Ziele und Aufgaben der Sudetendeutschen Jugend

1945 -- der Krieg war zu Ende. Mitten in das Herzland Europas stießen die Angriffskeile des Ostens und Westens.
Auf Jalta war Potsdam gefolgt und damit auch das letzte Fünkchen Hoffnung für die deutsche Grenzlandbevölkerung im Osten und Südosten erloschen.
Mit den Millionen Männern und Frauen wurde auch die Jugend über die Grenze getrieben und über alle Länder wahllos verstreut.

Bereits wenige Jahre später hörte man etwas von einer Sudetendeutschen Landsmannschaft, die irgendwo in Schwaben gegründet sein sollte und wenig später auch von einer jungen Landsmannschaft und dann ging ein Aufhorchen durch die Sudetendeutschen und auch durch die Jugend.
Aus diesem Aufhorchen wurde ein Aufbrechen. Da und dort wurden Jugendgruppen gegründet im Anschluss an die Sudetendeutsche Landsmannschaft und während sich wo anders die ältere Generation nur sehr wenig oder gar nicht um die Jugend kümmerte, da waren es unsere Väter, die uns den Weg wiesen, unserem aus dem Gleichgewicht geratenen Inneren wieder ein Ziel gaben: Für die Rückgewinnung unserer Heimat zu kämpfen.
Das war und ist auch heute noch unser oberstes und vielleicht auch schwerstes Gebot. Wir ersehen dies aus dem außenpolitischen Bericht, auf den an anderer Stelle entsprechend eingegangen wird.

Diese erste Aufgabe schließt aber eine solche Fülle von anderen Voraussetzungen ein, dass ich wohl ruhig sagen kann, dass noch keine Sudetendeutsche Jugend so viel und so schwere Aufgaben auf einmal zu lösen hatte. Es ist ja nicht nur damit getan, dass wir unser Volksgut, unsere Volkstänze, Lieder und Bräuche weiterpflegen.
Wir müssen erst wieder eine echte und wirkliche Grenzlandgemeinschaft werden, die ohne Rücksicht auf konfessionelle Zugehörigkeit oder Parteifärbung möglichst alle sudetendeutschen Mädel und Jungen anspricht und erfasst und in die Aufgabe stellt.
Darüber hinaus wollen wir aber auch Binnendeutsche und andere heimatvertriebene Jugendliche bei uns haben, die es einmal als ihre Verpflichtung ansehen, mit uns gemeinsam in unsere Heimat zurückzugehen, um mit uns die Heimat neu zu bauen.
Dies aber dem ganzen deutschen Volk und besonders seiner Jugend: Die deutsche Ostaufgabe als eine Verpflichtung und Ehre aufzugeben, können wir eben erst dann richtig durchführen, wenn wir die alte Grenzlandgemeinschaft wieder geworden sind.

Ich möchte gerade an dieser Stelle Toni Wuschek und Walter Kukula danken, dass sie den Weg der Sudetendeutschen Jugend im Anfang so gingen, dass sie alles daran setzten, erst diese Gemeinschaft zu schaffen, bevor an andere Aufgaben gegangen wurde.
Bei allen Schulungen und Lagern, wurde als oberster Grundsatz herausgestellt: Wir müssen bei uns selbst wieder anfangen und es war kein Zufall, dass die erste Volksbildner- und Jugendleiter- Tagung in Dinkelsbühl unter dem Leitwort stand: Ordnung in uns -- Ordnung um uns-- Ordnung durch uns.
So verband gerade die Jugend und die Volksbildung in der Sudetendeutschen Landsmannschaft immer ein festes und echtes Band. Wenn der Sprecher oder seine Mitarbeiter bei uns waren, gaben sie uns die Erfahrung der älteren Generation mit auf den Weg und wir sind damit bis heute immer nur gut damit gefahren.

Die Erfahrung des Alters und die Schwungkraft der Jugend, harmonisch miteinander, das ist die Sudetendeutsche Jugend.

Wenn wir unsere sudetendeutsche Aufgabe immer wieder heraus und hervorheben, so tun wir dies aus bestimmten Gründen.
Wo wird denn heute noch vom Sudetenland gesprochen, wenn das Wort von den deutschen Ostgebieten fällt?
Dieses Problem ist zum heißen Eisen geworden.

