Die Geschichte der DJO im Bereich Lahn-Dill


Heinz Zaude berichtet über die Anfänge:
Gruppe unterm Wilhelmsturm

Der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen (BVD) in Dillenburg hat sich seit 1949/1950 bemüht, eine Jugendarbeit für die heimatvertriebenen Jugendlichen aufzubauen.

Als Initiator wurde der damalige Gymnasiast Hubert Reichel aus Langenaubach auserwählt. Es kam zuerst in Langenaubach zu einer Jugengruppe und dann in Sechshelden und Manderbach.

Hubert hat es damals verstanden heimatvertriebene Schulkameraden für die Idee zu begeistern.

Das Programm der Gruppenabende wurde überwiegend musisch gestaltet.
Im Jahr 1950 gastierte die Adalbert-Stifter-Gruppe in Dillenburg. Diese Veranstaltung wurde von den damals bestehenden Gruppen besucht und war die Initialzündung für den Aufbau einer Kreisspielschar in Dillenburg.

Wir besuchten Freizeiten und Übungsmaßnahmen der Stifter in Seckach und am Titisee.
Hubert Reichel studierte nach seinem Abitur in Darmstadt und wurde Mitglied der Stifter.

Die Kreisspielschar trat regelmäßig bei örtlichen Veranstaltungen des BVD auf und wirkte ständig bei Veranstaltungen der Kreisjugendpflege mit.

Erich Losert war der erste Chorleiter der Spielschar ab 1950. Hartwin Pohl leitete den Volkstanz. Studienbedingt ging Erich nach Weilburg und konnte nicht mehr immer anwesend sein. Mizzi Lohwasser wurde die Nachfolgerin für den Chorgesang. Durch den Wegzug von Mizzi übernahm Heinz Zaude, der spätere Kreisführer die Leitung der Spielschar und leitete den Chor bis 1960.
Heinz zog aus beruflichen Gründen nach Frankfurt und Gerhard Zitzmann setzte die Arbeit bis 1963 fort.


Heinz Zaude
Dillenburg früher Langenaubach
 

Kreisjugendtag Dillkreis Heisterberger Weiher Landeslehrgang Heisterberger Weiher

Kreisjugendtag Dillkreis im Kreisjugendheim Heisterberger Weiher SdJ Landeslehrgang im Kreisjugendheim Heisterberger Weiher
2. v. l.: Peter Hucker, 2. v. r.: Karl Bauer

Herbert Wenig ( genannt: Tom ) beschreibt seinen Werdegang und seine Erlebnisse in der SdJ und in der DJO-Jungenschaft:
Ein Lagerturm wird gebaut

In den Jahren 1956 - 58 begann der Aufbau von Jungenschaftsgruppen im Aartal, Dillenburg, Langenaubach, Sinn und Herborn unter Gerhard Zitzmann und später unter Felix Rauner.

Im Jahr 1959 begann meine Arbeit, aus der kath. Jugend kommend, nach kurzem Kontakt zu den St. Georgs Pfadfindern, im DJO Jugendkreis Herborn.

In diesem Kreis war ich sofort heimisch und wurde mit Freuden aufgenommen.

In dieser Zeit bekam ich dann auch näheren Kontakt zu Felix Rauner, den ich von der Schule her bereits kannte, und es dauerte nicht lange und er hatte mich für die Aufgabe des Jungenschaftsführers begeistert.

Zu dieser Zeit bestand in Herborn bereits eine JS-Gruppe unter der Leitung von Gerhard Zitzmann, Alter der jungen Männer 16 - 18 Jahre.

Anfang 1960 begannen wir dann mit dem Aufbau einer weiteren Gruppe im Alter von 12 - 14 Jahren, die in ganz kurzer Zeit auf 10 bis 12 Jungen anwuchs.

Etwa zur gleichen Zeit wuchs in Sinn unter der Führung von Klaus Wohlleber eine ähnlich starke Gruppe im gleichen Alter heran.

Parallel existierte auch in Sinn bereits eine Jungenschaftsgruppe unter Führung von Gerhard Dreiseitel etwa im gleichen Alter wie die Gruppe von Gerhard Zitzmann in Herborn.

