Gruß über die Grenzen

Nach dem Bau der Mauer am 13. August 1961 und nach der zunehmenden Befestigung des Eisernen Vorhangs galt es nicht nur, die Not in der DDR zu lindern, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl für unsere Landsleute sichtbar zu machen und zu stärken.
Die größte logistische Aufgabe stand uns, der Mädelführung, bevor.

Wir übernahmen Adressen der Landsleute in der DDR von Horst und Gundel Pobel, von den inzwischen arbeitenden Heimatortsgemeinschaften, von Pfarrämtern und Hilfsorganisationen.

Etwa 5.000 persönliche Patenschaften zwischen Personen in der DDR und SdJ-Mitgliedern wurden ab 1958 über die Mädelführungen verteilt.
Damit verbunden war auch die regelmäßige Information der Paten, welche Dinge in der DDR besonders gebraucht wurden.
Unter persönlicher Adresse wurden die Briefe und Pakete auf den Weg gebracht.

Später erhielten die Paten pro Paket erst 60 DM, dann 100 DM vom damaligen Gesamtdeutschen Ministerium, wenn Belege für den Einkauf von 120 DM, später 200 DM, der entsprechende Versandnachweis und Empfängerbriefe vorgelegt wurden.
Die Beantragung dieser Gelder, das Sammeln und Prüfen der Belege und die Gesamtabrechnung zum Ministerium übernahm die Mädelführung. Das war sehr, sehr viel Arbeit.

Aus dieser Aktion entwickelten sich persönliche Freundschaften, die teilweise bis heute zwischen den Partnern, deren Familien und Kindern bestehen.

Die Betreuung der Landsleute in der alten Heimat hatte der SL-Frauenarbeitskreis federführend übernommen.

Die DJO-Mädelführung hat die Aktion „Gruß über die Grenzen“ zu etwa 5.000 Patenschaften mit Deutschen in den Ostblockstaaten ausgeweitet. So wurden Hilfslieferungen nach Siebenbürgen, ins Banat und sogar nach Russland geschickt. Die Landsmannschaften haben eigene Aktionen durchgeführt.

Der letzte Transport in der Aktion Gruß über die Grenzen wurde 1984 von ehemaligen SdJ-Mädelführerinnen und Frauen (Walli Richter, Anni Zirwick, Angela Zumstein, Anni Drappa) vom Sudetendeutschen Haus in München geschickt, zu einer Gruppe von 1820 ausgewanderten Deutsch-Böhmen im Banater Bergland.
Ein Speditionslaster fuhr zuletzt nach Wolfsberg, wo vom dortigen Pfarrer die Lebensmittelspenden an die hungernden letzten Landsleute in den Dörfern Wolfsberg und Lindenthal verteilt wurden.
Heute leben die danach nach Bayern ausgesiedelten Landsleute in einer Siedlung im Bayerischen Wald. Sie wissen bis heute nicht, wer die Lebensmittel geschickt hat und durften es auch nicht erfahren.
Doch sie erzählen jetzt noch davon.


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