Stuttgart, den 28. Oktober 1971          

An das
Landeskapitel der DJO-Jungenschaft
Baden/Württemberg

A n t r a g

Wir stellen den Antrag, Rainer Pelka bis zum nächsten Landesthing zum kommissarischen Landesjungenschaftsführer zu bestellen.

Begründung:

Wir sind der Ansicht, dass Dr. Manfred Feder (Mischa) aus folgenden Gründen nicht weiterhin Landesjungenschaftsführer sein kann:

Mischa hat uns einen freiheitlichen Führungsstil versprochen -- tatsächlich aber hat er über die Köpfe sowohl von Landesjungenschaftsführung wie auch Landeskapitel hinweg entschieden.

Er hat, ohne irgendjemanden zu fragen, im letzten JS-Brief ein Wappen eingeführt, das nach seinen eigenen Angaben solange als Symbol des Bundes dienen solle bis ein neues JS-Wappen geschaffen ist.

Er hat im JS-Brief ein neuartiges Grauhemd empfohlen, ohne dass vorher darüber diskutiert wurde.

Hierzu stellen wir fest, dass der LJSF nicht das Recht hat, in Fragen von Kluft und Symbolen selbständige Entscheidungen zu treffen.

Er hat die an und für sich begrüßenswerten Kontakte zu den Nerothern in einer Weise übersteigert, die bereits einer totalen Unterwerfung unter Nerother- bzw. Kosaken-Gedankengut gleichkommt (vgl. letzten JS-Brief). Über bereitsgeführte Gespräche bezüglich einer künftigen Zusammenarbeit mussten wir uns ausgerechnet vom Führer des Kosakenordens aufklären lassen.

Mischa hat uns einen Führungsstil versprochen, der kameradschaftlich und vertrauensvoll sein sollte -- tatsächlich aber hat er unser Vertrauen missbraucht.

Er hat erklärt, dass das Landesthing abgeschafft ist, obwohl beim letzten Landesthing festgestellt worden war, dass es -- trotz Übertragung verschiedener Kompetenzen an das Kapitel -- weiterbesteht und z.B. weiterhin den LJSF wählt und etwa auch das Kapitel abschaffen könnte.

Er erklärt dazu selber, dass er damit das Thing austricksen wollte.

Wie kann man zu einem solchen Führer noch Vertrauen haben --

Wer kann da noch sicher sein, nicht als nächster übers Ohr gehauen zu werden --

Welchen Wert haben da noch Vereinbarungen --

Was gilt noch das Wort eines solchen Mannes ! ?

Ähnlich war es bei der neuen Probenordnung, die er ohne Billigung durch das Kapitel als Arbeitsgrundlage an die Scharen und Fähnlein ausgegeben hat.

Ganz krass ist dies in der Namensfrage. Entgegen bindenden Vereinbarungen mit der DJO, wonach nur Scharen und Fähnlein sich Freie Jungenschaft nennen können, hat er diese Bezeichnung für das ganze Land verwendet und damit das Vertrauen, das die DJO der JS seit Jahren entgegenbringt, schwer erschüttert. Was dies angesichts der bevorstehenden Gespräche mit der DJO bedeutet, dürfte jedem klar sein.

Auch hat er damit wiederum Abmachungen innerhalb der Jungenschaftsführung gebrochen.

Sein persönliches Verhalten lässt keine Besserung der Verhältnisse mehr erwarten. Völlig unausgereifte Ideen werden zum Grundsatz erhoben und bestimmen sein Handeln. Diese Ideen sind von einer Sprunghaftigkeit geprägt: Was heute gilt, ist morgen schon überholt, so dass der Führer mit seiner Schar ständig im Ungewissen ist.

Sämtliche Versuche, ihn im Laufe der vergangenen vier Monate zu einer demokratischen Führungsweise zu bewegen, sind gescheitert!

Alle Versuche, noch in letzter Minute zu einem für beide Seiten vertretbaren Kompromiss zu gelangen, sind gescheitert!

Mischa ist so überheblich, dass er für keine Art der Kritik zugänglich ist.

Wir sehen deshalb -- um der Zukunft unseres Bundes willen -- auch unter voller Würdigung von Mischas positiven Seiten, keine andere Möglichkeit mehr, als vom Kapitel seine Ablösung zu verlangen und bitten das Landeskapitel um Entscheidung!


(gez.) Rainer Langhans (Specht)   --   Heinz Olbrich   --   Hajo Wackenhuth

 


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