Deutsche Jugend des Ostens
Sudetendeutsche Jugend
- Bundesmädelführung -


Unterlagen zum Bewährungsnachweis für Mädchen.


Die Probenhefte können ab Januar 1957 auf dem Heiligenhof bestellt werden. Die Eintragungen sind gewissenhaft vorzunehmen und bestätigen zu lassen.
Diese Unterlagen gelten vorläufig bis Dezember 1957. Bis dahin wird eine Überprüfung auf Tauglichkeit möglich sein.


Probe I
  1. Bewährung:
     
    1. Ein Jahr gute Gruppenarbeit.
      Darunter verstehen wir den regelmäßigen Besuch aller Gruppenstunden, Teilnahme an angesetzten Gruppenveranstaltungen. Bei dreimaligem unentschuldigten Fehlen wird die Probe nicht bestätigt.
       
    2. Bewiesene Einsatzbereitschaft bei Sonderaktionen.
      Darunter sind Sammlungen für unsere Zwecke, Aktionen die im Rahmen unserer Gruppenarbeit durchgeführt werden zu verstehen.
       
    3. Teilnahme und gute Führung bei einem Lager.
      Gerechnet werden nur Lager von mindestens 3 Tage Dauer im Zelt oder in der Jugendherberge.
       
       
  2. Theoretische Kenntnisse:
     
    1. Geschichte des böhmisch -- mährischen Raumes.
      Wie Böhmen, Mähren, Schlesien zu ihrem Namen kamen -- Wie Marbod nach Böhmen zog und hier das große Markomannenreich gründete -- Wie die Slaven nach Böhmen kamen -- Wie die tschechischen Herzöge Deutsche ins Land riefen -- Wie Karl IV Prag zur Hauptstadt des Reiches machte -- Wie die Hussiten gegen die katholischen Deutschen wüteten -- Wie die Deutschen aufs neue ins Land kamen und im Erzgebirge nach Silber gruben -- Wie in Prag der 30 jährige Krieg ausbrach -- Wie die Deutschen gegen ihren Willen in die CSR gepreßt wurden und dort um ihr Volkstum kämpfen mußten.
       
    2. Erdkundlicher Überblick über das Sudetenland.
      Landschaften des Sudetenlandes, dazu Gebirge, Flüsse, Städte, Hauptwirtschaftszweige, berühmte Persönlichkeiten und ihr Werk.
       
    3. Fragen unseres Bundes.
      Ziel und Aufgabe, Organisation und Gliederung der SdJ in der DJO. Unser Wappen, die Fahne, die DJO - Rune. Die Mädelgrundsätze, unser Kleid. (Wie muß unser Dirndel beschaffen sein?)
       
       
  3. Praktische Kenntnisse:
     
    1. Sauber geführtes Gruppenheft.
      Darunter ist zu verstehen, daß sich jedes Mädel ein Arbeitsheft für den Gruppengebrauch anlegt, in welchem alles Wichtige aus der Gruppenarbeit eingetragen wird.
       
    2. Fahrt- und Lagerkenntnisse.
      Rucksackpacken, Fahrtenausrüstung, Jugendherbergsordnung.
       
       
  4. Bücher, die gelesen werden sollen:
     
    Der Stilzl (Hans Watzlik), 100 Sagen aus den Sudetenländern (Rotter), Erzäh1ungen von Ebner Eschenbach (Die Spitzin, Krambambuli).

Probe II
  1. Bewährung:
     
    1. 2 Jahre gute Gruppenarbeit und Übernahme eines bestimmten Arbeitsgebietes in der Gruppe für mindestens 1 Jahr:
      Schaukasten, Singen, Kasse, Werken, Turnen, Heimatpolitik usw.
       
    2. Bewiesene Einsatzbereitschaft bei Sonderaktionen:
      Wie in Probe I
       
    3. Einsatz in mindestens einem längeren Lager oder in einem unserer Heime als Helferin
      (Mindestdauer 8 Tage).
       
    4. Teilnahme an Bezirks- und Landestreffen oder Jugendlagern bei den Sudetendeutsche Tagen
      (Mindestens zweimalige Teilnahme).
       
    5. Besuch von Lehrgängen und Wochenendschulungen:
      5 Wochenendschulungen (auch Fach1ehrgänge der Jugendringe werden anerkannt) sind erforderlich.
       
       
  2. Theoretische Kenntnisse:
     
    1. Geschichte des böhmisch-mährischen Raumes‚ einschließlich Slowakei.
      Die gleichen Fragen wie in Probe I / 2 a) zusätzlich Slowakei.
       
