Aus den spärlichen Unterlagen der Anfangszeit ist zu entnehmen, dass sich in der DJO-Landesführung von
Schleswig-Holstein Helmut Meinert und Klaus Ballert um den Aufbau der Jungenschaft gekümmert
haben müssen.
Von Helmut existiert eine kurze Karte, in der er 1958 dem Bundesjungenschaftsführer mitteilt, dass am
Bundesjungenschaftslager in Gaisthal wegen der großen Anreisestrecke niemand aus S-H teilnehmen kann.
Die nun folgende Aufzählung wurde möglich durch die Einsichtnahme in Exemplare der Jungenschaftsblätter „DER JUNGENSCHAFTLER“ und „Die KOHTE“, die Lothar Lamb und sein Bruder Rüdiger in der Zeit 1959 bis 1966 gesammelt hatten.
Abwechselnd nahmen Helmut und Klaus in den Jahren 1957 bis 1960 als Vertreter ihres Landes am Bundesthing
der Jungenschaft teil.
Beim Landesthing am 10./11. Dezember 1960, vermutlich im DJO-Heim Bosau, wo sich die Vertreter von zehn
aktiven Kreisgruppen (Eutin, Kiel, Lauenburg, Lübeck, Neumünster, Pinneberg, Plön, Rensburg, Schleswig,
Südtondern) versammelt hatten, trat der amtierende Landesjungenschaftsführer Klaus Ballert nach heftiger Kritik
an seiner Arbeit zurück und Lothar Lamb, bis dahin Kreisjungenschaftsführer in Plön übernahm die
Führung im Land.
Für die Jungenschaftsarbeit in Schleswig-Holstein war sein Wirken im Amt als Landesjungenschaftsführers
ausgesprochen Gewinn bringend.
Sein Nachfolger fasste den Dank an ihn im DER JUNGENSCHAFTLER, nach seiner fünfjährigen Tätigkeit,
die längste eines Landesjungenschaftsführers im Land, wie folgt zusammen: „ . . . auch diejenigen, die
manchmal mit seiner Form nicht einverstanden waren, müssen zugeben, daß er uns in uneigennützigem Einsatz und
mit unermüdlicher Kraft zu manchen schönen Höhepunkten in unserer Arbeit geführt hat.“
DER JUNGENSCHAFTLER ursprünglich 1959 als Zeitung für die Jungenschaft im Kreis Plön konzipiert,
wurde durch seine Initiative einige Jahre für das ganze Land herausgegeben.
Lothar Lambs Beziehungen zur übrigen DJO-Landesführung und natürlich auch zur Bundesjungenschaftsführung
waren nicht nur für die Jungenschaftsarbeit im Land, sondern auch für den Bund von großem Nutzen. Neben seiner
umsichtigen Leitung und Durchführung des jährlichen Landesthings wurde auf seinen Vorschlag hin 1963 vom
Landesthing der Antrag an den Bund gestellt, die DJO-Rune als Stoffabzeichen einzuführen.
Für das Bundesjungenschaftslager 1963 am Lanker See leistete er mit seinen Mitarbeitern wertvolle organisatorische Vorarbeit, ohne die ein reibungsloser Ablauf des Lagers nicht möglich gewesen wäre.
Einer der Stellvertreter und wichtiger Repräsentant der Jungenschaft in Schleswig-Holstein war Klaus
Habermann.
Als Kreisjungenschaftsführer von Südtondern war er mit seiner Mannschaft in Niebüll ein antreibender Motor
für die Jungenschaftsarbeit auch im Bund.
Er nahm mit einigen Jungen aus seinem Kreis am zweiten Bundesjungenschaftslager 1959 auf Amrum teil und
bei der großen Schlacht der Nibelungen in der Rhön 1961 reisten die zahlreichen Hunnen aus
Schleswig-Holstein unter seiner Führung mit den Rädern an.
Auf seine Initiative geht auch der erste landesweite Jungenschaftslehrgang zurück, den er Ende April 1963
in Haidburg/Südtondern organisierte, damals überzeugte sich der amtierende Bundesjungenschaftsführer von der
guten Arbeit, die im Land geleistet wurde.
