Nachfolger von Ossi Böse als Bezirksführer) statt.
Er konnte bereits 38 Jugendleiter und Jugendleiterinnen begrüßen.
Die Jugendgruppen der Sudetendeutschen engagierten sich in vielfältiger Weise. Siehe Dankschreiben des Kreisjugendringes Bad Reichenhall vom 10. 11. 1952.
Der weitere Aufbau der SdJ- Organisation in Oberbayern erfolgte schnell.
Die Verbindungen zu den Führungen der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) und zur Sudetendeutschen
Jugend (SdJ), beide mit Sitz in München, waren hilfreich und unterstützend für die weitere Aufbauarbeit der SdJ
in Oberbayern.
Einen kleinen Einblick in die vielfältige Aufbauarbeit der SdJ Oberbayern vermitteln die Inhaltsangaben bzw. Kurzfassungen der Artikel, die in den Jahren 1951 bis 1955 in der Sudetendeutschen Zeitung zu diesem Thema erschienen. (Link auf dieser Seite unten.)
Es entstanden ab 1950/51 in den einzelnen oberbayrischen Kreisstädten und Gemeinden SdJ-Gruppen mit
unterschiedlichen Ausprägungen:
Die Gruppen gliederten sich nach Alter und / oder gemäß Heimatlandschaften. Bis zur Altersstufe 14
Jahre waren die Gruppen meist nach Mädchen und Jungen getrennt und danach meist gemischt zusammengesetzt.
Die Gruppen beschäftigten sich mit unterschiedlichen Arbeitsinhalten:
Man traf sich wöchentlich für 2 bis 3 Stunden zur Gruppenstunde in einem Gruppenraum.
Siehe beispielhaft: Jahresbericht der Ortsgruppe
Fischbachau für 1952 / 53
Mit Liedern und Volkstanz wurden teilweise auch die Versammlungen der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) umrahmt. Zum Beispiel der „Tag der Heimat“ 1955 in Fischbachau. (Siehe Fotos.)
Die Gruppen unternahmen auch gemeinsame Wochenendausflüge und übernachteten in Zelten und Jugendherbergen. Gereist wurde meistens mit dem Fahrrad oder bei längeren Strecken mit der Bahn.
So entstand unter den vertriebenen Jugendlichen, neben der Landsmannschaft der Erwachsenen (SL) die eigene Jugendgemeinschaft der Sudetendeutschen Jugend (SdJ).
Es hatten sich z.B. allein in München folgende Gruppen gebildet:
Auch in anderen Städten und Gemeinden des Bezirkes Oberbayern fanden sich SdJ-Gruppen zusammen.
Hier eine Auswahl der Orte und der Gründer / Leiter der Gruppen:
Ort | Gruppenart | Gründer / Leiter | |
Kreisgruppe Berchtesgaden | Ossi Böse, Böhm, Kraus, | ||
Dachau | ? | Kraus, | |
Freising / Moosburg | Jugendkreis | Kurt Seibt, Wolfgang Michel, Horst Marschon, | |
Germering | Jugendkreis Fanfarenzug |
Herbert Thiemann, Herbert Thiemann, | |
Ingolstadt | Hannes Ginzel,
Winfried Schmachtl | ||
Ismaning | Jugendkreis | Herwig Weißhuhn, Vinzenz Lulla, | |
Kaufering | Jugendkreis Fanfarenzug |
Günter Volk, ? | |
Laufen | Mädchengruppe Jungengruppe |
Marga Philipp, Gerhard Münzberg, | |
Kreisgruppe Miesbach | Herwig Weißhuhn, | ||
Fischbachau | Jugendkreis | ||
Neuhaus | Jugendkreis Jungenschaft |
||
Schliersee | Mädchengruppe | Gisela Seidl, | |
Miesbach | Jungengruppe | ||
Gmund | Egerländer Volkstanzgruppe | ||
Neuburg/Donau | Jugendkreis | Ing. Knobl, Fritz-Peter Habel, Elisabeth Deutz, | |
Peiting | Traudl Klein, | ||
Prien/Chiemsee | Mädelgruppe | Heidi Hartl, | |
Puchheim | Mädelgruppe | Roswitha Hahm, | |
Rosenheim | Roswitha Lindenthal, | ||
Starnberg | Mädelgruppe | Uli Bornowsky, | |
Tüßling | Jugendkreis | Hans-Dieter Simon, | |
Waldkraiburg | Mädchengruppe Jugendkreis Fanfarenzug |
Conny Keil, Sigrun Rössler, Peter Blumenberg, | |
Weilheim | Jugendkreis | Heinz Musch, |
Der Zusammenhalt der Gruppen und die Gruppenaktivitäten im Bezirk wurden durch Kreisgruppenführer und
Bezirksgruppenführer sichergestellt und koordiniert.