    2. Deutsche Geschichte:
      Die germanischen Stämme vor der Völkerwanderung -- Das wichtigste Ereignis des jeweiligen Jahrhunderts, angefangen vom 9. Jhd.
       
    3. Erdkundlicher Überblick über die Tschechoslowakei.
      Oberflächenformen der Tschechoslowakei -- Flüsse, Länder, Gebirge, Städte, Wirtschaft der Tschechoslowakei, (Industriegebiete mit Mittelpunkt, landwirtschaftliche Gebiete, Bedeutung der sudetendeutschen Wirtschaft in der Tschechoslowakei -- Bevölkerung der CSR bis 1938 (Aufschlüsselung) -- Wichtigste Städte mit Bevölkerungszahlen -- Die stammliche Gliederung der Sudetendeutschen und ihre Auswirkung auf die Sied1ungen -- Berühmte Persönlichkeiten, auch Tschechen.
       
    4. Die deutschen Ostgebiete:
      Aufzählen der deutschen Ostgebiete, zeigen auf der Karte.
      Dazu für den Nordosten: Die Ostsiedlung: Gründe und Verlauf und Ergebnis. Der deutsche Ritterorden. Die Schicksale Ost- und Westpreußens in der Neuzeit in großen Umrissen.
      Oberschlesien nach dem 1. Weltkrieg.
      Südosten: Die Sprachinseln und der Zeitpunkt ihrer Entstehung. Was verstehen wir unter Streudeutschtum?
       
    5. Die Charta der Heimatvertriebenen.
      Welches ist der Grundgedanke?
       
    6. Die Bundesrepublik.
      Was verstehen wir unter Grundgesetz? -- Welche wichtigen Artikel enthält es? Welche Aufgaben haben Präsident‚ Kanzler, Bundesverfassungsgericht? -- Was ist der Bundestag? Was der Bundesrat? -- Wie kommt ein Gesetz zustande?
       
    7. Das Regierungssystem Mitteldeutsch1ands.
      Was weißt du davon?
       
    8. Welche slawischen Völker gibt es und wo siedeln sie?
       
       
  3. Praktische Kenntnisse:
     
    1. Ausreichende Kenntnisse auf einem jugendpflegerischen Gebiet.
      Es wird soviel vorausgesetzt, dass es für eine selbständige Arbeit auf einem Teilgebiet der Gruppenarbeit reicht. (Singen, Werken, Turnen, Heimatpolitik usw.)
       
    2. Schriftliche Ausarbeitung über ein Thema aus unserer Arbeit.
      Dabei kann ein Thema nach freier Wahl, heimatpolitisch oder jugendpflegerisch, genommen werden. (z.B. Walter Hensel und sein Werk, Die Bedeutung des deutschen Ostens für Deutschland, Werken als Erziehungsfaktor in der Gruppenarbeit usw.).
       
    3. Fahrt- und Lagerkenntnisse:
      Kursbuchlesen, Kartenlesen; wichtigste Verkehrsregeln.
       
    4. Schriftliche Ausarbeitung: Thema: Volkstum meiner Heimatlandschaft.
      Dabei kann gleich das Manuskript für die Heimatmappe, die in der 3.Probe verlangt wird, erstellt werden.
       
  4. Bücher, die gelesen werden sollen:
     
    Je ein Buch von Pleyer, Watzlik, Brehm, Stifter, Miegel. Kinau: Kamerad und Kameradin.

Probe III

Die Probe III setzt die abgelegte Probe II voraus.

  1. Bewährung:
     
    1. Mindestens ein Jahr Führerinnentätigkeit.
      Angerechnet wird jede Tätigkeit ab Gruppenführerin.
       
    2. Heiligenhoflehrgang.
      Grund- Aufbau- oder Speziallehrgang an der zentralen Schulungsstätte.
       
    3. Bewiesene Einsatzbereitschaft für das Grenzland oder eines unserer Heime.
      Schülerinnen müssen diesen Einsatz direkt an Ort und Stelle ableisten.
      Nur berufstätige Führerinnen, die ihren Urlaub für eigene Lager benötigen, können ihre Bereitschaft anders unter Beweis stellen. (Sammeln von Spenden, Einsatz bei KEV Vorbereitungen).
       
    4. Leiterin eines Lagers oder eines Lehrganges
      Wochenendschulungen werden hier nicht angerechnet, nur längere Lager oder Lehrgänge.
       