Als beim Bundesthing 1963 eine neue Bundesjungenschaftsführung gewählt werden musste, wurde Klaus
Habermann zu einem der Stellvertreter berufen.
Bereits im Mai 1964 musste ein außerordentliches Bundesthing neu wählen, da Felix Rauner aus dem Amt
schied. Neuer Amtsinhaber in der obersten Führungsposition der DJO-Jungenschaft wurde Klaus Habermann, der das
Amt bis 1967 innehatte.
Ein weiterer stellvertretender Landesjungenschaftsführer war 1960 Reinhold Strutz aus Ratzeburg,
der in seinem Jungenschaftskreis dem HERZOGTUM LAUENBURG eigenen Vorstellungen nachging und mit
bestimmten Zielen der DJO für die Jungenschaft nicht einverstanden war.
Leider sind über seine Tätigkeit kaum Unterlagen aufzutreiben, da sein Nachlass (Reinhold ist leider
schon verstorben) unbearbeitet aufgelöst wurde.
So viel ist aus vorhandenen einzelnen Briefen bekannt, dass er enge Kontakte zu anderen bündischen Gruppen
pflegte und mit deren Philosophie liebäugelte.
So lehnte er den Status der DJO-Jungenschaft als Altersstufengliederung ab. Ihm schwebte für seine
Getreuen nach der eigentlichen Jungenschaftszeit ein eigener Männerbund vor und nicht die Überführung in
gemischte Jugendkreise und andere Führungspositionen innerhalb der DJO.
So war er auch anfangs kaum bereit, sich an Maßnahmen des Landes mit seinen Leuten zu beteiligen und
hielt mehr Kontakt zu anderen Jugendvereinigungen mit bündischer Prägung.
Seine Ansicht lockerte sich anscheinend ab 1963 nach dem großen Meißner Treffen der Jugendbünde, wo
Reinhold Strutz als Vertreter der DJO an den Vorbereitungsveranstaltungen teilnahm und die oft plan- und
ziellose Einstellung dieser Jugendszene feststellen musste (siehe Kapitel: Jungenschaft Bund,
Abschnitt: Sonstige Aktivitäten / Kontakte zur Bündischen Jugend ).
Anscheinend fand danach nicht nur bei ihm ein gewisses Umdenken in der Einstellung zu den übrigen Gruppen
im Land statt. In der folgenden Zeit übernahmen immer wieder Jungenschaftler aus dem Wirkungskreis von
Reinhold Strutz Führungspositionen auf Landesebene, öffneten ihre Fahrten auch für andere Gruppenmitglieder
und beteiligten sich bei der Organisation von Landeslehrgängen.
An seiner Einstellung, auch der seiner Nachfolger und Mitstreiter, zu den politischen Zielen der DJO und
den Grundsätzen der Jungenschaft war jedoch nie etwas auszusetzen.
Beim Landesthing Pfingsten 1965 in Lübeck wurde Ocke Rörden aus Niebüll zum neuen
Landesjungenschaftsführer gewählt, weil Lothar Lamb nach fast fünfjähriger Tätigkeit in diesem Amt der Meinung
war, er müsse jetzt jüngeren Kräften die Führung der Jungenschaft übergeben.
Zu seinen Stellvertretern wurden mit Eckart Erdmann, Ratzeburg und Rüdiger Lamb, Raisdorf, zwei
Jungenschaftler aus den beiden unterschiedlichen Lagern gewählt.
Ocke musste sich auf Grund dringender Abiturvorbereitungen nach einem Jahr von seinem Amt zurückziehen und
so tauschten sie im April 1966 beim Jungenschaftslehrgang mit anschließendem Landesthing in Ratzeburg die
Positionen:
Eckart Erdmann wurde zum neuen Landesjungenschaftsführer gekürt und Ocke Rörden übernahm
eine von den zwei Stellvertreterfunktionen. Als weiterer Stellvertreter wurde Hanns Peter Wolff aus Lübeck für
den ausscheidenden Rüdiger Lamb eingesetzt.