Es begann eine ereignis- und erlebnisreiche Zeit mit vielerlei Aktivitäten die hauptsächlich die Jüngeren vollauf begeisterte.
Leider gibt es aus dieser Zeit, soweit mir bekannt ist, keinerlei Aufzeichnungen, so dass ich aus der Erinnerung berichten muss.
Binnen ganz kurzer Zeit ergab sich nicht nur ein lebhaftes Gruppenleben, sondern ich wurde sehr schnell der persönliche Vertraute der Buben, die mich auch außerhalb der Gruppenstunden voll in Anspruch nahmen.
Außer den wöchentlichen Gruppenstunden gab es mindestens einen Späher und Wächterlehrgang in Herborn der Abnahme durch Felix Rauner endete.

Die Küche

In dieser Zeit führten wir u. a. folgende Lager durch:

Höhepunkt aber war das Zeltlager am Nassen Fleck unter dem Hausberg im Bereich des Limes bei Hochweisel in der Wetterau unter dem Motto: Das Leben der Römer und Germanen.

Leitung des Lagers hatten: Felix Rauner als Germanenfürst und Helmut Sikor als römischer Feldherr.

In einem großen Geländespiel wurde auf historischem Gelände, die Reste des römischen Grenzwalles sind hier noch an vielen Stellen sichtbar, der Kampf der Römer und Germanen nachgespielt.

Ein tolles Erlebnis für unsere Jungen, aber auch für uns Gruppenführer, die dieses Lager bis heute in transparenter Erinnerung behalten haben.

In bester Erinnerung ist mir bis zum heutigen Tag Felix Rauner als Germanenfürst mit einem riesigen, ausgestopften Bussard auf seinem Helm.
Den Vogel hatten Felix und ich in einer spontanen Aktion vom First des Erdbacher Forsthauses einfach mitgehen lassen. Typisch Felix!

Dieses war auch das letzte Lager dieser Art in unserem Bezirk. (1963)
 

Singen mit Felix Rauner

Was dann geschah kann ich nur folgendermaßen erklären:

Beim Einmarsch der Sudetendeutschen Jugend zur Kundgebung des Sudetendeutschen Tages 1963 in Stuttgart waren eine große Anzahl Fernsehleute zu beobachten, die das Geschehen in Stuttgart dokumentierten. Auch massive Störungsversuche durch uns Jungenschaftler konnten da wenig ausrichten. Wir haben es wenigstens versucht sie daran zu hindern. ( Aus heutiger Sicht ziemlich dumm! ).

Was daraus folgte waren 2 Sendungen im deutschen Fernsehen mit Dieter Gütt, der die Arbeit der SdJ und der DJO-Jungenschaft so in ein schlechtes Licht in die Ecke der Rechtsradikalen stellte, dass unmittelbar darauf der totale Zusammenbruch der gerade frisch aufgebauten Jungenschaftsgruppen in Herborn und Sinn folgte.

Unsere ganze Mühe war vergebens gewesen.

Mit den Eltern der Jungen war nicht zu reden. Die Arbeit von 3 Jahren war durch diese beiden fatalen Sendungen für immer dahin.

Die Jungenschaftsarbeit im Bereich Lahn Dill war damit beendet, zumal der führende Kopf Felix Rauner sein Studium in Berlin begann und für uns für immer außer Reichweite war.

Worin sein Sinneswandel, der sich daran anschloss, begründet liegt, ist mir, als damaliger enger Freund, bis heute schleierhaft geblieben. Ich habe Felix bis zum heutigen Tag weder getroffen noch gesprochen.

Gut kann ich mich noch an ein Gespräch mit Felix kurz vor der Wahl zum Bundesjungenschaftsführer erinnern. Damals fragte er mich, ob sich die Führung einer Jungengemeinschaft und enge Kontakte zum weiblichen Geschlecht vereinbaren lassen.

Er war wohl zu dieser Zeit schon mit Ingrid zusammen.