       
  2. Theoretische Kenntnisse:
     
    1. Deutsche Geschichte. (Das Reich, Sehnsucht und Erfüllung.)
      1. Germanische Frühe.
        (West- und Ostgermanen -- Entstehung der deutschen Stämme 2. - 4. Jhd.)
      2. Der Vorläufer, das Frankenreich.
        (Die Reichsgebiete unter Karl dem Großen -- Die Bedeutung der Sachsenkriege für das Werden des deutschen Volkes -- Die Teilung von Verdun (843) und Mersen (870) als Grundlage für die Bildung des deutschen Reiches)
      3. Das Reich (862 - 1806)
        Die Einigung der fünf Stammesherzogtümer unter Heinrich I. -- Die Ausweitung nach Osten unter Otto I. dem Gründer des I. Reiches. -- Weitere Ausweitung und Festigung durch Lothar von Supplinburg -- Einsetzung deutscher Fürstengeschlechter in den Gebieten jenseits von Elbe und Saale, Beginn der Ostsiedlung -- Glanzzeit des Kaisertums unter den Hohenstaufen.
        Äußere und innere Gefährdung: Die Awaren (Karl d. Große) -- die Ungarn (Heinrich I., Otto I.), die Slaven (Heinrich I, Otto I., Otto II.), die Mongolen (Schlacht bei Liegnitz 1241) -- Die Auseinandersetzung mit dem Papsttum (Heinrich IV. und der Investiturstreit -- Die Staufer und der Machtanspruch des Papstes -- Das Gegenkönigtum der Welfen -- Die steigende Macht der Landesfürsten, Grundlage: das Reichsgesetz Friedrich II. zugunsten dieser Landesherren).
      4. Abstieg und Auflösung.
        Rudolf von Habsburg (1275 - 91) sein Versuch die Königsgewalt gegenüber den Fürsten durch Hausmachtpolitik zu stärken) -- Karl IV. (1347 - 78): Verlegung des Schwerpunktes nach Osten. Stärkung der kurfürstlichen Gewalt durch die Goldene Bulle -- Das Reich, ein Teil des Habsburgerreiches, Karl V.
        Neue Bedrohung von innen und außen: Die Reformation und Gegenreformation -- Die Bauernkriege -- Die Türkengefahr.
        Das Reich auf dem Tiefpunkt seiner Macht:
        Der 30 - jähr. Krieg -- (Ursache und Anlaß) -- Der westfälische Frieden und seine Folgen für das Reich (Auflösung in Nebeneinander- und Einzelstaaten. Verluste an den Grenzen -- Verlust der europäischen Führung) -- Die Entstehung des deutschen Dualismus. -- Der Aufstieg des Kurfürstentums Brandenburg zum Preußischen Königreich. -- Der große Kurfürst Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. Friedrich d. Gr.).
        Osterreichs Aufstieg zur Vormacht in Südosteuropa durch die Abwehr der Türken (Prinz Eugen). Maria Theresia und Josef I.
        Die Auflösung des Reiches 18o6. -- Der Kampf Napoleons um die europäische Vorherrschaft. Niederlage Preußens und Österreichs. Der Rheinbund und das Ende.
      5. Die Zeit der Sehnsucht nach nationaler Einheit und Freiheit.
        Die Befreiungskriege (Scharnhorst, Freiherr v. Stein) -- Andreas Hofer und Friedrich von Schiller.
        Die Völkerschlacht bei Leipzig -- Der Wiener Kongreß und das Metternichsche Zeitalter -- Der Deutsche Bund als Reichsersatz -- Die Demagogenverfolgungen, ein Schlag gegen die deutsche Einheit -- Der deutsche Zollverein als Wegbereiter der Einheit.
        Die Revolution von 1848. Neue Hoffnung, neue Enttäuschung.
        Die Aufstände in Wien und Berlin -- Die Paulskirchenversammlung und ihre Reichspläne -- Gründe für das Scheitern der Revolution.
      6. Das kleindeutsche Reich Bismarcks
        Der preußisch -- österreichische Krieg von 1866 und seine Bedeutung für Österreich und die Schaffung des 2. Reiches -- Der deutsch - französische Krieg und die Gründung des preußisch - deutschen Reiches. Bismarcks Außen- und Kolonialpolitik.
        Neuer Tiefpunkt: der erste Weltkrieg -- Die Diktate von Versailles und St. Germain -- Die Weimarer Republik.
      7. VII. Das dritte Reich 1933 - 45.
        Hitlers Kampf gegen Versailles -- Rückkehr des Saargebietes -- Militärische Besatzung des Rheinlandes -- Anschluß Österreichs und des Sudetenlandes -- Rückgliederung des Memelgebietes.
        Der 2.Weltkrieg (Ursachen, Ausbruch und Verlauf).
        Jalta und Potsdam.
         
