Der ST Stuttgart 1965 war eine Reise wert

Zu Pfingsten finden schon einige Jahre hindurch während des Sudetendeutschen Tages neben den offiziellen Großveranstaltungen Wettspiele der Sudetendeutschen Jugend statt.
Wir wollten auch wieder daran teilnehmen. Selbstverständlich nur aus Tradition!

14 Tage vor Pfingsten wurden wir uns endlich über die Kürlieder einig, der Kürtanz schwebte allerdings noch in der Atmosphäre.

In Stuttgart selbst, erwachte bei uns noch immer kein Wettkampfgeist.
Es regnete, die Mädchen lagen in ihrem frisch mit Gummifolie ausgelegten Zelt, die Jungen waren irgendwo im Lager, und durch den Lautsprecher tönte es laufend "wer am Sport teilnehmen möchte, begebe sich bitte zum Sportplatz -- 10 Min. Fußweg -- alle Prüfer stehen bereit“.

Erich Kukuk inspizierte die frisch aufgestellten Zelte und warb für den Sport bei garantiert erstklassigem Schnürlregen. Wir wollten uns nur am musischen Teil der Wettspiele beteiligen.
Erst als Erich erklärte, daß auch die Punkte für Sport für den Pokalgewinn ausschlaggebend seien, zockelten wir nach einer nicht ganz sanften Diskussion zum heiß angepriesenen Sportplatz.

Beim Dreikampf waren wir nicht einmal die Schlechtesten; im anschließenden Faustballspiel zeigten unsere 5 Mannen, daß ein alter Meister nicht so einfach auszubooten ist, und im darauffolgenden Fußballspiel Bundesführung gegen Ländervertretung verschaffte sich Fritz als Schiedsrichter lautstark Respekt.

Abends trafen wir uns zum musischen Wettstreit in der Waldbühne.
Die Gruppe Düsseldorf wurde an 11. und letzte Stelle gesetzt. Wir waren wütend. Es war kalt und feucht.
Zu unserem größten Ärger sang irgendeine andere Gruppe auch noch unser Kürlied. Jetzt standen wir da -- ohne Kürtanz und mit einem bereits bekannten Kürlied.

Lotti fragte nach kurzen Diskussionen mit Wulf durch die Reihen "Könnt Ihr das und könnt Ihr jenes?“
Und dann passierte es.
Nicht an 11., sondern an 8. Stelle wurden wir aufgerufen.

Während wir zur Bühne gingen, erklärte Lotti kurz entschlossen, daß wir die beiden Lieder, Das Schifflein und Zwischen 2 Berg und Tal singen und die Woaf tanzen. Wegen fortgeschrittener Uhrzeit durfte auch nur je Lied 1 Strophe gesungen werden.
Das brachte uns vollends aus der Fassung. Unter solchen Bedingungen hatten wir schon einmal großes Pech.

Ulli konnte die Woaf nicht ausstehen und tanzte extra den letzten Schritt nicht richtig, so daß Gerhard Mühe hatte, nicht aus dem Takt zu kommen. Helga, keinen Schimmer von der Woaf, war auf die kurzfristigen Anweisungen ihres Partners Wulf angewiesen.
Trotz Zeitnot spielte Lotti den Tanz gleich zweimal, weil sie an der Melodie große Freude hatte. Der Spaß am Tanzen ließ bei der Wiederholung alle Bitternisse schwinden. Sogar die mahnenden Worte lächeln, wenn's auch schwerfällt brauchten nicht mehr geflüstert zu werden. -- Vorbei -- Applaus --

Der Jugendnachmittag in der Waldbühne brachte uns die erste große Überraschung.
Die besten Wettspielgruppen konnten mit 1 Tanz und 1 Lied den Nachmittag mit gestalten. Nach unseren Darbietungen gratulierte uns Erich Kukuk zum 1. Preis im musischen Wettstreit.

Wir waren überglücklich.
Da unsere Gruppe bei der Preisverleihung am Montagmorgen schon nach Frankreich unterwegs wäre, wollte man uns diese Freude noch mit auf den Weg geben.

Am sogenannten Familienvormittag der Sudetendeutschen Jugend und als Abschluß der Jugendveranstaltungen galt das Morgensingen in der Waldbühne. Bei strahlendem Sonnenschein wurden auch die Preise für die einzelnen Disziplinen verliehen.

Am Vortage wußte man noch nicht, welcher Pokal für welche Disziplin gelten sollte.
Man einigte sich für:

1 Faustballpokal,   . . .
1 Wenzel- Jaksch- Pokal für die musische Arbeit,
1 Seebohm-Pokal als Preis für das Land mit der Höchstpunktezahl und
1 Dr. Lodgman v. Auen-Pokal für die sportlichen Leistungen.

Wir waren wie aus dem Häuschen.
2 Pokale waren uns also sicher. Der musische und der Faustball-Pokal.

Der Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft (Minister Dr. Ing. Seebohm) kam persönlich, um im Anschluß an seine Grußworte seinen Pokal der besten Landesgruppe zu überreichen.

1. Sieger in der Gesamtwertung: Das Land NRW,
    Harald, unser Landesführer, lief wie Nurmi nach vorn, um diesen wunderbaren Zinkpokal für sein Land strahlend entgegenzunehmen.

1. Sieger beim Sport und Anwärter für den Dr. Lodgman-Pokal: Die Gruppe Düsseldorf,
    Hurra, wir haben alle Pokale.

4 Pokale, 1 Teller, viele Urkunden und eine Menge Leistungsnadeln für sportliche Leistungen konnten wir gewinnen.
Außerdem überraschte die Düsseldorfer Jungenschaft mit einem 3. Platz in der Jungenschaftswertung.

Ja wir sind schon gut. -- Soll einer noch einmal das Gegenteil behaupten . . . .



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