Noch nach mehr als 60 Jahren schwärmt ein Lagerteilnehmer der ersten Stunde:
auch im Zeltlager gilt das im übertragenen Sinn. Wenn die Verpflegung stimmt, kann man ein erfolgreiches Lager erwarten und die Teilnehmer werden sicher im nächsten Jahr wieder kommen.
In der 1. Gaisthallagerwoche vom 22.7. bis 30.7.1950 war das schon so.
Erich Kukuk hatte eine gelernte Köchin, die schon ein Jahr in Rente war, engagiert, um das wichtige Amt zu übernehmen. Leider wurde
die gelernte Köchin krank und hat zwei Tage vor Lagerbeginn abgesagt.
Für Erich war das kein Problem. Es wurde die zuerst ankommende Mädelführerin zur Köchin ernannt (bestimmt!) –- dies war Sigrid
Egerter aus Landshut. Sie hatte noch nie, schon gar nicht für so viele Menschen und am offenen Feuer gekocht. Aber es ging alles sehr
gut. Learning by doing, nennt man das.
Am Ende des Lagers fuhr eine professionelle Köchin nach Hause, die gerne in den folgenden Jahren diesen Posten zur Freude aller
wieder übernahm.
Hermann Kautzner, Gernot Schott, Norbert Gestner | Helga Plattig, Heidi Wech, Hans Scherer |
Schon in diesem ersten Jahr hat sich eingebürgert, was in den Folgejahren beibehalten wurde.
Es gab für die Köchin männliche und weibliche Unterstützung. Ein bis zwei Jungen waren für das Holz und das Feuer zuständig. Die
Mädchen, nach Bedarf zwei bis drei, je nach dem wie viele Hände gebraucht wurden, halfen der Köchin beim Brote streichen, Kartoffel schälen,
Obst waschen, Essen ausgeben etc.
Gekocht wurde am offenen Feuer, was eine große logistische und organisatorische Leistung bedeutete; es mussten teilweise 200 Leute versorgt werden.
1956 schaffte es Dieter Max, der Lagerverantwortliche seit 1953, dass Gaisthal Staatlich anerkannter Jugenderholungsplatz
wurde. Das bedeutete eine regelmäßige finanzielle Unterstützung vom Land Bayern und vom Bayerischen Jugendring.
Mit diesen Geldern konnte 1956 der Sanitärbau (Wasch-, Duschräume und Toiletten) und 1957 das Wirtschaftsgebäude mit einer Küche und
einer Speisekammer errichtet werden.
Helga Plattig, Heidi Wech | Josef Fuckerieder (Ipf), Hans Kallinowski |
Nun gab es einen Herd und einen großen Kochkessel (mit Glyzerin–Technik) in einem festen Gebäude.
Man nutzte bei Bedarf auch noch die offene Feuerstelle.
Im Vergleich zu den Anfangsjahren war dies ein großer Fortschritt.
Ein oder zwei Jahre nach Sigrid Egerter übernahm Christine Ludewig, spätere Christine Max, die Stelle der Chefköchin.
Sie wurde seit 1955 durch Helga Plattig und Heidi Wech unterstützt.
Das Essen war von Anfang an sehr gut, aber durch den Küchenneubau wurde es zur 2-Sterne Lagerküche.
Helga Plattig und Heidi Wech |
Seit 1958 waren die früheren Helferinnen von Christine die Chefköchinnen.
Alle Küchenchefinnen hatten ein Problem.
Es standen ihnen pro Lagerteilnehmer und Tag nur 0,75 DM zur Verfügung.
Trotzdem, keiner wusste, wie das zu schaffen war, stand an manchen Sonntagen Wienerschnitzel oder Schweinebraten auf der Speisekarte,
was alle herrlich fanden. So geschehen auch beim Besuch des Sprechers BM Dr. Seebohm.
Die Folge war nicht nur ein riesiges Lob, sondern auch eine Extraspende.
Man muss heute noch, nach über 50 Jahren, nicht nur die Kochkunst, sondern auch die Rechenkunst loben.
Eine Optimierung des Ablaufs und der Finanzen setzte eine genaue Abstimmung mit dem Lagerprogramm voraus. Dies geschah durch regelmäßige abendliche Lagebesprechungen der Küche mit der Lagerleitung.
Ein Teil der Beliebtheit des Lagers Gaisthal ist mit Sicherheit auf die Küchenmannschaft und deren Kochkunst zurückzuführen.
München im August 2010, PS
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Es folgt eine kurze Aufstellung, wer wann für das leibliche Wohl der Lagerbelegschaft verantwortlich war:
Jahr Dauer Beginn Köchin 1950 4 Wochen 22.07. Sigrid Egerter 1951 Lager war in Waldmünchen, ab 23.07. 1952 4 Wochen ?? ??? 1953 4 Wochen 19.07. Sigrid Egerter 1954 4 Wochen 01.08. Christine Max 1955 4 Wochen 22.07. Christine Max 1956 4 Wochen 22.07. Christine Max 1957 4 Wochen 20.07. Christine Max 1958 4 Wochen 21.07. Christine Max 1959 4 Wochen 22.07. Helga Plattig und Heidi Wech 1960 4 Wochen 15.07. Helga Plattig und Heidi Wech 1961 4 Wochen 20.07. Helga Plattig und Heidi Wech
Text und Bilder: - Peter Schowanek
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