Die Sudetendeutsche Jugend in Coburg

Bericht Horst Müller, Jahrgang 1935

Es existieren leider keine schriftlichen Berichte über die SdJ.
Nach meiner Erinnerung kamen in den Jahren 1949/1950 im 1. Stock des damaligen Amerikahauses, jetzt IHK am Schloßplatz, ca. 15 – 20 Jugendliche, aber darunter auch junge Erwachsene, die schon im Krieg gewesen waren, zusammen. Gemeinsamkeit aller war die Vertreibung aus dem Sudetenland. Dies war auch der Hauptgesprächsstoff.
Organisiert hatte diese Treffen ein junger Mann Namens Ohmeier (?), der jedoch bald wieder von Coburg wegzog.

Später (wann?) gab es eine organisierte SdJ, die ihre Treffen einmal wöchentlich im Stadtjugendheim Rosenauer Straße abhielt.
Die SdJ hatte ein eigenes Gruppenzimmer, zuerst im OG, später ein größeres im EG. Es gab zwei Gruppen, einmal die Älteren, ich denke über 20-jährigen und wir Jüngeren.

Gruppenführer bei uns Jüngeren war Otto Kotscharek, früher Tetschen-Bodenbach.
Er hatte ein großes Organisationstalent und -- ganz wichtig war -- eine 500er BMW-Beiwagenmaschine, mit der er zu vielen SdJ–Treffen und Zeltlagern in ganz Bayern fuhr. Wir Gruppenmitglieder waren mit dem Fahrrad unterwegs.
Übernachtet wurde im Zelt (Amischiffchen aus zwei Zeltplanen ohne Boden) oder Jugendherbergen z.B. Kulmbach, Hütten im Fichtelgebirge, Oberwarmensteinach, Bamberg, Staffelstein, Nürnberg, später dann in Hohenberg a.d.Eger und am Heiligenhof.

Regional hatte unsere SdJ enge Kontakte und regelmäßige Treffen und gemeinsame Veranstaltungen mit den Gruppen in Kulmbach (Jörg und Eckart Kudlich, Günther Reichert, Ingo Uwira), Lichtenfels mit den beiden Schwestern aus der Familie Kroha und Bamberg (Edith Ahne, Otto Ahne und ein Kudlich, der später nach Teneriffa ausgewandert ist.

Ein Höhepunkt war neben dem Sudetendeutschen Tag (im Zeltlager) das sommerliche Treffen der vorgenannten Gruppen im Paradiestal bei Weismain mit Zelten, Geländespielen, Wanderungen, offenes Singen. Hier sind mir besonders Edith Ahne und Jörg Kudlich mit ihren Gitarren in Erinnerung.

Gruppenführer in Coburg waren die Brüder Horst und Erhard Müller -- bis zu meiner Heirat im August 1961 -- danach noch Hannelore Klimpel.

Gruppenfahrten mit dem Fahrrad führten u.a. nach Südengland, Belgien, Holland, Frankreich und Nordspanien (in den großen Ferien).

Ende der 60iger Jahre hörte die offizielle Existenz der SdJ in Coburg auf.

Mitte der 80iger Jahre riefen Ute und Horst Müller die Jungen Sudetendeutschen -- im Gegensatz zur älteren Sudetendeutschen Landsmannschaft -- im Wege des Schneeballsystems ins Leben, die mit monatlichen Treffen und 25 - 30 Teilnehmern bis Anfang der 2000er Jahre bestanden und dann in großen Teilen in der SL aufgingen.



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