Im August 1953 lesen wir im "Pfeil":
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Die Streiter vor dem Apollo-Tempel |
Zum Kampf der Tänze und Gesänge,
Die auf Schwetzingens Schlossparksenge
Der DJO'sche Völker froh vereint,
Eilt Christian, der Götterfreund.
Wer zählt die Gruppen(?)
-- Ich! Es waren ihrer dreißig --
Nennt die Namen,
Die festlich hier zusammenkamen?
Von allen Ländern kamen sie
Und lauschten in Apollos Tempelhaine,
Der Stunden gar weit mehr als eine,
Der vielen Chöre prächt'ger Melodie . . .
Wer es noch nicht gemerkt haben sollte: Bei dieser verreimten Einleitung -- frei nach Schiller -- handelt es sich um
die traditionellen DJO-Festspiele der Landesbezirksgruppe Nordbaden, die alljährlich -- heuer nun schon zum fünften Male
-- im weltberühmten Schwetzinger Rokoko-Schloßpark durchgeführt werden und jedes Mal den Höhepunkt der Jahresarbeit
bilden.
Das diesjährige kleine Jubiläum wurde dabei zur größten Veranstaltung und zum absoluten Höhepunkt der
fünfjährigen Arbeit der nordbadischen DJO, nicht nur wegen einer Rekordbeteiligung von nahezu 1.000 DJOlern aus dreißig
Gruppen, sondern vor allem auch infolge der starken Leistungssteigerung fast aller Gruppen gegenüber den vorjährigen
Festspielen.
Den überlokalen Charakter der Schwetzinger Wettkämpfe beweisen am besten die Beteiligung von zwei hessischen und je
einer württembergischen und rheinpfälzischen DJO-Gruppe.
Von Tauberbischofsheim bis Karlsruhe, von Darmstadt bis Stuttgart und von Landau bis Mosbach strömten am
letzten Julisamstagnachmittag zahlreiche DJO-Gruppen nach Schwetzingen, wo unser Oberscheich Christian und derselbe
Würdenträger aus Hessen, nämlich der bei uns als Bundeskommissar bekannte Willi Horak, die Kampfbahn
frei gaben für den Wettstreit um den begehrten Wanderpreis, das DJO-Banner.
Emil Leis, Vorsitzender des Bezirksjugendrings Nordbaden, übermittelte die Glückwünsche der andren Jugendverbände
und überreichte einen Preis für die beste Mädchengruppe im Sport.
Während die letzten Sonnenstrahlen die ideale Wettkampfstätte des Apollohains im Schloßgarten berührten,
begann der volkstümliche kulturell-sportliche Dreikampf um das Banner mit der ersten Disziplin, dem Volksliedwettstreit.
Die kostbarsten Perlen aus dem reichen Schatzkästlein des deutschen Volksliedes wurden von den Gruppen in einer
zuvor noch nie erreichten Höhe des Könnens dargeboten, daß man seine Freude haben konnte. Das Kampfgericht würde es
sehr schwer haben, aus dem ausgeglichenen Feld die Wertungen herauszupunkten.
Unbestreitbarer Höhepunkt des ersten Tages war der Volkstumsabend, der durch den Rundfunk bestens bekannten
Adalbert-Stifter-Spielschar aus Darmstadt. Unter Burgls ausgezeichneter Leitung wurde der Abend zu einem
Ereignis. Die gromesischen Stifter wußten ja schließlich auch, was sie ihren
Seckach-Neustädter-Koalitionspartnern schuldig waren.
In Wort, Spiel, Gedicht, Lied und Tanz gestalteten sie zunächst die 800-jährige deutsche Geschichte der
böhmisch-mährischen Lande. Anschließend ging es heiter, fröhlich und ausgelassen weiter mit farbenprächtigem und
stifterischen Nachtigallengesang.
Vom traditionellen DJO-Wetter sprach man in Schwetzingen, als auch am Sonntag ein blauer Himmel schon
gegen 5 Uhr die Wettkämpfer nicht mehr länger schlafen ließ.
Nach den Gottesdiensten der beiden Konfessionen fand die gemeinsame Morgenfeier statt, die von den Karlsruhern am
Apollotempel sehr gut ausgestaltet wurde. Dann folgten im Schloßgarten-Stadion die Sportwettkämpfe.
Vier Stunden wurde erbittert um die Siegespalme gestritten.
Die Jungen rasten wie Zatopek Emil über die Bahn und die Mädel warfen den Schlagball weiter als russische
Superathletinnen den Speer. Als die Dreikämpfe von allen Teilnehmern mit mehr oder weniger Muskelkater absolviert worden
waren, begannen die Staffellaufwettbewerbe über 4 x 100 Meter. Nach hartem und spannendem Kampf siegte schließlich
Tauberbischofsheim in hervorragender Zeit knapp vor Leimen.
