Erinnerungen einer ehemaligen Landesmädelführerin aus Unterfranken
  an ihre Zeit in der SdJ /DJO

  1953 - 1956:   Mitglied der SdJ - Gruppe Hofheim / Ufr

Hofheim, eine kleine Stadt in Unterfranken, erlebte in den Jahren 1945 / 46 einen starken personellen Zuwachs durch die Zuweisung von Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, insbesondere von Sudetendeutschen. Der Zusammenhalt der Vertriebenen war gut. So war es nicht verwunderlich, dass sich schon bald ein Chor der Vertriebenen, eine Gruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft und im Jahr 1953 auch eine Sudetendeutsche Jugend - Gruppe gründete. Initiator war Kurt Sieber, der die Gruppe leitete. Wir trafen uns einmal in der Woche, um gemeinsam zu singen, zu erzählen und vor allem, um etwas aus der verlorenen Heimat zu erfahren, über die die Eltern nur wehmütig berichten konnten.

Die erste größere Unternehmung wagten wir, als wir 1954 / 55 am Winterlager der SdJ - Unterfranken auf dem Bauersberg in der Rhön teilnahmen ( Bild 01 und Bild 02 ). Die Leitung bei den Mädeln hatte Gretl Hajek.

Im Jahr 1955 wurde ich zum 1. Mal zum Lehrgang für Jugendleiter auf den Heiligenhof geschickt (14. - 27. August), wo uns Traute Theml die Geschichte der deutschen Ostgebiete nahebrachte ( Bild 03 ), für den Fotografen als Chorleiterin für die momentan verhinderte Gretl Hajek einsprang ( Bild 04 ) und auch unsere sportliche Fitness geprüft wurde ( Bild 05 ).

Der Heiligenhof wurde dann auch ein wichtiger Ort in meinem SdJ-Leben, habe ich doch hier im Laufe der Zeit unzählige Lehrgänge, Lager, Arbeitskreise, Tagungen und Singwochen erlebt. Nach meiner Erinnerung, die sich im einzelnen nicht mehr belegen lässt, war ich in den Anfangsjahren jedes Mal zu Ostern hier.

Ein weiterer Höhepunkt im Jahr 1955 war die Teilnahme der Gruppe am Sudetendeutschen Tag in Nürnberg.
Beim Einzug zur Kundgebung durften die Herren der Schöpfung die Vorhut bilden ( Bild 06 ). Die unterfränkischen Mädelgruppen wurden angeführt von Gretl Hajek, Wally Richter und Traudl Kukuk ( Bild 07 ). Verstohlen blicke ich zum Fotografen ( Bild 08 ). Wie gut gefüllt das Veranstaltungsgelände war, sieht man auf Bild 09 und Bild 10 . Beim Ausmarsch konnte man in den Gesichtern eine gewisse Müdigkeit erkennen ( Bild 11 ).
Im Zeltlager herrschte bei den Hofheimern eine gute Stimmung ( Bild 12 , Bild 13 , Bild 14 ) und bald sah man die Hofheimer zusammen mit den Haßfurtern am Dutzendteich spazieren gehen ( Bild 15 ). Am Pfingstmontag wurden die Zelte abgebrochen, ein letztes Gruppenphoto gemacht ( Bild 16 )( Weil wir unbedingt zwei Fahnen auf dem Bild haben wollten, haben wir uns kurzerhand die von Nordrhein - Westfalen ausgeliehen!), die Rucksäcke wurden geschultert ( Bild 17 ) und es ging nach Hause.

In den großen Ferien wagten wir ein eigenes Großunternehmen: Mit dem Fahrrad fuhr ein Großteil der Gruppe ins Grenzlandzeltlager in Hohenberg. Da die ganze Strecke in einem Tag nicht zu schaffen war, hatte Kurt Sieber, unser Gruppenführer, mit Jörg Kudlich, der in Kulmbach zu Hause war, Kontakt wegen einer Übernachtungsmöglichkeit aufgenommen. Jörg schaffte es, alle Hofheimer bei Gruppenmitgliedern in Kulmbach unterzubringen !!!


  1957 - 1959:   Gruppenführerin der SdJ - Gruppe Hofheim / Ufr

Nachdem Kurt Sieber sein Studium in Würzburg aufgenommen hatte, übernahm ich 1957 die Leitung der Hofheimer Gruppe. Das Rüstzeug dafür hatte ich mir in den Lehrgängen auf dem Heiligenhof geholt.

