"Von der Erholung, der Besinnung und Sammlung willst du heute sprechen? Wozu brauche ich das?" wirst du fragen. "Schließlich bin im jung, weiß manchmal vor lauter Kraft nicht, was im anstellen soll, und da sprichst du von Erholung, von Ausspannen, wie der Arzt zu einem überarbeiteten Manager?"
-- Nein -- so war es auch nicht gemeint.
Wenn ich von Sammlung und Besinnung spreche, die jeder nötig hat, dann nicht deshalb, weil ich Angst um deine
Gesundheit habe.
Aber war es nicht schon oft so:
Mit großem Eifer hast du dich auf dein Tagewerk gestürzt, hast eine Sache angepackt, ohne lange zu überlegen,
zu planen oder einzuteilen.
Schaust du jetzt kritisch zurück, dann findest du heraus, daß das Ergebnis in keinem Verhältnis zur
aufgewendeten Kraft und Zeit steht.
Versuche doch einmal -- zwei Minuten genügen dazu vollauf -- dir jeden Morgen den ankommenden Tag zu überdenken und dabei deine Kräfte richtig einzuteilen.
Nicht Zerstreuung brauchst du, sondern Sammlung.
Dazu gehört auch das Alleinsein.
Manchmal freue ich mich wochenlang auf ein freies Wochenende.
Von einem Nachmittag, den man ganz für sich allein ausgefüllt hat -- mit Hilfe eines guten Buches, durch
Musizieren oder durch sonst etwas, das Freude bereitet -- zehrt man lange.
Solche Stunden brauchen gerade wir.
Gewohnt, als Glied einer Gemeinschaft dieser etwas zu geben und in ihr vieles zu erleben, braucht jeder
einzelne von uns das, was ich als geistiges Auftanken bezeichnen möchte.
Wenn du deiner Gemeinschaft etwas geben willst, darfst du kein ausgebranntes Feuer sein.
Sollen wir, wie so viele Menschen, am Jahresende Rückschau halten und für das kommende Jahr gute Vorsätze fassen?
Ich weiß nicht, ob es gut für uns ist. Die Vorsätze werden ja doch nicht eingehalten.
Aber vielleicht gibt uns die vorweihnachtliche Zeit, in der wir jetzt stehen, ein wenig Gelegenheit, uns zu besinnen, uns zu sammeln, mal allein für uns zu sein.
Wenn uns das gelingt, haben wir schon einiges für das kommende Jahr erreicht.
Klaus |
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