Die SdJ in Berlin

Die ehemalige Reichshauptstadt Berlin wurde nach Kriegsende in vier Sektoren geteilt. Zahlreiche Transporte mit heimatvertriebenen Sudetendeutschen wurden auf das nicht so stark von Kriegseinwirkungen betroffene Umland von Berlin -- die Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) -- verteilt. Westberlin (der britische, französische und amerikanische Sektor) war bis zum Bau der Mauer auch für Ostberliner und Bewohner der SBZ frei zugänglich. Vor allem berufsbedingt war Berlin ein Anziehungspunkt für viele Sudetendeutsche aus den Westzonen und der SBZ.
Bereits 1949 sammelten sich in West-Berlin die Sudetendeutschen in nach Heimatlandschaften gegliederten Kreisgruppen. Deren Veranstaltungen wurden auch von den Landsleuten aus der sowjetisch besetzten Zone häufig besucht. Am 7./8. 10. 1950 fand in Berlin–Hasenheide der Sudetendeutsche Tag Berlin statt.

Im Zuge dieser Entwicklung wurde am 28. Oktober 1949 eine Jugendgruppe als Jugend-Arbeitsgemeinschaft gegründet. Aus dieser ging die Sudetendeutsche Jugend, Landesgruppe Berlin, hervor. Erster SdJ-Landesjugendführer war Erich Ludwig.
Führungskräfte in den verschiedensten Funktionen waren im ersten Jahrzehnt: Roland, Horst und Gundel Pobel, Gretl Gellert, Inge Päckert, Michel Karger, Ernst Hampel, Ernst Hoffmann, Karl Böhm, Kurt Weiser, Herbert Kudlich.

Die Jugendarbeit nahm einen raschen Aufschwung und die Gruppe hatte bald 70 bis 80 Mitglieder. Gut die Hälfte dieser Jungen und Mädel kamen aus Ostberlin und der SBZ regelmäßig zu den Treffen und Veranstaltungen. Einem Bericht von 1952 ist zu entnehmen, dass die SdJ damals aus 193 Mitgliedern im Alter von 14 bis 25 Jahren bestand.
Diese 193 Mitglieder gehörten 4 Gruppen an. Davon waren 95 Mitglieder aus Westberlin und 98 Jugendliche aus dem Ostsektor und der SBZ. Mit der Zuspitzung der politischen Verhältnisse wurden mehrfach die ostzonalen Teilnehmer von SdJ-Veranstaltungen von der Stasi überwacht und verhört. Darüber hinaus bestanden Kontakte der SdJ-Berlin zu Mitgliedern in Brandenburg und Sachsen.
Schon seit dem 1. Zeltlager 1950 in Gaisthal wurde ein enger Kontakt mit der SdJ-Bundesführung in Westdeutschland hergestellt.

Unter der fachlichen Leitung von Emil Kühnel pflegten die Jungen und Mädel Volkslied und Volkstanz aus dem Sudetenland sowie Chorgesang und Laienspiel. Sie gestalteten über viele Jahre das Programm von SL- und DJO-Veranstaltungen. Die SdJ Berlin war bei fast allen Veranstaltungen der SdJ-Bundesgruppe, sei es bei Lagern, Lehrgängen, Wettkämpfen, Sudetendeutschen Tagen usw. aktiv und erfolgreich vertreten. Daneben führte sie in Eigenverantwortung Fahrten und Lager durch.

1950 gründeten nach Berlin verschlagene ehemalige sudetendeutsche Turner unter der Leitung von Franz Wächter die Turn- und Sportgemeinde in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Viele Mitglieder der SdJ bildeten eine eigene Turnriege in der Sudetendeutschen Turnabteilung.

Ein Großteil der Mitglieder aus der SBZ und Ostberlin wurde am 13. August 1961 durch den schändlichen Mauerbau von ihren Kameraden in Westberlin getrennt. Ein anderer großer Teil ist, bedingt durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die politischen Unsicherheiten in Westberlin, in die Bundesrepublik verzogen, um sich dort eine gesicherte Existenz aufzubauen.

Mauerbau und Abwanderung waren ein schwerer Schlag für die SdJ-Arbeit in Berlin, die aber, wenn auch zahlenmäßig geschwächt, weiter aktiv blieb.

 

Sowjetische Besatzungszone ( SBZ ) / DDR

Alle landsmannschaftlichen Aktivitäten der aus dem deutschen Osten Vertriebenen waren durch die Sowjets und später durch die DDR-Politik verboten und unter Strafe gestellt.
Das betraf auch die sudetendeutschen Jugendlichen. Jeglicher Kontakt zwischen Ost und West wurde kritisch von der Stasi überwacht und gegebenenfalls hart bestraft. Die Bezeichnung Vertriebener gab es nie und wurde amtlich durch UMSIEDLER, und später durch FRÜHERE UMSIEDLER, manchmal auch NEUBÜRGER ersetzt.
Dadurch wurde eine SdJ-Arbeit unmöglich. Auf privater Grundlage wurden aber alte Kontakte nach drüben erhalten und für Hilfsaktionen durch die SdJ Westberlin weiter ausgebaut.


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