Im Völkerball schlugen die weiblichen Sandhäsinnen die Schwetzinger Mädels und gewannen dadurch den vom
Bezirksjugendring gestifteten Preis. Einen spannenden Verlauf nahm das Handballturnier: Ladenburg schaltete zunächst in
einem dramatischen Spiel Mannheim aus und Sinsheim kam durch einen Sieg über die hessischen Gäste aus Großrohrheim ins
Endspiel, das es dann knapp gegen Ladenburg gewann.
Nach einem imposanten Festzug durch das festlich geschmückte Schwetzingen folgte am Nachmittag der
Volkstanzwettstreit.
Es war ein farbenfreudiges Bild, als sich hunderte von Mädeln in schmucken Dirndln und die fesch'n Buabn in ihren
Krachledernen vor der herrlichen Naturkulisse des sonnenüberfluteten Apollotempels aufgestellt hatten.
Fünf Stunden lang dauerte der Volkstanzwettstreit. Der abwechslungsvolle Reigen der Tänze wurde immer wieder
umrahmt von den hervorragenden Musikvorträgen des Walldorfer DJO-Kinderorchesters.
Auch beim Volkstanzwettstreit zeigten sich wieder die starke Leistungssteigerung und die auffallende
Ausgeglichenheit, so daß beim Schlußergebnis zwischen der ersten und zehnten Gruppe lediglich ein Unterschied von 8
Punkten war.
Während der Heidelberger Tanzkreis außer Konkurrenz mit seinem Webertanz starken Beifall erhielt und auch der
Meckesheimer Volkstanzkreis von der Landjugend auftrat, war die Spannung auf den Höhepunkt gestiegen. Wer würde das von
der Sinsheimer Gruppe verteidigte Banner heuer gewinnen?
Jede Gruppe rechnete sich berechtigte Chancen aus.
Während die DJO-Kindergruppen aus dem Heidelberger Stadtkreis sowie aus Schwetzingen und Sandhausen erstmals
erfolgreich auftraten, war hinter dem Apollotempel Sandhasen-Scheich Bazi-Kurt friedlich auf seinem Akkordeon
eingeschlummert.
Die Anstrengungen der beiden Tage und die vorhergegangenen Vorbereitungen hatten sich auch bei ihm bemerkbar
gemacht.
Er ahnte noch nichts von dem Glück, das ihn kurz danach widerfahren würde; denn als es bei der Siegerehrung hieß,
beste Gruppe und Gewinnerin des Banners: Sandhausen, da hättet ihr ihn und seine Sandhasen dann springen und jubeln
seh'n sollen. Mit Sandhausen hat wahrlich eine der besten DJO-Gruppen den begehrten Wanderpreis gewonnen.
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Die jubelnden Sieger, die Sandhasen |
Einen großen Erfolg konnte die Karlsruher Gruppe erringen, die beim ersten Versuch sogleich den zweiten
Platz belegte und den neu gestifteten Wanderpreiswimpel gewann.
Hervorragend ist die Leistung der stark verjüngten Neckargemünder Gruppe, die trotz schärfster Konkurrenz auch in
diesem Jahre nicht aus der Spitzengruppe zu verdrängen war und als drittbeste Gruppe den Wimpel der Stadt
Schwetzingen gewinnen konnte.
Die Elsenzgemünder sind damit die erfolgreichste Gruppe der vergangenen fünf Jahre, da es ihnen bei den
Festspielen der Jahre 1949 bis 1952 gelungen war, jedes Mal Zweite zu werden.
Im Gesamtergebnis lautete die weitere Reihenfolge: Mannheim, Sinsheim, Ladenburg, Grötzingen, Tauberbischofsheim.
Die Einzelergebnisse:
Volksliedwettstreit: Sandhausen, Tauberbischofsheirn, Karlsruhe, Neckargemünd, Schwetzingen.
Sport: Leimen, Ladenburg, Sinsheim, Neckargemünd, Karlsruhe, Sandhausen.
Volkstanzwettstreit: Sandhausen, Karlsruhe, Neckargemünd, Mannheim, Grötzingen.
Nach der Siegerehrung wurde noch einer geehrt.
Am orkanartigen Jubel hätte man meinen können, es handle sich um die Ehrung eines Marathonsiegers. Für seine
Vorbereitungsarbeiten, die reibungslose Abwicklung und das alle Erwartungen weit übertreffende erfolgreiche Gelingen der
ersten Schwetzinger Jubiläumsfestspiele der nordbadischen DJO wurde unserem unermüdlichen Arbeitsscheich
Christian eine mehr als verdiente Ehrung zuteil.
Wenn ihm auch kein Orden Held der DJO-Arbeit überreicht wurde, so erhielt, er doch ein sinnfälliges
Geschenk: Eine illustrierte verbesserte 2. Auflage von Don Camillo und Peppone mit dem Titel
Christi(ans) Himmelfahrt !
HOKUS |
Es folgen nun noch einige Fotos, die die SdJ-Gruppe aus Karlsruhe auf dieser Veranstaltung in Aktion zeigen und zwei
dabei verdienten Trophäen:
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Das strenge Schiedsgericht | |||
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