Pflichtprogramm für die Gruppe war in jedem Jahr die Beteiligung an der Veranstaltung zum Tag der Heimat und an der Weihnachtsfeier der SL ( Bild 18 ). Da wurde gesungen und getanzt ( Bild 19 ), wurden Gedichte aufgesagt und Theater gespielt, z.B. spielten wir die Geschichte der Familie Schiefmund, deren Familienmitglieder vergeblich versuchen, eine Kerze auszublasen ( Bild 20 ).

Bemerkenswert war die sich im Laufe der Zeit ändernde Zusammensetzung der Gruppenmitglieder. Waren wir zu Beginn ausschließlich Heimatvertriebene, so konnten wir im Laufe der Jahre immer mehr Einheimische in unseren Gruppenstunden begrüßen, die auch mit Begeisterung am ST teilnahmen!

Schon früh hatte der Bundesverband der DJO Kontakte zu deutschen Gruppen im europäischen Ausland aufgenommen. So kam es, dass Ingrid Strick aus Bad Neustadt / Saale und ich aus Hofheim in unseren Sommerferien im August 1957 zur deutschen Volksgruppe nach Tinglev in Süddänemark geschickt wurden, wo wir vier Wochen am Unterrichtsbetrieb in der Deutsche(n) Nachschule teilnehmen durften (!).
Die Mädchen nahmen uns freundlich auf. Die Gespräche waren manchmal ein richtiges Kauderwelsch, weil das Deutsch der Schülerinnen zwar von den Eltern gewollt, durch die Lebenssituation aber nicht gepflegt werden konnte. Wir kamen trotzdem prima miteinander aus ( Bild 21 ). Alle Bereiche des Unterrichts waren für Ingrid und mich Pflicht, so auch die Arbeit im Garten. ( Bild 22 ). An den schulfreien Tagen wurden wir von den Schülerinnen mit nach Hause eingeladen. So kamen wir einmal auch an den Ostseestrand ( Bild 23 ).

Der Sudetendeutsche Tag im Mai 1958 ( 25. / 26. Mai ) bleibt mir als Unterfränkin natürlich in besonderer Erinnerung. Da belegten die Mädchen beim Zeltlagerwettbewerb nämlich den 1. Platz und die Jungen den 2. Platz! Dieses Mal fuhren die Hofheimer zusammen mit den Haßfurtern mit einem Kleinbus nach Stuttgart ( Bild 24 ). Während Dr. Lodgeman von Auen seine Rede hielt, hielt Klaus Großschmidt die Fahne ( Bild 25 ).

Das Sommerlager der Unterfranken fand in diesem Jahr vom 19. bis 26. Juli in Marktheidenfeld statt ( Bild 26 ). Wally Richter hatte als Bezirksmädelführerin die Leitung und ich durfte ihr dabei schon über die Schulter schauen, um zu lernen. Die Jungen wollten bei diesem Lager mal wieder hoch hinaus ( Bild 27 ), um die DJO-Rune anzubringen ( Bild 28 ), mussten sich danach aber von uns Mädchen verarzten lassen ( Bild 29 ).

Im Jahr 1958 nahmen Ingrid Strick und ich vom 01. bis 10. August am Europalager in Arriach in Kärnten teil, das unter dem Motto stand: Die leidgeprüfte Jugend Europas bekennt sich zu einer neuen Gemeinschaft. Freilich ist mir sehr angenehm nur die schöne Gegend in Erinnerung ( Bild 30 und Bild 31 ), weniger die Unterkunft in diesen Baracken ( Bild 32 ).

Am 29. November war es dann soweit: ich bekam einen Führerausweis des deutschen Jugendherberkswerks und damit die Berechtigung, in der Juhe Königsberg / Ufr. meine erste selbst geleitete Veranstaltung durchzuführen.

Das Mädelführerlager der Bayern in Lackenhäuser (Bayr.Wald) im Adolf - Webinger - Haus der Böhmerwaldjugend im Winter 1958 / 59 war hingegen ein nachhaltiges Ereignis, das bei mir unter dem Begriff friedlich - fröhliche Gemeinschaft gespeichert ist. Die Leitung hatte Wally Richter. ( Bild 33 und Bild 34 ).

Für mich schon obligat war der Osterlehrgang 1959 auf dem Heiligenhof ( 21. - 27. März ).