Ihnen oblag die Organisation und Durchführung überregionaler Aktivitäten, z.B.: der Bezirkslager im Winter und im Sommer
und der Jugendleiterlehrgänge.
Der erste Bezirksgruppenführer des Bezirks Oberbayern ab dem Jahr 1950 war Ossi Böse.
Zu seinem Nachfolger wurde 1952 Walter Richter gewählt.
Eine Aufstellung der Bezirksführungen bis 1965 finden Sie auf der Liste: Die Führungsmannschaft
(Link unten auf dieser Seite).
Jährliche Höhepunkte in Oberbayern waren unsere Bezirks-Winterlager in den bayrischen bzw. österreichischen Alpen und die Bezirks-Sommerlager jeweils mit wechselnden Standorten.
Die Winterlager
Die Winterlager starteten immer am 26.12. (zweiter Weihnachtsfeiertag) und endeten am 6.1.
(Dreikönigsfest).
Die Winterlager 51/52 bis 57/58 waren noch durch besondere Einfachheit geprägt:
Wir mieteten leerstehende Almhütten, die nur während des Sommers von den Bergbauern bewohnt wurden.
Wir schliefen auf Heu und Stroh, mit Decken und Schlafsäcken.
Hauptaufgabe war die Versorgung der Gruppe mit Lebensmitteln aus dem Tal.
Die Gelegenheit zum Skifahren war wegen der ungeeigneten Gelände, aber auch wegen Schneemangels
meist weniger gegeben.
Wir machten Bergtouren und bei schönem Wetter sangen wir unsere Fahrtenlieder vor den Hütten.
Folgende Hütten blieben mir in starker Erinnerung:
Ab 59/60 wechselten wir dann schwerpunktmäßig auf bewirtschaftete Hütten in Skigebieten.
Das Skifahren mit Skikurs rückte schon etwas mehr in den Vordergrund.
Aus dieser Zeit erinnere ich mich besonders an folgende Quartiere:
Siehe auch Liste: Ausgewählte Maßnahmen der SdJ Oberbayern, (Link auf dieser Seite unten)
Die Sommerlager
Die Sommerlager starteten immer zu Beginn der großen Sommerferien.
Die ersten Jahre bis 1956 hatten wir auch dabei wechselnde Standorte:
Die Jahre danach trafen wir uns zum Sommerlager auf dem Zeltplatz in Waldkraiburg.
Dieser Platz hatte später feste Gebäude für Küche und Sanitär.
Geschlafen wurde aber grundsätzlich in Zelten. Wir hatten ein reichhaltiges Programm mit Singen,
Volkstanz, Wandern und Schwimmen.
Zu jedem Lagerschluss gab es einen stets unterhaltsamen Lagerzirkus,
der von den einzelnen
Gruppen gestaltet wurde.
Siehe auch Liste: Ausgewählte Maßnahmen der SdJ Oberbayern, (Link auf dieser Seite unten)
Osterlager
Teilweise wurden auch in den Osterferien sog. Osterlager durchgeführt.
Zu nennen wären die Standorte:
Wochenendtreffen
Auch an Wochenenden im Frühling und Herbst trafen wir uns.
Jugendleiterlehrgänge
Für die musische und gesellschaftspolitische Weiterbildung der Gruppenleiter wurden meist an
Wochenenden in Jugendherbergen und anderen festen Häusern Gruppenleiterlehrgänge abgehalten.
In diesem Zusammenhang wären für Oberbayern der 1.Jugendleiterlehrgang für heimatvertriebene Jugendliche im Bayerischen Jugendring in Niederpöcking 1950 und die 1. Bezirkstagung der SdJ-Obb. in Laufen am 16./17.02.1952 unter Führung des Bezirksleiters Walter Richter und der Bezirksmädelführerin Hermi Richter zu nennen.
Überregionale Maßnahmen
Auch an Gestaltungen / Mitwirkungen an überregionalen Höhepunkten und Bundesmaßnahmen
beteiligte sich die Bezirksgruppe Oberbayern. Zu nennen wären:
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