Arnulf Streit
Die Jungenschaft hatte schon immer eine schwierige Stellung in der DJO, da sie einmal Erziehungs- und Tatgemeinschaft der 10 - 16jahrigen Jungen, zum anderen aber Nachwuchsreservoir für die Führerschaft des Gesamtbundes sein soll. Es ist noch relativ leicht für die Arbeit in der Jungenschaft einen Gruppenführer zu gewinnen, doch bei Bezirks- und Landesführern ist dies wesentlich schwieriger. Immer wenn man glaubt einen guten Mann gefunden zu haben, wird dieser für höhere Aufgaben im Gesamtverband abgeworben.
Auf diese Verantwortung gegenüber dem Verband ist es auch zurückzuführen, dass im Berichtszeitraum fast keine
eigenen Maßnahmen der Jungenschaft auf Landesebene durchgeführt wurden.
Entweder mussten sie aus finanziellen Gründen abgesagt werden, (so der geplante Probenlehrgang im Frühjahr 67)
oder größeren Veranstaltungen des Landesverbandes weichen, (so das geplante Thing mit Führerfahrt um den 1.
November 67 dem Landesdelegiertentag in Regensburg.)
Der von meinem Nachfolger geplanten Führerrunde der Jungenschaft ist bereits dasselbe Schicksal widerfahren.
Sie wurde wegen des Jugendkongresses der SL auf unbestimmte Zeit verschoben.
Stattgefunden haben das Landesjungenschaftsthing 1966 bei dem ich wiedergewählt wurde und das
Landesjungenschaftsthing am 13. / 14. Juli 1968 bei dem Ortfried Kotzian als mein Nachfolger gewählt wurde.
Bei den verschiedenen Landeslehrgängen (Osterlehrgänge usw.) wurde der Jungenschaftssektor entweder von mir
oder einem Beauftragten wahrgenommen.
Freilich wäre es verkehrt, von den nicht durchgeführten eigenen Maßnahmen auf Landesebene sofort auf eine
schlechte Jungenschaftsarbeit im Land insgesamt zu schließen.
Die eigentliche Jungenschaftsarbeit muss in den unteren Gliederungen geschehen. Vom Land aus können lediglich
Hilfen gegeben werden. Dies versuchte ich durch Besuche von Lagern und Lehrgängen der Bezirke zu erreichen.
Die Berichte der Bezirke beim letzten Thing zeigen, dass die Jungenschaftsarbeit dort ganz gut in Schuss ist.
Schwaben: In Schwaben wurden regelmäßig Sommer- und Winterlager durchgeführt, die zwar von der
Jungenschaft getragen, aber keine spezifischen Jungenschaftslager waren. Dagegen kann man die Sternfahrten nach
Donauwörth und Lützelburg, die beiden Probenlehrgänge in Kissing und jenen in Memmingen als spezifische
Jungenschaftsmaßnahmen betrachten.
Im Herbst 1967 wurde Dieter Kretzler als Bezirksjungenschaftsführer gewählt, seine Stellvertreter sind Udo
und Jochen.
Niederbayern: Auch hier besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der Jungenschaft und den anderen
Gliederungen unseres Bundes. Das Winterlager in Waldhäuser und das Sommerlager in Gaisthal sind Tradition und
waren gut besucht. (80 Teilnehmer im Winter 67 / 68!)
Ein weiteres großes Ereignis für den Bezirk war das Bezirkstreffen in Kelheim. Neben allgemeinen Lehrgängen
fand 1968 zu Ostern auf Burg Hohenberg ein Jungenschaftslehrgang statt, der guten Anklang fand.
Oberbayern: Nach zwei gut besuchten Lehrgängen im Herbst 1966 fand im Winter unter extremen Bedingungen
das Lager auf der Reiteralm statt.
Im Frühling 1967 kam es dann zum Bruch zwischen Bezirksführung und Landesführung. Seit dieser Zeit ging die
Tätigkeit in den Gruppen und im Bezirk sehr stark zurück. Es fand kein Winterlager und Osterlager statt.