Beim ST in Wien ( 17. / 18. Mai ) war die Hofheimer Gruppe fast vollzählig vertreten, aber nicht nur bei der Großkundgebung ( Bild 35 ) sondern auch bei der Stadtbesichtigung ( Bild 36 ), niedergedrückt von den Eindrücken. Beachtenswert: Die Waschanlagen ( Bild 37 )!

Zur Teilnahme am Sommerlager der Unterfranken 1959 in Windheim im Spessart ( 18. Juli - 1. August ) war -- nach Bekanntgabe der äußerst einfachen Lagerzustände -- aus der Gruppe nur Gunthild Werner ( Bild 38 ) bereit. Die Umstände waren aber auch wirklich äußerst primitiv: Die Waschanlage war der nahe Bach. Bild 39 zeigt die offene Feuerstelle, Bild 40 Gunthild Werner und Struwwel beim Karottenschälen, Bild 41 Sepp Lexa beim Topfreinigen ! ! ! ! Trotzdem waren wir eine fröhliche Runde ( Bild 42 ).
Am wohlsten fühlten sich die Jungenschaftler. Sie konnten unter Leitung von Henning Föls waghalsige Konstruktionen erstellen ( Bild 43 und Bild 44 ) und hemmungslos im Matsch wühlen ( Bild 45 ). Auch „Struwwel“ (Hannelore Kastner) legte eine Moormaske auf ( Bild 46 ).


  1959 - 1961:   Bezirksmädelführerin von Unterfranken

Die Bundeswoche der SdJ fand vom 01. - 08. August 1959 in Gaisthal statt und ich durfte als Vertreterin für Unterfranken daran teilnehmen. Ich hatte nämlich das Amt der Bezirksmädelführerin Unterfranken von Wally Richter übernommen, die wiederum das Amt der Landesmädelführung Bayern übernommen hatte. Hier in Gaisthal legte ich auch das Leistungsabzeichen Gr.V ab und erhielt dadurch gleichzeitig die Abnahmeberechtigung.
Natürlich waren auch die Jungenschaftler da ( Bild 47 ) und mehrere bekannte Größen der SdJ, die ich bis dahin nur dem Namen nach kannte. Es war schon ein wenig gewöhnungsbedürtig sich im Kreis der Erlauchten zu bewegen ( Bild 48 ). Ursel Großschmidt und Gundel Pobel hatten da schon keine Hemmungen und auch bei mir änderte sich die Einstellung nach der Erkenntnis: Die sind ja ganz normal!

Die restlichen Augusttage verbrachte ich als Betreuerin beim Jugenderholungszeltlager auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen. Unser Problem in diesem Lager waren die Mäuse, von denen es Tausende gab und die sich vom angrenzenden Feld in unsere Zelte schlichen und sich durch alles fraßen. Nachdem Stilzl, der Heiligenhof - Hund zur Mäusejagd nicht zu gebrauchen war, waren wir gezwungen, selbst auf Jagd zu gehen. ( Bild 49 ).
Wie weit ist es vom Heiligenhof bis zur Zonengrenze und den deutschen Ostgebieten? Hanne Schaffer zeigt es unseren Kleinen ( Bild 50 ).

Kurz danach ging es auf dem Heiligenhof gleich weiter mit der Hauptjugendtagung, am 26. / 27. September mit dem Gruppentreffen der Unterfranken, am 10. / 11. Oktober mit einem heimatpolitischen Lehrgang und dann bestand ich meine Feuerprobe, als ich am 14. / 15. November auf dem Heiligenhof als frisch gebackene Bezirksmädelführerin einen Mädellehrgang durchführte.

Das Jahr 1959 beschloss ich in den Weihnachtsferien mit dem Bundeslager im August - Schuster - Haus am Pürschling ( Bild 51 ).

Die Leitung der Jugendgruppe in Hofheim hatte inzwischen Gunthild Werner übernommen. Ich hielt mich im ersten Halbjahr des Jahres 1960 wegen des anstehenden Abiturs mit Aktivitäten etwas zurück. Nur im April hatte ich noch zwei wichtige Termine. Der erste war am 09. / 10. April der Mädelarbeitskreis auf dem Heiligenhof und kurz darauf der zweite, die Osterwoche der Unterfranken, ebenfalls auf dem Heiligenhof. Dieser zweite Termin war besonders anstrengend, nahmen doch Sepp Lexa und ich, nachdem wir während der Woche die Teilnehmer vorbereitet hatten, am Ende bei allen die Prüfung für das DJO - Leistungsabzeichen ab. Fazit: 30 Teilnehmer hatten bestanden!

