Es war allen Verantwortlichen klar, dass die deutschen Vertriebenen auch im Ausland über das Unrecht der Vertreibung aufklären und um Verständnis und Unterstützung für ihre Anliegen werben müssen.
Für die SdJ-Gruppen waren die Fahrten in das westliche Ausland kein touristisches Reiseprogramm mit einem hohen Freizeitwert.
Die Fahrten Mitte der 50-er Jahre führten zunächst in Länder, in denen deutsche Volksgruppen als Minderheit in
einem größeren Staate leben, wie die Nordschleswiger in Dänemark und die Südtiroler in Italien oder führten zu
den Ladoga-Kareliern,die aus ihrer Heimat in Ostkarelien nach Finnland vertrieben wurden.
Dies war der Beginn zahlreicher Volkstumsfahrten sudetendeutscher Jugendgruppen und Sing- und
Spielscharen in alle Herren Länder.
Dann in den 60-er Jahren wurden unsere Gruppen auf Wunsch der Bundesregierung in Länder geschickt, die unter der deutschen Besatzung im 2.Weltkrieg zu leiden hatten. So fuhren in jedem Jahr mehrere Gruppen nach Norwegen, Italien, Schweden, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien.
Zusätzlich zu den Fahrten der Spielscharen schrieb die SdJ-Bundesführung für Mitglieder der SdJ-Jugendkreise Volktumsfahrten aus. Diese führten in Länder in denen deutsche oder andere Volksgruppen als Minderheiten leben. Es kam zu Begegnungen mit jungen Menschen aus anderen Ländern und dem Kennenlernen anderer Kulturen. Diese Fahrten führten 1964 nach Nordschleswig, 1965 in die Bretagne, 1966 in das Burgenland.
Dann in den 70-er Jahren fuhren mehrere Gruppen als offizielle deutsche Vertreter in die USA, nach Kanada, Brasilien und Südafrika und in neuester Zeit auch nach Israel.
Die Gruppen wurden zu Singenden Botschaftern ihrer Heimat, wie die Südmährische Sing- und Spielschar einmal von einer norwegischen Zeitung betitelt wurde. Mit ihrer Musik und ihren Tänzen schafften sie es oftmals das Eis zu brechen und über viele aufgerissene Gräben hinweg Partnerschaften zu begründen und Freundschaften aufzubauen.
Daraus entwickelten sich zwischen den Jugendlichen über die Grenzen hinweg feste und freundschaftliche Beziehungen, die teilweise über Jahre hinweg bestanden und zu Gegenbesuchen in Deutschland führten.
Diese Fahrten unserer Gruppen waren ein politischer Beitrag zur anzustrebenden europäischen Verständigung nach den schrecklichen Erfahrungen des 2.Weltkrieges. Sie sollten helfen Vorurteile abzubauen, ein Bild der Kultur ihrer Heimatlandschaft vermitteln, aber auch auf die Menschenrechtsverletzung der Vertreibung aus unserer sudetendeutschen Heimat aufmerksam machen.
Unser Kamerad Walter Richter hat diese Aufgabe so zusammengefasst:
In unserer Begegnungsarbeit suchen wir eben diese Verbindung zwischen Kulturarbeit, Jugendarbeit und
politischem Anliegen.
Besonders die sudetendeutschen Spielscharen haben diese Aufgabe über Jahrzehnte bis heute übernommen. Die zahlreichen Auslandskontakte wurden in den Berichten der einzelnen Spielscharen beispielhaft aufgelistet.
Seit dem Fall des Eisernen Vorhanges fahren unsere Gruppen und Spielscharen in die alte Heimat.
Auch dort gilt es Eis zu brechen, Freundschaften und Partnerschaften mit heimatverbliebenen
Deutschen und jungen Tschechen aufzubauen.
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