Bochumer Zeitung, 23. 03. 1953

Landesjugendtag der Sudetendeutschen in Bochum

Delegierte aus dem ganzen Bundesgebiet / Landsleute sollen sich sammeln

Wir sind keine Organisation, sondern haben von der Landsmannschaft einen Auftrag, so umriß der Hauptjugendleiter Ossi Böse das Aufgabengebiet der sudetendeutschen Jugend, deren Vertreter aus NRW zum diesjährigen Landesjugendtag in Bochum zusammengekommen waren, um Rück- und Ausschau zu halten. Stadtamtmann Meise überbrachte die Grüße des Sozialdezernenten Habbe und des Jugendamtes, der mit Recht darauf verweisen konnte, daß gerade die Stadt Bochum sich den Fragen der Vertriebenen gegenüber besonders aufgeschlossen zeige und daß Bochum sich auch auf dem Gebiete der Leistungen für die Jugend sich sehen lassen könne. Hellen Jubel löste bei den Delegierten das Erscheinen der Bundesmädelleiterin Gretl Hajek, München, aus.

Die Tagung begann mit einer Morgenfeier zur Erinnerung an die verlorene Heimat. Landesjugendleiter Willi Schultes konnte ein Begrüßungsschreiben des Bundesministers und Landsmanns Dr. Seebohm bekanntgeben. Zweck dieser Tagung war, ein erneutes Bekenntnis zur sudetendeutschen Landsmannschaft und zur Heimat abzulegen. Man wolle nicht in wehmütigen Erinnerungen schwelgen, sondern die Tradition des alten Grenzlandgeistes wachhalten, und das umso mehr, als die Grenze Asiens umso näher gerückt sei. Einmütigkeit nach innen und außen wolle man beweisen, man wolle Brücke sein zwischen West und Ost.

Hauptjugendleiter, Ossi Böse begeisterte dann die erschienenen Delegierten durch einige aufrüttelnde Gedanken. Entscheidend sei, was man tue. Eins müsse er einmal herausstellen: man verwechsle allzu leicht den Begriff Landsmannschaft und Organisation. Man müsse in der Landsmannschaft die Gestaltung, der Volksgruppe sehen, man wolle den Einzelnen zu einer Persönlichkeit erziehen. Wenn man auch überkonfessionell sei, so unterstütze man doch jeden in der Ausübung seiner kirchlichen Pflichten.

Was haben wir zu erwarten?

Den derzeitigen Standort umriß der Leiter der Außenstelle der sudetendeutschen Landsmannschaft in Bonn, Toni Wuschek in seinem Vortrag über die gegenwärtige außenpolitische Lage der sudetendeutschen Volksgruppe. An einem konkreten Beispiel bemühte er sich, den Weg aufzuzeigen, der zum Ziele führen soll.

Man müsse von der bisherigen Einstellung abkommen: "uns ist Unrecht geschehen, ihr habt uns ausgetrieben, wir fordern wieder die Rückkehr", sondern man müsse sich fragen, wie man mit Hilfe anderer das gesteckte Ziel erreichen könne; angesichts des Tschechoslowakismus sei die Gleichberechtigung im mitteleuropäischen Raum zu fordern, im Interesse Deutschlands sei daher der Plan einer Föderation abzulehnen. Die Bundesregierung verlange mit Recht die Wiedervereinigung Deutschlands in den Grenzen des Weimarer Staates. Die Westmächte sehen ein, daß die Ostgrenze revidiert werden muß, aber zwei neue Gedanken seien jetzt in dieses Problern getragen worden: Ostpreußen und Oberschlesien. Davon stehe die sudetendeutsche Frage völlig getrennt. Das bedeute, daß die Sudetendeutschen in dieser Hinsicht völlig auf sich allein gestellt seien.

Der Redner schloß seine Standortbestimmung mit der Feststellung, daß die sudetendeutsche Volksgruppe sich sammeln müsse und verhandlungsfähig vorbereitet sein müsse. Die Sudetendeutschen wollen nichts anderes als eine staatliche Ordnung im mitteleuropäischen Raum nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung.

Mit diesem Referat war die politische Plattform geschaffen, von der aus die Delegierten ihre weitere Arbeit aufnehmen könnten. Der Nachmittag war internen Beratungen gewidmet, er wurde mit Kurzreferaten über Jugend und Beruf, über Die Mädelarbeit, über Presse und die praktische Arbeit in den Gruppen ausgefüllt. Nach einem Bericht der Landesjugendleitung und Berichten der einzelnen Gruppen erfolgte die Wahl der neuen Landesjugendleitung, die sich in der Hauptsache aus den alten bewährten Kräften zusammensetzt.


Und nun noch eine -- schlecht lesbare -- Kopie des obigen Artikels:

Bochumer Zeitung vom 23. 03. 1953



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