In den nächsten Wochen machte ich mein Abitur und stieg erst mit dem Landesmädeltreffen in Dinkelsbühl ( Bild 52 ) wieder in die DJO - Arbeit ein. Auf dem Landeslehrgang in Waldkraiburg vom 17. bis 20. September 1960 ( Bild 53 ) und beim Bundeslager im August - Schuster - Haus am Pürschling vom 26. Dezember 1960 bis 06. Januar 1961 war ich wieder dabei.

Weiter gings am 20. Januar mit dem Mädelarbeitskreis auf dem Heiligenhof. Anfang April 1961 fand der Osterlehrgang der Unterfranken auf dem Heiligenhof statt, den Sepp Lexa und ich gemeinsam gestalteten. Vom 30. April. bis 08. Mai war die Hauptjugendtagung ebenfalls auf dem Heiligenhof und am 15. Juli die Bezirksführertagung in Nürnberg. Am 08. August begann ein Grund- und Aufbaulehrgang in Waldkraiburg und im Anschluss fand die Sternfahrt nach Gaisthal statt, die bis zum 20. August andauerte.


  1961 - 1963:   Landesmädelführerin

Beim Landesmädeltreffen, das am 27. August 1961 in Dinkelsbühl stattfand, eröffnete mir Wally Richter, dass sie die Landesführung abgeben müsse, weil auf sie die Arbeit als Bundesmädelführerin warte. Ich erklärte mich bereit, das Amt zu übernehmen.

Der erste Wochenendlehrgang für mich fand schon am 2. Oktober in Donauwörth statt.
Am 21. / 22. Oktober war ein SdJ - Seminar in Donauwörth, am 04. / 05. November ein SdJ - Seminar auf dem Heiligenhof, am 11. / 12. November der Landesjugendtag der DJO in Donauwörth.
Und weil mir das alles zu viel an Terminen wurde, gab ich bei meinem letzten Mädellehrgang für den Bezirk Unterfranken am Wochenende 18. / 19. November 1961 mein Amt als Bezirksmädelführerin an Jutta Grün aus Bad Kissingen ab.
Es folgten an Terminen noch ein SdJ - Seminar am 02. / 03. Dezember und die Tagung der Landesführung am 09. / 10. Dezember jeweils auf dem Heiligenhof.

Studium und Praktika ließen mich erst im April 1962 wieder in der Jugendarbeit aktiv werden.

Beim Landesjugendtag der DJO vom 07. / 08. April in Augsburg war ich wieder dabei.

Dann häuften sich die Termine für den Rest des Jahres.
Sie seien hier nur kurz aufgezählt:

Damit waren die Semesterferien beendet!

Sicher hatte mir die Arbeit als Landesmädelführerin viel Freude bereitet, ich lernte viele Menschen kennen und die Zusammenarbeit mit Dieter Max gestaltete sich problemlos. Trotzdem musste ich bei der Häufung der Termine die Frage stellen, ob das so weitergehen könnte. Nach einer langen Bedenkzeit kam ich daher zu dem Schluss, dass ich mein Studium mit dem Amt der Landesmädelführerin nicht zu einem erfolgreichen Abschluss bringen würde. Auch mein Privatleben litt unter dem Zeitmangel. Daher übergab ich im Februar 1963 das Amt der Landesmädelführerin an Susanne Mahrle.

Ein Nachsatz sei mir zu diesem Bericht noch erlaubt. Zunächst hoffe ich, dass die vielen Daten und Angaben korrekt wiedergegeben sind, die mein Mann in mühevoller Kleinarbeit aus unserem gemeinsamen Briefwechsel, meinen Fotoalben und sonstigen Unterlagen herausgefunden hat. Neben dem oben angeführten Zeitmangel als Negativum für das Privatleben hatte die Arbeit in der SdJ / DJO natürlich auch viele Positiva. Erwähnt seien die vielen gemeinsamen Erlebnisse mit netten Menschen, die Kenntnisse, die ich in verschiedenen Bereichen erwerben konnte, das Umgehenlernen mit verschiedenen Menschentypen, was mir in meinem späteren Beruf als Lehrerin sehr zugute kam (!) und ganz besonders sei natürlich erwähnt, dass ich einen Menschen ohne die SdJ / DJO nie kennengelernt hätte, nämlich meinen Mann Helmut, mit dem ich seit 1965 verheiratet bin, und deshalb heiße ich seitdem:

Gerhild Nachtigall (geb. Kammerer)



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