    2. Kultur- und Geistesgeschichte.
      Bürger, Bauer und Ritter in Mittelalter -- Was ist die Hanse? -- Wesentliche Kennzeichen des Humanismus -- Was verstehst Du unter Absolutismus? Nenne einen Vertreter des reinen und des aufgeklärten Absolutismus. -- Was heißt Aufkärung? -- Was verstehen wir unter der Gewaltenteilung Montesquieus (18. Jhd.) und wie wird sie in den modernen Demokratien angewendet? -- Was verstehen wir unter Liberalismus? -- Was verstehen wir unter industrieller Revolution und wie wirkte sie sich auf Ware und Mensch aus? -- Die wichtigsten Lehren Marx.
       
    3. Der Europagedanke.
      Was verstehen wir unter Nationalismus? -- Was ist ein Volk zum Unterschied zu einer Nation? -- Welche europäische Vereinigungen und überstaatliche Zusammenschlüsse gibt es?
      Welche Exilgruppen der Tschechen und sonstigen osteuropäischen Völker gibt es und wie stehen sie zu uns? -- Welche politischen Lösungen für einen Zusammenschluß Europas -- für eine Neugestaltung des Raumes der ehemaligen CSR gibt es? Welche erscheint Dir als die beste?
       
    4. Kunst -- Literatur -- Musikgeschichte.
       
      Kunstgeschichte -- Stilerziehung:
      Welches sind die äußeren Merkmale der Romanik, Gotik, Renaissance, und des Barock -- Welches Lebensgefühl drücken sie aus? -- Welche Bauwerke aus den verschiedenen Epochen, sind Dir bekannt?
       
      Literaturgeschichte:
      Nenne je einen Dichter und sein Werk, des Humanismus, der Reformation, des Barock und der Aufklärung. -- Nenne Romane, Dramen und Balladen von Goethe und die historischen Werke von Schiller,
      Nenne je einen Dichter und sein Werk aus Romantik Realismus, Naturalismus.
      Welche modernen Lyriker kennst Du? -- Welche Dichter der Gegenwart überhaupt?
      Aus jedem Zeitabschnitt wird von einem Werk eingehendere Kenntnis (Inhalt, Thematik) vorausgesetzt.
       
      Musikgeschichte.
      Welche großen Sti1epochen der Musikgeschichte sind Dir bekannt? Nenne Komponisten und Werke der einzelnen Abschnitte? Welches waren die führenden Männer und die Ziele der Singbewegung?
       
       
  3. Vorschläge für zu lesende Bücher:
    Klassik (je ein Werk von Goethe und Schiller), Romantik (Eichendorf, Mörike), Österreichischcr Biedermeier (Stifter, Grillparzer), Realismus (Gottfried Keller, Freytag, Raabe, C. F. Meyer), Naturalismus (Hauptmann, Sudermann), Moderne (Binding, Carossa, Hesse, Wiechert, Miegel, Bergengruen, Ina Seidel, Kolbenheyer), Sudetendeutsche: Hohlbaum, Merker, Mühlberger.
    Sedlmeyer: Verlust der Mitte -- Friedländer: Kunst und Kennerschaft (Ullsteintaschenbücher)
     
     
  4. Praktische Kenntnisse:
     
    1. Fertiggestellte Heimatmappe -- Gliederung: Familiengeschichte, Heimatlandschaft: Geographischer Überblick, Geschichte, volkskundlicher Überblick (Haus- und Siedlungsformen, Brauchtum, Trachten, Mundart, Volkskunst, Volkslied, Volkstanz), Wirtschaft: Industrie und Landwirtschaft.
       
    2. Ausreichendes Können auf mindestens einem der angeführten Gebiet (Nachweis eines Kurses oder einer Schule, normaler Handarbeits- oder Kochunterricht in einer Schule, die nicht für spezielle Frauenberufe ist, kann nicht gerechnet werden) Krankenpflege, Kochen, Nähen, Säuglingspflege, Wirtschaftsführung.
       

Literaturhinweise als Arbeitsbehelf für die Proben: Die Bildbände aus dem Kraftverlag, Sudetendeutsches Bilderbuch, Sudetenland (Handbuch Holzner Verlag) Arbeitsmappe Sudetenland, Sudetendeutsche Sagenbücher (Rotter, Jesdinsky), Sudetendeutscher Atlas, Schulatlanten und Geschichtsbücher. Weizäcker: Geschichte von Böhmen und Mähren (Schriftenreihe Göttinger Arbeitskreis, Plötz: Hauptdaten der Weltgeschichte, Hartmann: Das Geschichtsbuch (Taschenbuch der Fischer - Bücherei) Reitzenstein: Deutsche Baukunst (Reclam) Lemberg: Geschichte des Nationalismus.
Möglichkeiten zur Literaturbeschaffung: Büchereien der SL- Orts- und Kreisverbände, Schulbüchereien, Stadtbüchereien.


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