Die Entstehungsgeschichte der Schönhengster Sing- und Spielschar steht im Zusammenhang mit dem Wirken von
Dr. Walther Hensel, Mährisch Trübau (Schönhengstgau).
1923 veranstalteten Dr. Walther Hensel, Mährisch Trübau und Dr. Emil Lehmann aus Landskron die erste
Finkensteiner Singwoche in einer kleinen Waldsiedlung bei Mährisch Trübau. Das war erstmalig im europäischen
Raum, dass Chorgemeinschaften über eine gewisse Zeit für musische Aufgaben, in diesem Fall die Erarbeitung von
Volksliedliteratur, begeistert werden konnten.
Anlässlich des Schönhengster Heimattages 1953 in Heidenheim bemühten sich Ideenträger, die nach der Vertreibung gebildeten Spielscharen in Wels Österreich und Heidenheim West Deutschland zu bündeln und Spielscharwochen zu organisieren.
Am 1. Mai 1954 trafen sich Dr. Walther Hensel, Trude Derschmidt-Hellebrand, Prof. Gerald Hellebrand mit
Familie aus Mährisch Trübau/Wels (Österreich), Otto Michel aus Rothmühl, und Prof. Josef Lidl aus Mährisch
Trübau/Weißenburg (Bayern) in Schliersee und gründeten die Schönhengster Sing- und Spielschar.
Die Gruppe nahm zu ihrer Arbeit alle musischen Kräfte auf, und pflegte Musik, Lied, Tanz und Laienspiel.
Vom 2. bis 8. August 1954 fand das erste gemeinsame Spielscharwochenende mit Dr. Walther Hensel in der
Jugendherberge in Karlsruhe, am Engländerplatz statt.
Im Anschluss an diese Woche bildete sich unter Leitung von Prof. Josef Lidl die Schönhengster Sing- und
Spielschar fort. 50 - 60 Mitglieder trafen sich jedes Jahr zeitweise auch zweimal im Jahr, in der Regel vor den
Heimattagen der Schönhengster, Ende Juli/August in Jebenhausen bei Göppingen zu Arbeitswochen.
Die Gruppe gestaltete Heimatabende, wirkte an den Volkstumsabenden der Sudetendeutschen Tage mit und
unternahm Auslandsfahrten.
Heimatdichter wie Karl Hübl, Dr. Rudolf Pechhold, Fridolin Aichner begleiteten ihre Arbeit.
Laienspiele: Der Schatz im Berge, Der Mann mit der Fidel, Wir wandern alle weit zerstreut von
Fridolin Aichner, aber auch Der Sensenschmied von Herbert Wessely, Die kleine Flöte von
Martin Luserke wurden einstudiert und mit großem Erfolg aufgeführt.
1958 wechselte die Leitung der Gruppe von Oberstudienrat Josef Lidl zu Prof. Gerald Hellebrand aus Wels/Oberösterreich. Ein hervorragender Musiker, der eine große Anzahl von guten Tonsätzen schrieb. Er verstand es, den Chor bis auf die letzten Feinheiten auszubilden, sodass neben Volksliedern auch schwierige Sätze der alten gelegentlich auch der jüngeren Musikliteratur zum Vortrag erarbeitet wurden.
Die Seele der Spielschar war von Anfang an Trude Derschmidt–Hellebrand, eine Organisatorin und energische,
begeisterte Führerin, an der die Jugend hing, die mit ihrer Musikalität und ihrer guten Stimme eine wichtige
Stütze des Chores war.
Ihre ganze Familie, besonders auch ihr Mann, ebenfalls ein tüchtiger Musiker, wirkten in der Spielschar
mit. Auch Landsmann Otto Michl und seine Kinder, die alle gute Sänger und Musiker sind, haben der Spielschar
das Gepräge gegeben.
1970 zog sich Trude Derschmidt aus der aktiven Arbeit zurück.
Josef-Karl Müller (JoKa) übernahm die Gesamtleitung, Manfred Hiebel die Chorleitung und Rupert Lippke
die Tanzleitung.
In den folgenden Jahren vollzog sich ein Generationswechsel. Das Durchschnittsalter der Mitglieder sank
auf 20 Jahre. Die Mitglieder blieben weiter über ganz Deutschland bis nach Österreich verstreut.
Die Führungsarbeit wird seitdem im Team bewerkstelligt.
