Deutsche Jugend des Ostens  
Sudetendeutsche Jugend  
Bundesmädelführung Heiligenhof, Dezember 1956

 


An alle Mädelführerinnen der Sudetendeutschen Jugend.

Betrifft: Bewährungsnachweis für Mädchen in der SdJ.

 

Liebe Kameradinnen!

Lange Zeit haben wir überlegt, wie wir unsere Mädelgruppen, vor allem aber das einzelne Mädel dazu bringen können, eine zielbewußte, intensive Arbeit für die Gemeinschaft unseres Jugendverbandes, aber auch für sich selbst, zu leisten, ohne daß es in Formen ausartet, die unserer Art nicht entsprechen.
Diese Überlegungen haben drei wesentliche Faktoren bestimmt, auf die besonderer Wert gelegt werden muß:

  1. Die Bewährung:
    Keine Augenblicksleistung soll gewertet werden, sondern eine anhaltende Bereitschaft, ein freiwilliges Dienenwollen für eine Sache, die wir als die richtige erkannt haben.
     
  2. Theoretische Kenntnisse:
    Sehr oft führen wir das Wort von den geistigen Waffen mit denen wir allein unsere Gegner bekämpfen wollen, im Mund. Sollten wir nicht endlich beginnen, unseren Geist zu schulen? Wenn auch die Anforderungen gerade auf diesem Gebiet sehr hoch erscheinen, so bedenkt gerade hier einmal die letzte Konsequenz. Es gilt vor allem die Lücken auszufüllen, die Schule und öffentliches Leben in der heutigen Zeit zurücklassen.
     
  3. Praktische Kenntnisse:
    Auch dabei wollen wir uns keine Halbheiten leisten. Selbstverständlich sollen Mädchen in praktischen Dingen sehr vielseitig sein. Aber wir wissen, wie leicht man sich dabei vertändelt. Mindestens auf einem Gebiet sollten wir aber wirklich etwas können.

Um diese drei Punkte fest zu umreißen und Euch einen Anhalt zu geben, aber auch als Ansporn für jedes einzelne Mädchen, kommen ab Januar 1957 die Hefte Bewährungsnachweis für Mädchen in Umlauf. Sie können auf dem Heiligenhof bestellt werden.
Da sie den Mädchen auch nach den Jahren der aktiven Jugendarbeit noch eine Erinnerung bedeuten sollen, werden sie in einer gefälligen Form gedruckt und haben neben den eingetragenen Proben noch Raum für die Bestätigung sämtlicher Fahrten, Lager und Lehrgänge.

Die Nachweise für die Gruppe Bewährung werden auch rückwirkend angerechnet, soweit sie einwandfrei zu überprüfen sind.
Die Abnahmeberechtigung für den theoretischen Teil erhalten die Führerinnen, welche am Palmsonntag 1957 auf dem Heiligenhof die 2. oder 3. Probe ablegen.

Wir werden es kaum erreichen, daß alle Mädel den Bewährungsnachweis -- vor allem in der 2. und 3. Probe ablegen. Es werden nur diejenigen sein, die mit vollem Ernst und Ausdauer an sich arbeiten.

Eine abgelegte Probe ist auch kein Privileg sich über die anderen erhaben zu fühlen, im Gegenteil, sie verpflichtet noch mehr zur Mitarbeit und zur Hilfeleistung für die anderen.

Letzten Endes wollen wir erreichen, daß diese Gruppe von Mädchen auch über die Zeit der Jugendarbeit hinaus sich unserer Sache verpflichtet fühlt und den Geist unseres Bundes weiterträgt.

Mädelführerinnen! Nun liegt es an Euch, ob die Einführung des Bewährungsnachweises einen Fortschritt für unsere Arbeit bedeutet. Alle Bequemlichkeit und Trägheit, die sich unser nur zu leicht bemächtigt, müssen wir einmal hintenan stellen und nichts anderes haben als den Willen, eine echte Leistung zu vollbringen.

Wir wollen nicht mit großtönenden Worten von Verpflichtung fürs Vaterland reden, wir wollen auch nicht vor Gott geloben, für den deutschen Osten unser Leben einzusetzen, wir wollen ganz still und zäh die Arbeit anpacken und durchziehen.

Der beigelegte Entwurf soll vorläufig für ein Jahr gelten.
Bis dahin hat sich herausgestellt, was gut und was schlecht daran ist.
Wir haben absichtlich keine fertigen Unterlagen zu den einzelnen Themen herausgegeben, damit nicht nur auswendig gelernt wird. Literaturhinweise sind angegeben. Das Arbeitsmaterial wird im kommenden Jahr auf die theoretischen Kenntnisse für den Bewährungsnachweis abgestimmt.

Sucht Euch in Euerem Wirkungsbereich Leute, die Euch helfen! (Lehrer, Studenten). Fordert die Mädchen auf, in den Schulen Redeübungen und schriftliche Arbeiten zu den angegebenen Themen zu wählen. Bei dieser Gelegenheit schlagen wir zwei Fliegen mit einem Schlag!

Die Eintragungen in den Bewährungsnachweis sind sauber und möglichst in Blockschrift zu führen. Bestätigt werden sie je nach Gruppierung von der Gruppen– Bezirks– Landes- oder Bundesmädelführerin.

Die ersten abgelegten Proben wollen wir beim Sudetendeutschen Tag 1957 bekannt geben.
Als sichtbares Zeichen sind kleine Broschen aus Silberdraht vorgesehen, die sowohl auf dem Dirndel als auch auf einem anderen Kleid getragen werden können.


Und nun wünsche ich Euch und uns allen einen guten Start und viel Kraft für die neue Aufgabe!
 

Euere  
  (Gretl Hajek)

 



    Home