Die Sudetendeutsche Zeitung berichtet am 17. Dezember 1999
Erste Treffen in Heidelberg
H.S. Mit der Gründung der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Regierungsbezirk Nordbaden entstanden auch im Jahre 1950 die ersten Gruppen der Sudetendeutschen Jugend. Vor allem in Sandhausen, Karlsruhe und im Landkreis Bruchsal bildeten sich sehr aktive Gruppen.
Ausgebildete Gruppenleiter gab es damals nicht. Vielmehr lag es am Können des Leiters und seinen Neigungen wie die Gruppenarbeit
lief.
Das Alter der Mitglieder lag in etwa zwischen 12 und 25 Jahren. Wir waren junge Menschen, die alle schon viel erlitten hatten.
Da waren die, die noch als Zwangsmitglieder des Jugendverbandes im Nazi-Deutschland gebrüllte Kommandos und Schikane
der Führer erlebt hatten. Die älteren Mitglieder dagegen hatten den Krieg bewußt erlebt; hatten Menschen sterben und das Blut Verwundeter
gesehen und deren Schreie noch im Ohr, oder auch eigene Verwundungen erlitten. Für sie folgten u.a. Gefangenschaft oder Zwangsarbeit
mit Hunger, Kälte und Drangsal.
Aber auch die jüngeren Mitglieder verspürten jahrelange Angst um das Leben ihrer Väter und hatten die ganze Hilflosigkeit der Mütter
bei Kriegsende, den Ver1ust der Wohnung und der Freunde, Lageraufenthalte oder Zwangsarbeit bei Hunger, Ungeziefer und unmenschlichen
Behandlungen erlebt.
Dann kam die Vertreibung in ein vom Krieg zerstörtes Deutschland, ohne Perspektive und wieder Not und armselige
Wohnungsverhältnisse.
Die heimatlosen jungen Menschen standen mit geschundenen Seelen da.
Und nun war ein Jugendverband da, in dem nicht kommandiert oder mit Strafe gedroht, sondern gesungen, getanzt, Sport getrieben und
Brauchtum gepflegt wurde. Die ersten Treffen der SdJ-Gruppen fanden in Heidelberg statt.
Gerade bei den musischen und sportlichen Landeswettkämpfen im Schloßpark in Schwetzingen mit anschließendem Festzug durch die Stadt
war man mit Eifer dabei. Die Teilnahme an Wanderungen, Fahrten, Freizeiten und gerade an Veranstaltungen der Sudetendeutschen
Landsmannschaft (SL) waren selbstverständlich.
Hier sei nur an das erste Pfingsttreffen der SL in Stuttgart 1952 erinnert und die Sorgen des SdJ-Bundesvorstandes über befürchtete
Störungen unseres Festzuges und die Maßnahmen zum Schutz der Mädchen.
Die Jugendarbeit bewegte sich in den ersten Jahren überwiegend in der nordbadischen Region. Aber bald begannen Begegnungen und
gegenseitige Besuche mit ausländischen Jugend- und Volkstanzgruppen aus allen Himmelsrichtungen.
So wurden Grenzen in den Köpfen junger Menschen abgebaut und es entstand ein Geflecht von Freundschaften um die ganze Erdkugel.
Freundschaften, die vielfach heute noch bestehen.
Die SdJ und die DJO-Deutsche Jugend des Ostens im Landesverband Baden-Württemberg hatte zudem das Glück, den Schriftsteller Herbert
Wessely als geistigen Mentor zu haben. Ein Mensch, der in seiner feinen Art zum Nachdenken anregte, über die hohen Werte einer
demokratischen Ordnung sprach und dessen Bestreben es war, den jungen Menschen freiheitliches, verantwortungsbewußtes und tolerantes
Denken zu verinnerlichen.
Herbert Wessely hat bis zu seinem Tode die Arbeit der SdJ und der DJO-Deutsche Jugend in Europa in der Landesgruppe
Baden-Württemberg entscheidend mitgeprägt.
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