1994 feiert die Spielschar am Schönhengster Heimattag in Göppingen ihren 40. Geburtstag. Als gefeierte Gäste Oberstudienrat Josef Lidl und Studienrat Gerald Hellebrand.
1999 findet eine Osterarbeitswoche in Mondsee/ Österreich mit 70 Personen statt, darunter 30 Kinder bis
zu 14 Jahren.
Das Singen und Musizieren leitet Ingrid Kieneswenger, Eberhard von Frankenberg das Tanzen der Junioren.
Ausgewähltes Liedgut und neue Chorsätze studiert Manfred Hiebel unter Mitwirken von Maria Etschmann und Klaus
Babilon ein. Unter der Leitung von Rainer Jandl werden Volktänze vermittelt.
Bei der Osterarbeitswoche 2001 in Mondsee/ Österreich mit über 70 Personen, davon 30 Kinder, leiten das Singen Ingrid Kieneswenger, Tanja Hiebel, Marie Etschmann, Klaus Babilon, und Manfred Hiebel. Tanzen lehrten Joka Müller und Rainer Jandl.
2003 gibt es einen Chorleiterwechsel, Manfred Hiebel überträgt, nach über 26 Jahren, das Dirigentenamt an Judith Maria Etschmann, geboren 1977 in Innsbruck. Die Tanzleitung übernehmen Rainer und Elfi Ruprecht aus Wels.
Josef-Karl Müller, geboren am 5.Mai 1953 in Coesfeld/ Westfalen, schreibt:
Seit nunmehr 30 Jahren, und zwar von Kindesbeinen, gehöre ich zur aktiven Gemeinschaft der Sing- und
Spielschar.
Meine Eltern waren aktive Mitglieder des Schönhengstgauer Heimatbundes, die sich auch anlässlich der
volkskundlichen Woche der Schönhengster Spielschar engagieren. Dadurch ist für mich der Gedanke, das gesamte
Kulturgut der Schönhengster Heimat mit unterschiedlichsten Aktivitäten zu bewahren, zu pflegen und an unsere
Nachkommen weiterzugeben, zur Selbstverständlichkeit geworden.
Meine Frau, Elisabeth und unsere beiden Kinder, Fabian und Carolin, unterstützen mein Engagement in
jeder Hinsicht und sind selbst aktive Mitglieder der Spielschar.
Auch andere Kinder der 70iger Jahre brachten Ehepartner von außen und eigene Kinder hinzu, so dass die
Spielschar zu einer modernen großen Familie zusammengewachsen ist.
Wir gestalten gemeinsame Urlaube, laden uns gegenseitig zu Hochzeiten, Taufen oder Geburtstagen ein, obwohl
die Wohnorte oft Hunderte von Kilometern auseinander liegen.
Die 40 bis 60 aktiven Mitglieder der Sing- und Spielschar kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, von
Schleswig Holstein, von Bremen, dem Münsterland, dem Großraum Frankfurt mit Rheingau, von Stuttgart, dem Allgäu,
von München, aus dem österreichischen Wels und von Innsbruck. -- Leider haben wir wegen der enormen räumlichen
Trennung nur zweimal im Jahr, und zwar jeweils in den Oster- und Weihnachtsferien, die Möglichkeit zum Üben.
Nur die vielen persönlichen Kontakte helfen, die langen Zeiten zwischen den Arbeitswochen zu überbrücken.
Damit bei den Arbeitswochen die Unterhaltung nicht zu kurz kommt, dafür sorgen einige kreative Mitglieder
mit diversen Laienspiel-Darbietungen und Bastelarbeiten.
Der Umbruch, der in den 70iger Jahren stattfand, hat zwar die Struktur der Spielschar, aber nicht die
Qualität der Arbeit der heutigen Sing- und Spielschar verändert. Neue Mitglieder brachten neue Ideen.
So wurde das Repertoire um nationale und internationale Lieder und Tänze aus verschiedenen Regionen
bereichert. Außer den alten Liedern aus der Heimat werden auch moderne Stücke gesungen.
Die Liedermappe unserer Gruppe umfasst inzwischen mehr als 300 Lieder.
Dies ist die wahre Identifikation, die uns und allen, die uns erleben, in der heutigen Zeit Freude, Hoffnung, Mut und Kraft vermittelt, bei den Feiern und im Alltag und uns verbindet.
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