(Johann) Hans Proksch, Musikerzieher

Viele Jahre Chorleiter der Südmährischen Sing- und Spielschar

* 1914 in Iglau, + 1987 in Göppingen, Kirchenmusikdirektor.

Hans Proksch besuchte nach dem Abitur die Pädagogische Akademie in Prag und wurde Mitarbeiter am Collegium Musicum das damals Prof. Gustav Becking leitete. Er nahm als junger Mensch an zahlreichen Singwochen von Walther Hensel und Oskar Fitz teil.

Nach seiner ersten Anstellung in Iglau übernahm er 1939 das Amt des Musiklehrers an der Lehrerbildungsanstalt in Znaim.
Der bereits erwähnte Schulchor wurde dank der Iniative von Hans Proksch durch ein vollständiges Orchester ergänzt und stand später Modell für die Südmährische Sing und Spielschar.

Nach der Ausweisung aus Südmähren hieß die Endstation für die Familie Proksch Göppingen im Schwabenland.
In der Stadt wirkte Hans Proksch an der Uhland-Mittelschule als Musiklehrer und hatte dort -- wie in Znaim -- eine Musikalische Arbeitsgemeinschaft aufgebaut. Außerdem leitet er den Sängerkranz Bartenbach sowie den Gesangsverein Harmonie in Rechberghausen.

Neben vielen anderen Ehrungen erhielt Hans Proksch im Mai 1971 den Heinrich Schickhard Preis der Stadt Göppingen, der alle 3 Jahre verliehen wird, und die Adalbert Stifter Medaille für seine Verdienste um das kulturelle Leben der sudetendeutschen Volksgruppe.

Hans Proksch erinnert sich an die Anfänge seiner Chorleitertätigkeit in der Südmährischen Sing und Spielschar:
"Ich hatte zahlreich Lieder und Liedsätze aus Südmähren in meinen Vertreibungsgepäck mitgebracht. Das erste Lied das ich mit dem jungen Chor einstudierte, hieß:

Freunde, lasst uns fröhlich loben
unsere schöne helle Welt.
Mag`s im Finstern noch so toben,
wir sind treu dem Tag gesellt.

Der Liedsatz musste seinerzeit noch an die Tafel geschrieben werden, da wir keine Notenblätter besaßen.
Aber gerade dieses Lied, sein Text, hat uns damals aneinandergekittet und zu einer Gemeinschaft zusammen wachsen lassen, die bis heute nicht auseinander gebrochen ist.

Natürlich spielt dabei auch die Art eine Rolle, durch die wir uns in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Repertoire erarbeitet haben. Da die einzelnen Mitglieder bis zu 200 Kilometer von Stuttgart entfernt wohnen, treffen wir uns an einem Wochenende im Monat zu einer intensiven Probe.
Wir bevorzugen die Jugendherbergen in Baden-Württemberg, weil sich dort auf engstem Raum das praktizieren lässt, was wir anstreben: bei Musik, Tanz und Laienspiel das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erleben, die vereinsamende Jugend an dem heute oft belächelten Begriff Kameradschaft teilhaftig werden zu lassen . . . "

Hans Proksch ist mitteilsam geworden. Die Bestätigung, das Erreichte klingt in seiner Aussage durch.
Spuren von Elitedenken huschen zwischen die Sätze, es wird dieser Vermutung an andere Stelle ein Raum gewidmet.

Hans Proksch erzählt über die Arbeitsweise seiner Proben:
"Das Einstudieren eines Liedes geschieht so, dass wir zunächst auf den Text eingehen, ihn erläutern, erklären, wo und wann dieses Lied besonders häufig gesungen wurde, wer es gesammelt und eventuell noch etwas dazugeschrieben hat.
Dann erst lernen wir die Melodie, wobei sich jeder seine Stimme ersingen muß. Besonders schwierige Stellen werden hartnäckig geprobt, was ja während eines Wochenendes günstig ist, weil uns die Zeit von Samstag um 17 Uhr bis Sonntag Nachmittag zur Verfügung steht.

Sitzt dann ein Lied -- das heißt -- hat jeder den Klang im Ohr, lassen wir es meistens ruhen bis zum nächsten Mal.
Man kann dann tiefer in das Melodiengebäude eindringen und auch auf die Textgestaltung besser eingehen.

Natürlich darf man ein Lied nicht zu oft singen, sonst verliert der Chor die Freude daran.

Ein weiteres, echtes Problem sind die richtigen Liedsätze.
Wir brachten zwar viele Lieder aus Südmähren mit, jedoch handelte es sich meistens nur um eine Stimme, um die Melodie selbst. Früh schon nahmen sich diese Melodien Satzschreiber vor wie etwa Franz Biebl, Alfons Strietz und Cesar Bresgen.“

Der jetzige musikalische Gestalter heißt Widmar Hader. Er hat Kompositionslehre studiert und konnte deshalb zahlreiche alte, sehr einfache Sätze in anspruchsvollere moderne umschreiben.
Er gelangte als junger Musikpädagoge auf äußerst originelle Weise in die Südmährische Spielschar und hat dem künstlerischen Gehalt der Gruppe in mancher Hinsicht neue, frische Impulse gegeben.
Von Widmar Hader wird an andere Stelle ausführlich die Rede sein.

Zuvor jedoch Hans Proksch über seine Stellung als Primus inter pares:
"Vieles hat sich in den vergangenen 20 Jahren gewandelt. Eine zweite Generation ist in die Spielschar hineingewachsen, so dass die jugendlichen Mitglieder von 14 Lenzen nicht sofort Kontakt zu ihrem Chorleiter von anno 14 finden.
20 Jahre und mehr trennen die Gemüter und Temperamente dieser Sing- und Spielgruppe. Das lässt sich nicht vom Tisch fegen . . . “

Johann unser Hans Proksch starb am 14.Februar 1987.
Herbert Wessely sprach Worte des Abschiedes für die Südmährische Sing und Spielschar.
Er hob besonders die große Energie von Hans Proksch hervor, die dieser für die Spielschar aus unbekannten Anfängen im Jahr 1952 aufbrachte, mit der er diesen hervorragenden Klangkörper auf eine hohe Stufe des Könnens und Leistung 20 Jahre lang führte und die in der Ehrenchorleiterwürde ihren Ausdruck fand.

Neben den schon genannten Auszeichnungen erhielt Hans:
1972 den Südmährischen Kulturpreis, das Bundesverdienstkreuz am Bande und das goldenen Ehrenzeichen des Südmährischen Landschaftsrates.


Helmut Irblich, 13. 11. 2012.



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