Nach allerdings sehr unvollständigen Informationen scheint sich ab dieser Zeit der Schwerpunkt der
Jungenschaftsarbeit in Schleswig-Holstein nun stärker auf die Kreise Ratzeburg (Fähnlein Herzogtum
Lauenburg ) und Elmshorn (Fähnlein Hermann von Salza ) verlagert zu haben.
Unklar ist, wann Raimar Neufeldt, Elmshorn, zum Landesjungenschaftsführer gewählt wurde.
Auf der Teilnehmerliste des Bundesthings 1967 in Bad Kissingen wird Eckart Erdmann als stellvertretender
Bundesjungenschaftsführer aufgeführt und Raimar, der in einer kurzen Biographie seine jährlichen
Auslandsfahrten seit 1961 beschreibt, vertritt an führender Position das Land Schl/Hol.
Beide sind in der Zeit für die Zeitschrift DIE KOHTE verantwortlich, die als Konkurrenzblatt
zum DER JUNGENSCHAFTLER herausgebracht wurde.
Nach Raimars Aussage hat er seine Ausbildung zur Führerpersönlichkeit bei entsprechenden Lehrgängen auf
dem Heiligenhof in Bad Kissingen erhalten.
Im Protokoll des Bundesthings vom 19./20. Okt. 1968 am Heiligenhof wird vermerkt, dass Hans Heinrich
Redder, Ratzeburg, amtierender Landesjungenschaftsführer von Schleswig-Holstein ist.
Bis zum Jahr 1971 sind über die Verhältnisse und das Wirken der Jungenschaft keine greifbaren
Informationen vorhanden.
In einem Bericht von Kurt Seidel, einem erfahrenen Jungenschafsführer, den es beruflich aus NRW
nach Lübeck verschlug und der sich wie früher im anderen Bundesland aktiv in die Jugendarbeit eingeschaltet
hatte, wurde Pfingsten 1971 bei einem Jungenschaftstreffen des Landes S-H zum neuen Landesjungenschaftsführer
gewählt.
Aus seinem Bericht geht weiter hervor, dass er das Amt 1976 abgeben musste, weil er zum
DJO-Landesvorsitzenden gewählt worden war.
Im Protokoll vom Landesthing 1978 in Bosau wird die Wahl eines neuen Landesjungenschaftsführers Sönke
Rathmann mit seinen Stellvertretern Helge Böttcher und Volker Stolten festgehalten.
Dieses Protokoll ist das letzte schriftliche Lebenszeichen der Jungenschaft in Schleswig-Holstein, das
bei der Bearbeitung der Geschichte der Jungenschaft bis jetzt vorgelegen hat.
Zum Abschluß des Berichtes über die Jungenschaft im Lande Schleswig-Holstein sei hier die
ideologische Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Lagern innerhalb der Jungenschaft aufgezeigt.
Am besten geht dieses durch einen Blick in die beiden im Lande erscheinenden Jungenschaftsblätter:
DER JUNGENSCHAFTLER
1961 beschreibt der Landesjungenschaftsführer Lothar Lamb in einem Leitartikel die Grundsätze der DJO-Jungenschaft.
Er begrüßt in einem Vorwort zur ersten Ausgabe
für das Jahr 1965 die für die Zukunft geplante Zusammenarbeit der Redaktionen von JUNGENSCHAFTLER und KOHTE.
Inbesondere weist er darin auf eine
Abhandlung über die Kluft in der Lauenburger Jungenschaft
hin, die in diesem Heft erscheint.
DIE KOHTE
Die beiden Kreise Ratzeburg (Fähnlein LJ Herzogtum Lauenburg ) und Elmshorn (Fähnlein Hermann von Salza ) brachten DIE KOHTE als Konkurrenzblatt heraus, um darin ihre bündischen Vorstellungen zur Diskussion zu stellen und legten darin die Regeln für ihre Scharen fest.
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