Die oft vorherrschende Isolation der heimatvertriebenen Jugend zwang sie vielerorts zur
eigenen Gruppenbildung.
Die Mitgliederwerbung erfolgte durch direkten Kontakt, Mundpropaganda in Schulen, auf der
Strasse, im Lager und Ansprache über die Eltern und SL- Mitglieder, Auswertung der
Einwohnerlisten der Gemeinden ... .
Probleme der ersten Zeit: Es fehlte an Geld
Doch überwand der jugendliche Idealismus, unterstützt durch die älteren Landsleute, immer
wieder alle materiellen und organisatorischen Schwierigkeiten.
Oftmals fanden die Heimabende in der Stube einer Familie statt.
Bereits 1948/49 waren in den drei Westzonen die ersten sudetendeutschen Jugendgruppen entstanden:
Ein erstes überörtliches Treffen von Gruppenleitern am 21. August 1949 in Forchheim führte zur Gründung der Sudetendeutschen Junglandsmannschaft.
Am 04./ 05. März 1950 folgte ein Treffen von Jugendleitern in Ingolstadt. Hier erfolgte die Entscheidung für die bündische Jugendarbeit und für die Schaffung eines eigenständigen Jugendbundes der Sudetendeutschen Jugend (SdJ).
Schwerpunkt war die Erziehung junger Menschen durch das Gemeinschaftserlebnis in der Gruppe. Man folgte damit der Tradition der deutschen Jugendbewegung, wie sie in der Vorkriegszeit bis 1938 in der Jungturnerschaft des Deutschen Turnverbandes und in der Bündischen Jugend in der Tschechoslowakei ihre Ausprägung fand.
Diese Jugend traf sich zum 1. Bundestreffen am Sudetendeutschen Tag 1950 in Kempten und erarbeitete sich im ersten Zeltlager in Gaisthal im August 1950 bereits ihr erstes Programm.
Diese sudetendeutsche Jugendgemeinschaft stellte als erste Ziele die Erziehungsgemeinschaft,
die Erhaltung des Volkstums, die Pflege und Weitergabe sudetendeutschen Brauchtums heraus.
Sie forderte damals bereits die Selbstbestimmung der Volksgruppen in Europa.
Sie wollte Erziehungsgemeinschaft für eine Sinn suchende heimatvertriebene Jugend sein.
Die SdJ- Führung hatte bald erkannt, sollte es zu einer Wiederherstellung des Rechtes und damit
zu einer Neuordnung in Europa kommen, konnte das Ziel der friedlichen Wiedergewinnung der Heimat
nur über eine Partnerschaft mit der tschechischen Jugend erreicht werden.
Es fanden schon 1952 erste Gespräche am Heiligenhof zwischen der SdJ - Führung und jungen
Exil - Tschechen und -Slowaken statt.
Die DJO und damit die SdJ bekennt sich in ihrer Satzung ausdrücklich zum Wiesbadener Abkommen und zur Charta der deutschen Heimatvertriebenen.
Der Aufbau der SdJ-Organisation verlief in den einzelnen Bundesländern verschieden:
In Süddeutschland, besonders in Bayern (amerikanische Besatzungszone), mit einer Million
dem stärksten Anteil der Sudetendeutschen, erfolgte nach dem das Vereinigungsverbot der
Besatzungsmächte aufgehoben worden war, ab 1948/49 nahezu flächendeckend die Gruppenbildung.
Die Werbung von Kindern und Jugendlichen war im Lager, im Dorf, Stadtviertel etc. relativ
unproblematisch. Hier bildeten sich schnell sudetendeutsche Orts- und Kreisgruppen.
Bayern stellte zunächst die Führungskräfte im Bund und übernahm dadurch eine gewisse Führungsrolle beim Aufbau und der geistigen Ausrichtung der Sudetendeutschen Jugend.
Eine ähnliche Situation lag in Hessen und Baden - Württemberg vor (amerikanische und französische Besatzungszonen).
In Norddeutschland (Britische Zone) mit einem nur geringen Bevölkerungs - Anteil der Sudetendeutschen war das Auffinden und Sammeln interessierter sudetendeutscher Jugendlicher wesentlich schwieriger.
Beispiel NRW: Hier bildeten sich, meist in den Großstädten, bereits 1949 in Herne,
Düsseldorf, Bonn, Recklinghausen, Glattbeck, Aachen, Bochum die ersten SdJ-Gruppen. Diese
arbeiteten zunächst weitgehend unabhängig von Bayern.
Ab 1951 erfolgte durch die Teilnahme an Sudetendeutschen Tagen, Sommer- und Winterlagern ein
erster Kontakt und daraufhin eine enge Zusammenarbeit mit den süddeutschen Gruppen.
Ein erstes Zusammentreffen 1951 in Düsseldorf der SdJ - Bundesführung mit Gretl Hajek, Ossi Böse, Rolf Nitsch und Erich Kukuk mit der SdJ - Landesführung NRW unter Willi Schultes, Hans Kreibich, Traute und Horst Theml erreichte eine enge Zusammenarbeit zwischen NRW und Bayern.
Die Landesgruppe führte regelmäßig Lehrgänge für Führungskräfte durch, sie gab viele Jahre
eigene Arbeitsbriefe für die Gruppenarbeit heraus.
Jährlich fand in Jugendherbergen das Osterlager als SdJ - Landestreffen statt. Es wurden
jedes Jahr die Faustballmeisterschaften der Landesgruppe durchgeführt.
Bei den alljährlichen Landestreffen der Sudetendeutschen in NRW stellte die SdJ
jeweils starke Abordnungen und war Mitgestalter des Veranstaltungsprogrammes.
