Jutta M. Ammer, | 94036 Passau, 19. 11. 2008 |
Dipl.-Betriebswirtin | Graf-Salm-Str. 28 A |
  | Telefon (08 51) 5 13 64 |
Im Aug. 1946 kam ich von Freiwaldau/Altvater nach Bad Kissingen. Hier waren die Vertriebenen in drei Hotels untergebracht. Alle 3 Hotels lagen im Kurgebiet mit anschließendem Wald.
Wir wohnten im Hotel Fürstenhof in der Bismarckstr. 21. Im Nachbarhotel -- Kissinger Hof -- wurde ein Attentat auf Bismarck verübt. Unser Hotel gehörte der Fam. Dr. Sotier, die in der Villa oberhalb des Hotels lebte. Ihr Gast in dieser Villa war Kronprinzessin Cäcilie von Preußen. Sie verließ die Villa immer durch unser Spielgelände. Der Garten des Hotels war unser Spielfeld im Sommer und Winter, sowie der Wald daneben.
Eine junge Budweiserin sammelte einen Teil der Kinder in ihrem Zimmer, um mit ihnen zu singen. So früh lernte ich schon das Böhmerwaldlied. Ich las viel und gern Märchen und hatte eine Idee für ein eigenes Märchen Mondnacht auf der Zauberwiese. Frau Thyri baute es zu einem Märchenspiel aus, das auch im Saa1bau in Bad Kissingen aufgeführt wurde.
Eine weitere Besonderheit in Bad Kissingen zwischen 1950 und 1953 war das Sudetendeutsche
Ballett. Im Hotel Diana stand den Vertriebenen der Speisesaal mit einem tollen Holzboden für
gemeinsame Treffen zur Verfügung. Hier entstand unsere Mädchentanzgruppe. Wir traten barfuß und mit
Tüllröckchen im Kreis Kissingen auf, aber nicht nur bei SL Veranstaltungen. Nur zwei hatten Ballettschuhe,
eine Kissingerin und Birgitt Keil, die in diesem Hotel wohnte.
Birgitt Keil wurde bekannt als die Prima-Ballerina der Stuttgarter Staatsoper. Beim Sudetendeutschen
Tag 1999 verlieh ihr Ossi Böse den Sudetendeutschen Kulturpreis. Birgitt Keil ist Egerländerin.
Im Hotel Diana traf sich 1952/1953 eine gemischte Jugendgruppe auch zum Volkstanz mit Gretl Hajek. Danach trafen sich die Bad Kissinger Jugendgruppen in einem Heim in der Stadtmitte, später am Stadtrand beim Sportplatz.
Bis ich 1964 Bad Kissingen verließ hatten wir eine Jungmädelgruppe, eine Mädelgruppe, eine Jungenschaft
und einen Jugendkreis. Wir unternahmen Wanderungen, Radtouren mit Zelten und feierten Feste mit den
anderen Gruppen des Kreisjugendringes im Jugendheim.
Als ich die Verantwortung für die Jugend hatte, war der Kontakt mit den Vorständen der anderen
Landsmannschaften sehr gut.
Wir Kissinger SdJ und DJO ler nahmen an vielen Veranstaltungen des Heiligenhofes (ab 1952) teil. Aber es war allen Gruppenführungen wichtig unabhängig vom Heiligenhof zu bleiben.
Außer den katholischen und evangelischen Pfadfindern gab es in Bad Kissingen auch eine Rhönclub-Jugend. Also die Vertretung der Einheimischen. Als ich als aktive Sudetendeutsche Mitglied der Rhönclub-Jugend wurde, hat sich der Vorsitzende des Rhönclubs, der Weinstubenbesitzer Otto Schubert riesig gefreut und mich herzlich aufgenommen.
Ich bin aber auch den Kissingern dankbar, die mir als Kriegerwaise und Vertriebene ein paar Ski schenkten und einen sehr gut bezahlten Arbeitsplatz in einem alteingesessenen Bauunternehmen gaben.
Ich danke den Hoteleigentümern des Fürstenhofes‚ Fam. Dr. Sotier, Frau H. Thyri, die sich mit uns Kindern beschäftigt hat, Frau Fritsch, der Leiterin des Sud. Ballettes und unserer lieben Gretl Hajek für unsere fröhlichen Volkstanzstunden. Die Musische Jugendgruppe B. K. mit einem Sudetendeutschen Leiter gehörte zum Volkstanzkreis und wertete uns bei öffentl. Veranstaltungen auf.
Ich bin als Sudetendeutsche sehr dankbar für meine schöne, er1ebnisreiche Zeit in Bad Kissingen.
Jutta Ammer, geborene Grün
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