Jahresbericht der SdJ Ortsgruppe Fischbachau 1952/53

In jeder Versammlung der SL oder der Heimatvertriebenen machte man der Jugend die bitteren Vorwürfe, dass sie im Strudel der modernen Zeit vollkommen versumpfe und keinen Funken Idealismus mehr im Leibe habe.

Endlich war es so weit!

Anfangs waren erst 8 Jungen, die sich in der Wohnung des Obmannes der SL trafen, zusammen Wanderungen unternahmen und so etwas wie Jugendarbeit leisteten.
In der Hauptversammlung der SL wurde dann Horst Schmid zum Jugendleiter vorgeschlagen und auch gewählt.

Rundschreiben gingen an die Flüchtlingsjugend der Umgebung.
Das Hautquartier wurde ins Gasthaus zur Post in Fischbachau verlegt. Der Erfolg war gerade zu winzig. Trotzdem zählte die Gruppe jetzt 15 Mitglieder; sogar einige Mädel waren dabei. Frl. Heidrich, die Beraterin unserer Gruppe arbeitete ein Programm aus, bei dem sich jeder durch Vorträge beteiligten sollte.
Noch war kein Lokal gefunden. Man wanderte vom Gasthaus zur Privatwohnung und von da wieder in eine Gaststube. Es war ein rastloses Nomadendasein; bis von Seiten der Gemeinde ein Schulraum zur Verfügung gestellt wurde.

Zum Sudetendeutschen Tag nach Stuttgart konnten wir auf Grund eines Zuschusses der SL und freiwilligen Spenden 2 Mann schicken. Während dieser Pfingsttage sollten sich die Zurückgebliebenen der Gruppen des Kreises, auf unsere Anregung hin, auf einem Berg treffen. Leider blieb es nur bei der Planung.

Unser Jugendleiter nahm anschließend an einem Lehrgang am Heiligenhof/Bad Kissingen teil.

Fast jeden Sonntagmorgen, wenn es die Witterung zuließ tummelten wir uns eine Stunde beim Waldlauf. Jede angesagte Bergtour fiel auf Grund schlechten Wetters, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser.
Zum Grenzlandtreffen in Traunstein fuhren 4 Jungen und 1 Mädel mit den Rädern. Drei andere Gruppenmitglieder kamen motorisiert nach. Nach dem Treffen zelteten die 5 Radfahrer noch zwei weitere Tage am Chiemsee.

Anfang September konnten wir nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten mit dem Volkstanz beginnen.
Wir verlegten unsere Jugendstunden in das Cafe Birkenstein. Da die Musik etwas teuer war, drohte wieder alles einzuschlafen, aber Heinz Lenk aus Gmund half uns aus der misslichen Lage. Im Oktober übernahmen wir den Verkauf von Waschmittel für eine ehemalige Sudetendeutsche Firma.
Die Arbeit für die eingesetzten Werber ist sehr mühsam, aber ein Erfolg belohnte unsere Opferbereitschaft. Wir waren bereits in der Lage, uns eine Ziehharmonika zu kaufen.

Im Verlaufe diesen Monats, der übrigens für unsere Gruppe reich an Ereignissen war, hatten wir wieder ein Sterntreffen der Gruppen des Kreises geplant. Dazu war Walter Richter, unser Bezirksgruppenleiter, eingeladen worden. Aber unser Kreisjugendleiter machte uns einen dicken Strich durch unsere Rechnung. Das Treffen fand nicht statt.
Ebenfalls im Oktober konnten wir im Jugendheim in Miesbach, mit dem Bau von Segelflugmodellen beginnen. Wegen der schlechten Verbindung wurden diese Bastelarbeiten im Dezember unterbrochen.

Vom 12.-18.Oktober veranstaltete der KJR eine Werkwoche für Laienspiel, Volkslied und Volkstanz. In 2 Abenden wurde uns die Jugendoper Till Eulenspiegel eingepaukt. Die Krönung unserer Arbeit bildete der Abschluss im Hotel Kramerwirt in Birkenstein.

Ende des Monats gelang es uns, noch unsere erste Almübernachtung auf der Hütte der Sektion Laitzachtal abzuhalten.

Am 15. November veranstalteten wir mit der Gruppe Gmund einen gelungenen Bunten Abend, der aber schlecht besucht war.

Im Dezember folgte die Weihnachtsfeier für die Ältesten der Heimatvertriebenen, die ebenfalls für unsere Gruppe ein schöner Erfolg wurde.

Vom 26.12.52 bis 1.1.1953 nahmen 2 Mitglieder am Winterlager der SdJ in Scharling teil.

Am 23./24.1.53 fand ein Wochenendlehrgang des KJR in Kochel statt. Er stand unter dem Motto Freies Reden und Handeln. Nach vielem Hin und Her gelang es uns, 5 Gruppenmitglieder dahin zu senden.

Da wir zu Beginn des Neuen Jahres unser Lokal verloren hatten, veranstalteten wir mit unseren Eltern und Freunden am 12.2.53 einen Faschingsabend, um die Besitzerin des Cafes zu entschädigen.
Auch gedachten wir den Raum, durch diese Handlung wieder zur Verfügung gestellt zu bekommen. Denken ist aber nur Glücksache! Wir erhielten den Raum nicht.

Vom 8. auf 9. 2. war wiederum ein Lehrgang für Volkslied und –tanz vom KJR im kath. Jugendheim in Josefstal. Wir konnten uns mit 7 Gruppenmitgliedern daran beteiligen.
Erwähnenswert sind die 3 Kulturfilmvorführungen, die trotz des guten Programms und der nötigen Propaganda nur mittelmäßig besucht waren.

Das erste Jahr unseres Bestehens war ein Jahr harter Arbeit, und mancher Kampf musste ausgefochten werden. Wenn wir auch manchmal fast am Boden lagen, hob uns doch der nächste Augenblick wieder in die Höhe.
Zu unserem Leidwesen mussten wir aber feststellen, dass sich der größte Teil der Erwachsenen, gar nicht für diesen Kampf interessiert hat, was schon daraus zu ersehen ist, dass sämtliche unserer Veranstaltungen erschreckend geringen Besuch aufwiesen.

Trotz allem sehen wir mit Zuversicht in die Zukunft und hoffen, dass es das neue Jahr besser mit uns meint.



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