Ähnlich verlief der Aufbau der Gruppen in Niedersachsen, Hamburg und Norddeutschland sowie in der französischen Besatzungszone, wohin keine geordneten Transporte der vertriebenen Sudetendeutschen gingen.
Bereits am 28. Oktober 1949 gründete sich in der Viersektorenstadt Berlin eine sudetendeutsche Jugendgruppe als Jugend - Arbeitsgemeinschaft, aus der später die Sudetendeutsche Jugend, Landesgruppe Berlin, hervorging.
Es erfolgte ein rascher Aufschwung. Mit 80 Jugendlichen war es bald eine wichtige Untergliederung der SL Berlin.
Gut die Hälfte der Mitglieder kam aus Ostberlin und der sowjetischen Besatzungszone regelmäßig zu den Treffen und Veranstaltungen. Sie scheuten kein Risiko und keine Mühe um ein paar Stunden mit Gleichgesinnten in Freiheit zusammen zu sein.
Die Jugendarbeit wurde laufend verstärkt und ausgebaut, sodass mehrere Kinder- und Jugendgruppen
entstanden.
Ab 1950 entstand vor allem auch durch das Grenzlandlager Gaisthal eine enge Verbindung mit der
SdJ - Bundesgruppe, durch die Teilnahme an Lagern, Tagungen, Lehrgängen und den Bundestreffen
anlässlich der Sudetendeutschen Tage.
Durch den Mauerbau am 13. August 1961 wurden die nun in der so genannten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wohnenden ostberliner und mitteldeutschen Mitglieder von dieser erfolgreichen Gruppenarbeit gewaltsam getrennt.
Jegliche eigene landsmannschaftliche Aktivitäten wurden in der DDR gewaltsam unterdrückt.
Bedingt durch die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten jener Jahre in Westberlin, verzog ein Großteil der ehemaligen SdJ - Angehörigen nach Westdeutschland, um sich dort eine gesicherte Existenz aufzubauen. Damit erlitt die Gruppenarbeit einen schweren Rückschlag.
In der sowjetischen Besatzungszone war jeglicher Zusammenschluss oder ein Treffen von Vertriebenen bis zur Wende 1989 verboten. Sie hießen hier offiziell UMSIEDLER.
Durch den Mauerbau wurden auch die sudetendeutschen Jugendlichen von jeder Verbindung mit Westdeutschland abgeschnitten.
Nach Überwindung der ärgsten Not fanden sich in allen Bundesländern Österreichs die Sudetendeutschen in verschiedenen landsmannschaftlichen Vereinigungen zusammen, um gemeinsam die dringendsten Probleme zu meistern.
Das galt auch für die Jugend, wo junge Sudetendeutsche unabhängig von einander sudetendeutsche
Jugendgruppen gründeten:
1948 in Salzburg und in der Steiermark,
1949 in Oberösterreich und Wien,
1951 in Tirol und
1953 in Kärnten.
Sie gingen zunächst getrennte Wege, ehe sie sich 1954 zur Sudetendeutschen Jugend Österreich
(SDJÖ)
zusammenschlossen.
Mit dem Zusammenschluss, aber mit einzelnen Gruppen bereits vorher, erfolgte eine enge Zusammenarbeit mit der Sudetendeutschen Jugend der Bundesrepublik Deutschland.
Nach dem Krieg, 1945 und in den folgenden Jahren, galt in Deutschland das durch die Besatzungsmächte erlassene Recht. Es stand über
den bis dahin geltenden Gesetzen und Regeln.
Im Einzelnen:
Auch nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 waren die oben genannten Gesetze und Vorschriften weiterhin gültig, soweit sie nicht ausdrücklich gestrichen wurden. Auf vielen Gebieten der Verwaltung, der Politik, der Medien und der Gesellschaft galt also das Recht der alliierten Besatzungsmächte weiter.
Insbesondere musste auch die Neugründung von Parteien, Vereinen, Verbänden und Interessensgemeinschaften von der örtlichen Kommandantur der Besatzungsmacht genehmigt werden. In Bayern war dies die Aufgabe der amerikanische Besatzungsbehörde.
So ist zu erklären, dass 1950 die Gründung der Jugendgruppe Wertingen im Regierungsbezirk Schwaben als Sudetenländische
Jugend von der dortigen Besatzungsbehörde registriert und genehmigt werden musste.
Dazu war ein zweisprachiges Antragsformular vorzulegen. Erst dann durfte die Gruppe offiziell in Erscheinung treten.
(Ein Link unten auf dieser Seite führt Sie zum Formular.)
Die US- Army hat schon bald nach Kriegsende für ihren Verwaltungsbereich unter dem Begriff German Youth Activities ein Programm zur Betreuung und Umerziehung deutscher Kinder und Jugendlicher entwickelt.
In den GYA-Zeltlagern, die jedermann offenstanden, wurden Erlebnis und Erholung angeboten.
In ihren Heimen der offenen Tür ( später Amerika-Haus ) konnten Kinder und Jugendliche sich treffen, Bücher lesen und an Veranstaltungen oder Gruppenprogrammen teilnehmen.
Dass diese Angebote auch von sudetendeutschen Kindern angenommen wurden, zeigt beispielhaft eine Urkunde, die Helmut Nachtigall bei
einem Kunsthandwerks-Wettbewerb gewonnen hat, der 1950 im GYA-Haus in Friedberg durchgeführt wurde.
(Ein Link unten auf dieser Seite führt zur Urkunde.)
Auch die damals neu gegründeten Gruppen der Sudetendeutschen Jugend durften die GYA-Heime mitbenützen, dies belegt ein
Schriftverkehr von Walter Kukula, des damaligen Jugendleiters der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit dem GYA-Coordinator,
Oberstleutnant Gustav J. Albrecht.
(Link zu diesem Dokument auf dieser Seite unten.)
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