Wir haben in den letzten Jahren durch unsere Arbeit bei den Jugendringen, den öffentlichen Veranstaltungen, den staatspolitischen Jugendleiter-Lehrgängen und den Tagungen bewiesen, dass wir die heimatvertriebene Jugend aus der Negation herausgeführt haben zur positiven Mitarbeit am deutschen Volk und im jungen Staate.
Ich möchte gerade in diesen Zeilen wieder betonen, dass wir unsere sudetendeutschen Mädel und Jungen bewusst zu guten Deutschen erziehen, auch wenn wir als nationalistisch hingestellt werden von Leuten, die heute noch nicht wissen, dass völkisch und nationalistisch ganz verschiedene Begriffe sind. Das Wort Nationalismus haben wir Grenzlanddeutsche erst hier kennengelernt.
Die heute so viel von Europäertum reden, sollen erst einmal gesunde und positive Glieder ihres eigenen Volkes werden, dann werden sie vielleicht bei einem künftigen Europa, das ja die Jugend mitbauen soll und richtig mitbauen soll, erkennen, dass man Europäer erst dann ist, wenn man den Weg über sein eigenes Volk zu Europa gefunden hat.
Dass diese Auffassung eine richtige ist, haben wir bei unseren Begegnungen mit jungen Franzosen, Dänen und auch Engländern kennen gelernt.

Leuten aber, die immer gern an uns etwas auszusetzen haben sei gesagt, dass wir weder einen landsmannschaftlichen Gartenzaun um unsere Mädel und Jungen errichten, noch sie zu Kirchengegnern oder Nationalisten erziehen wollen. Wir haben schon zu hause und gerade auch heute immer unsere deutsche Aufgabe gesehen.
Wir wissen aber auch, dass wir später einmal, nicht nur als Deutsche nach Hause gehen dürfen, sondern gerade als Sudetendeutsche, die die Erfahrungen der vergangenen Generationen in sich aufgenommen haben, um ihre Aufgabe als Volksgruppe des Grenzlandes lösen zu können.
Der Vorwurf, der uns so gern gemacht wird, wir wären kirchenfeindlich eingestellt, der ist allein dadurch widerlegt, dass ein Grundsatz bei uns lautet: Was Deinem Kameraden heilig ist, sei auch Dir heilig und achte auch Du! Für den Besuch der Gottesdienste wird immer Zeit sein bei unseren Tagungen und Lagern.
Wir beweisen durch unsere Arbeit immer wieder, dass wir alle positiven Kräfte in unseren Reihen haben wollen, die den Mut haben, in der Notzeit der deutschen Volksgruppe sich zur Heimat, zu Deutschland und zu Europa zu bekennen, die den Willen haben, saubere und anständige Persönlichkeiten zu werden und ihre Person in den Dienst der Aufgabe stellen wollen.
Von dieser europäischen und gesamtdeutschen Aufgabe aber wollen wir wieder zurückkehren zu den Aufgaben der Volksgruppen-Jugend.

Hier gilt es vor allem neben der Erhaltung des Volksgutes unseren Mädeln und Jungen auch auf sozialem Gebiet zu helfen, ihnen Lehrstellen zu schaffen oder Berufsausbildungsmöglichkeiten zu geben.
Hunderte von Jugendlichen sind bereits durch die Lehrgänge in der Berufsausbildungsstätte mit Heim, in Ingolstadt, gegangen. Und durch den Einsatz der Landsmannschaft und der Jugend konnte vielen bereits eine Lehrstelle besorgt werden.

Wir bekennen uns zur Charta der Heimatvertriebenen, zur gemeinsamen Arbeit mit allen einheimischen Jugendgruppen, zur großen Gemeinschaft der Jugend aller Vertriebenen-Volksgruppen.
Wir wollen mit all unserer Kraft beim Bau eines neuen Europas auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes aller Völker mitarbeiten und mithelfen, ein geeintes und freies Deutschland zu schaffen.
Wir wollen keine Massenbewegung werden, sondern eine Jugendbewegung im wahrsten Sinne des Wortes sein.

So rufe ich alle Eltern, Erzieher, alle Mädel und Jungen auf, uns mitzuhelfen, um diese vielen und großen Aufgaben auch wirklich lösen zu können, um dem deutschen Volk durch die Schaffung unserer wirklichen und echten Gemeinschaft aufwärts zu helfen.
Wir wollen alles, was uns vielleicht trennen könnte, hintanstellen und nur das gemeinsame und große Ziel vor uns sehen:
Den Dienst an unserer Heimat als eine deutsche und europäische Aufgabe zu sehen, nach unserem Grundsatz, schlicht und einfach.

Viel leisten, wenig hervortreten. Mehr sein als scheinen !

Ossi Böse
Hauptjugendleiter der Sudetendeutschen Jugend

am 12. 05. 1952


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