Nach der Vertreibung wurden in den meisten Orten Unterfrankens zunächst von den SL-Obleuten zeitlich
unterschiedlich und meist privat die sudetendeutschen Jugendlichen zusammengeholt.
Es wurde nach geeigneten Gruppenleitern /innen Ausschau gehalten und man schickte diese zu Lehrgängen
(ab 1952 auf den Heiligenhof) bzw. zu den ersten Sudetendeutschen Tagen.
Etwa ab 1951 entstanden eigene sudetendeutsche Jugendgruppen -- zunächst meist gemischt, später aufgeteilt in
Mädelgruppen und Jungengruppen, später Jungenschaft -- unter Leitung sudetendeutscher Jugendlicher. In vielen Orten
gab es für die Jüngsten auch Kindergruppen. In Bad Kissingen bestand sogar eine eigene sudetendeutsche
Ballettgruppe (siehe Bericht von Jutta Ammer: Erinnerungen an die Zeit bis 1964 ,Verweis unten)
aus der die spätere Primaballerina der Stuttgarter Staatsoper Birgitt Keil (Sud. Kulturpreis 1999)
hervorging.
Die Gruppen bestanden im Durchschnitt aus 10-15 Jugendlichen. In größeren Orten gab es oft mehrere Gruppen
altersmäßig unterteilt. Man traf sich meist einmal in der Woche.
In vielen Orten nahmen mit der Zeit auch einheimische Jugendliche oder Jugendliche aus anderen Ostgebieten
an den Gruppenstunden teil. Teils weil sie sudetendeutsche Jungen und Mädchen als Freunde/innen hatten, mit denen
sie gemeinsam spielen, singen und etwas erleben wollten, teils aber auch weil sie die heimatpolitische Arbeit in
den Gruppen interessierte.
Dieses Miteinander diente so auch der Verständigung mit den Ortsansässigen.
Die Jugendarbeit befasste sich zum einen mit Bereichen, die auch andere Jugendgruppen pflegten z. B. Sport,
Spiel, Orientierung im Gelände, Wanderungen, Zeltlager, Skilager, Volkstanz und Singen, wobei bei unseren
Gruppen natürlich das sudetendeutsche Liedgut bzw. sudetendeutsche Volkstänze den Vorrang hatten. Daneben gab es
dann noch den heimatpolitischen Bereich, auf den großer Wert gelegt wurde.
Zum Teil wurden in den Gruppen Gruppenhefte geführt, in die in den Gruppenstunden Einträge gemacht wurden
(z. B. über die Besiedlung der Ostgebiete, 4. März 1919, Prag, Peter Parier, Adalbert Stifter usw.). Dieses Wissen
wurde auch immer wieder abgerufen. Z. B. bei einem Quiz in der eigenen Gruppe, im Bezirk, bei Wettbewerben am
Sudetendeutschen Tag oder bei den Mädel- und Jungenschaftsproben.
Wo die Zusammenarbeit mit der SL gut klappte, gestalteten die SdJ-Gruppen meist auch die Muttertagsfeier, das
Sonnwendfeuer, die Sommerfeste, den Tag der Heimat, die Weihnachtsfeiern und die Faschingsbälle.
Daneben machten sie Wanderungen, Zeltlager und Sportwettkämpfe innerhalb der eigenen SdJ-Gruppe oder zusammen
mit anderen SdJ-Gruppen in der Umgebung.
Einzelne Gruppenmitglieder oder auch ganze Gruppen nahmen an Zeltlagern oder anderen Veranstaltungen des
Bezirks oder des Landes teil. Auch mit anderen Jugendgruppen am Ort wurden Kontakte gepflegt und gemeinsame
Unternehmen durchgeführt.
Aus dem gesamten Bezirk Unterfranken beteiligten sich immer mehrere hundert Jugendliche an den Aktivitäten
am Sudetendeutschen Tag z. B. bei der Gestaltung des Lagerhofes des Bezirks, am Fackelzug, am Bunten Rasen
usw..
Viele Gruppen beteiligten sich an Paketaktionen in die DDR oder betreuten kinderreiche Familien z. B. im
Bayerischen Wald.
Von Jugendleitern der SdJ-Unterfranken, die nach dem Abitur zum Studium nach Würzburg kamen (Kurt Sieber,
Ingrid Frodl, Sepp Lexa, K.H. Schönpflug) wurde dort 1957 auch ein Arbeitskreis Sudetendeutscher Studenten
gegründet.
Viele Sudetendeutsche, die dort studierten, haben später in bedeutenden Positionen in der Wissenschaft, in
der Wirtschaft, im öffentlichen Leben zum Wohle der Sudetendeutschen Volksgruppe gewirkt
(z. B.: Dr. Günter Reichert, Jörg Kudlich, Dr. Horst Kühnel).
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