Ich weiß nicht mehr was ich ihm geantwortet habe, aber ich habe die Problematik damals wie heute nicht verstanden.
 

Reiterkampf 1 Reiterkampf 2

Was die Jugendkreise betraf, ging die Arbeit erst einmal weiter. Die beiden Fernsehberichte spornten uns eher an, als dass sie uns schadeten, treu nach dem Motto: Jetzt erst recht.

Nach Jahren großer Aktivitäten mit vielen erlebnisreichen Fahrten in den Bayrischen Wald, nach Südtirol, zu den Sudetendeutschen Tagen und 1961 nach Berlin zur Feier zum 17. Juni ( 2 Monate vor dem Mauerbau ) begann die Gemeinschaft zu bröckeln.

Der Niedergang war nicht mehr aufzuhalten.
Der Jugendkreis Herborn löste sich binnen kurzer Zeit bis auf ein paar wenige Mitstreiter auf.
Ein Häuflein Aufrechter traf sich alsbald im neu errichteten Jugendheim der Giessener DJO unter Werner Enzmann einmal im Monat in einem Musischen Arbeitskreis, der noch einige Jahre existierte und auch dann in den 70er Jahren endgültig einschlief.

Der lebende Turm

Das Ganze ging dann auf die Initiative von Werner Enzmann von der eigentlichen Jugendarbeit in die Arbeit der Jungen Generation über, die ihre Arbeit mit Aktivitäten im DJO Landesheim in Rodholz in der Rhön weiterführte.

Hier lagen die Aktivitäten in Sommer- und Winterwochen für ganze Familien die sich Jahr für Jahr aus ganz Hessen hier trafen und eine neue Gemeinschaft Gleichgesinnter bildeten, die bis heute anhält. Ein schmerzhafter Einschnitt war 1980 der frühe Tod von Werner Enzmann der den Niedergang in unserer Region noch einmal wesentlich beschleunigte.

Ich selbst bin der Sache treu geblieben und habe mich mit der SdJ verbunden gefühlt. So ist auch meine Teilnahme an den SdJ Skilagern auf der Höllritzalm und der Unteren Wilhelmine in den 60er Jahren zu werten.
Im Winterlager vom 26. 12. 1966 bis 08. 01. 1967 hatte ich auf Wunsch von Arnulf Streit Skilehreraufgaben übernommen und eine der Skifreizeiten im Frühjahr 1967 zusammen mit Walli Richter geleitet.

Nach wie vor treffen sich noch immer, 50 Jahre nach der Einweihung unseres Landesheimes in der Rhön, die Übriggebliebenen mindestens einmal im Jahr zu gemeinsamen Wochenenden oder zum Jahreswechsel.
Auch ich habe meine Margrit an einem Sommerwochenende in der Rhön kennen gelernt und wir haben uns dann nach einer schöpferischen Pause Jahr für Jahr in die Rodholzer Gemeinschaft wieder eingefügt.
Die Leitung des Hauses oblag zu dieser Zeit dem Heimleiterehepaar Inge und Hugo Schubert, die mit ihrer Art wesentlich dazu beitrugen, dass wir uns stets wie zu Hause fühlten, was auch unsere beiden Kinder Jörg und Silke auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit geprägt hat.

Mit dem Tod von Hugo Schubert ist auch der gute Geist und das besondere Flair aus dem Hause gewichen.
Die neue Heimleitung und die vielen Umbauten haben das Ihre dazu getan.

Das Haus ist zwar schön und immer noch schön gelegen am Fuß des Pferdskopfes, aber es ist eben nicht mehr unser Haus, das muss ich mit Wehmut gestehen.

Es steht zwar nach wie vor DJO dran, aber es ist eben keine DJO in unserem Sinne mehr drin, bis auf einmal im Jahr, wenn sich das Häuflein Aufrechter trifft.


Herbert Wenig (Tom)
Langgöns Niederkleen früher Herborn
 

Mädelgruppe mit Ilse Kölbl Zonengrenzbesuch 50er Jahre

Mädelgruppe mit Ilse Kölbl (Dillenburg) Zonengrenzbesuch 50er Jahre

 



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