Das diesjährige Sommerlager wurde mit den Mittelfranken gemeinsam veranstaltet. Es war ein großer Erfolg.
Unterfranken: Auch dieser Bezirk hat eine Führungskrise durchgemacht, was sich auf die Gruppen sehr negativ auswirkte. Aber schon im Sommer 1967 und heuer zu Ostern zeigten sich gute Ansätze zu einem neuen Aufschwung.
Oberfranken: In diesem Bezirk bestehen zwei Zentren der Gruppenarbeit -- eines im Norden und eines
im Süden.
Es gibt keine Bezirksjungenschaftsführung (da Peter Hussenether seit 01. 10. 1967 bei der Marine ist) und so
auch kaum eine Zusammenarbeit auf Bezirksebene.
Aber auch hier scheint, wie das diesjährige Sommerlager zeigt, die Talsohle überwunden zu sein.
Mittelfranken: In Mittelfranken ist die Zahl der aktiven Jungenschaftsgruppen zurückgegangen, es gibt wenig höhere Ränge, aber etliche Späher und Wächter. Da keine Bezirksjungenschaftsführung besteht, bemüht sich Franz Schneider die Arbeit wie der anzufachen.
Ein nicht zu unterschätzendes Problem für den Landesjungenschaftsführer stellen auch das
Bundesjungenschaftsthing und die Bundesjungenschaftskapitel dar.
Ich erinnere hierbei nur an die Extratouren der Jungenschaft Baden - Württembergs. Ein Übergreifen dieser
Ideen auf andere Länder konnte nur durch intensive Mitarbeit bayrischer Jungenschaftsführer auf Bundesebene
verhindert werden.
Über die eigentliche Aufgabe des Landesjungenschaftsführers hinaus bemühte ich mich, den in unserem Land
leider oft vernachlässigten jugendpflegerischen Teil unserer Arbeit zu fördern.
Soweit es meine Zeit erlaubte, half ich bei der Durchführung von Ski - Lagern und Freizeiten oder leitete
solche selbst. Verbandsoffen ausgeschriebene Maßnahmen dieser Art sind, auch wenn das politische Anliegen kaum
erwähnt wird, ein Gewinn für unseren Bund, da sie Außenstehende mit uns bekannt machen und so als Werbung
wirken.
Mit Hilfe mehrerer Münchner Kameraden brachte ich Ordnung in die Dia - Sammlungen, besorgte neue Serien und
stellte einige selbst zusammen.
Leider ist ein großer Teil dieser Arbeit inzwischen hinfällig geworden, da die wertvollsten Geräte vor
Weihnachten gestohlen wurden und sich bisher noch niemand für Ersatz zuständig fühlte -- die Dia - Sammlungen sind
nach wie vor verleihfähig.
Im letzten halben Jahr musste ich mich wegen bevorstehenden Prüfungen in meiner Tätigkeit einschränken.
Am Ende meines Berichtes, der ja gleichzeitig ein Abschlussbericht meiner 6-jährigen Tätigkeit als
Landesjungenschaftsführer ist, möchte ich feststellen, dass die Situation der Jungenschaft unseres Landes nicht
so schlecht ist, wie sie häufig hingestellt wird, sondern dass im Gegenteil die Jungenschaft der am besten
funktionierende Teil unseres Verbandes ist.
Ihre Aktionen und Maßnahmen sind naturgemäß nicht so auffallend und öffentlichkeitswirksam wie die der
älteren Gliederungen.
Das Konzept der Jungenschaft als reine Altersstufengliederung der DJO, wie es bei uns praktiziert wird, hat
allerdings sehr viele nachteilige Folgen. (siehe Eingang dieses Berichtes.)
Die Jungenschaft müsste mehr eigenständige Arbeit und eigenständiges Programm machen und zwangsläufig auch
mehr Egoismus zeigen.
Freilich ist mir klar, dass die Jungenschaft, als Staat im Staate, wie etwa in Baden - Württemberg
praktiziert, sich sehr nachteilig für den Gesamtverband auswirkt. Es gilt die richtige Mitte zwischen beiden
Extremen einzuhalten.
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