Südtirol und Karl Knötig

Vorgeschichte

Südtirol war 1945 nach dem Krieg ein armes Land. Es war und ist auch heute ein Teil Italiens. Die Parole des italienischen Staates: Ein einheitlicher Staat ein einheitliches Staatsvolk beinhaltet, dass Deutsch nicht als offizielle Sprache zugelassen wurde, also keine deutschsprachigen Kindergärten und Schulen.
Die italienische Industriezone im Süden von Bozen war nahezu die einzige Erwerbsquelle. In den Bergtälern war so gut wie keine Berufschance vorhanden. Also mussten die jungen deutschsprachigen Männer als Holzfäller in die Schweiz, nach Österreich und nach Deutschland.
Tourismus, Wintersport und intensiver Handel mit Obst und Wein war damals nicht gegeben.
1953/54 versuchte eine Gruppe führender Südtiroler (u.a. Dr. Karl Mitterdorfer, Abgeordneter im Römischen Parlament) eine Verbesserung der katastrophalen Schul- und Bildungslage durch die Gründung des Kanonikus-Michael-Gamper-Werkes, das Internate in der Nähe der Bildungsstätten schuf.
Hilfe kam auch aus Österreich und Deutschland. Es wurden Hilfsvereine wie das Kulturwerk für Südtirol und Die Stille Hilfe gegründet.


Die Aktivitäten Karl Knötigs

Mitte der fünfziger Jahre begann die Sudetendeutsche Jugend / SdJ im Rahmen der DJO eine verstärkte Tätigkeit in Südtirol. In Frangart bei Bozen stand ein erstes Haus, das die SdJ/DJO Baden –Württemberg als Jugendherberge errichtete, zur Verfügung. Diese Bemühungen wurden unterstützt durch den Präsidenten der deutschen Wandervereine, Direktor Fahrbacher, Generaldirektor der Württembergischen Hypthekenbank, in Gesprächen mit dem späteren Landeshauptmann von Südtirol, Silvius Magnano und dem Südtiroler Dr. Norbert Mumelter. Auch Karl Knötig als Vorsitzender des Württembergischen Landesjugendrings, wurde zu den Gesprächen eingeladen und von Dr. Fahrbach als Kontaktperson vorgeschlagen.
Der Sudetendeutsche Karl Knötig, geboren 1927 in Sandhübel, Kreis Mährisch Schönberg, übernahm den Auftrag mit großem Engagement und gründete in eigener Verantwortung bald eine intensive touristische Jugendreisetätigkeit aus Deutschland nach Südtirol. Im Sommer 1950 weihte eine Jugendgruppe aus dem Saarland die neue Unterkunft im Schloß Matschatsch in der Gemeinde Eppan ein. Ein Sonderzug mit 800 Jugendlichen wurde durch den Ministerpräsidenten von Saarland, Röder, veranlaßt. Es folgten Sonderzüge mit jeweils 1000 Jugendlichen aus dem Bezirksverband Nordrhein des Deutschen Roten Kreuzes Düsseldorf.
Auch der Bundesvorsitzende des Deutsche Jugendherbergsverbandes, Dr.Graßl, förderte im Bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus persönlich die Südtirol-Aktivitäten der Schulen.
1953 und 1954 faßte der Bundesvorstand der DJO/SdJ einen Beschluß, der die Aktivitäten in Südtirol unterstützte: Die Bundesführung der DJO unter ihrem Vorsitzenden Ossi Böse legte fest, dass die finanziellen Beiträge der Bundesregierung für internationale Begegnungen der DJO für zwei Jahre nach Südtirol flossen.
Karl Knötig hat als Organisationsform das Südtiroler Ferienwerk gegründet. Für den Erwachsenen-Tourismus entstand das Reisebüro Alpetour-Touristische Gesellschaft.
In den 50iger und 60iger Jahren kamen aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und auch aus der Schweiz jährlich 1.500 bis 1.800 Gruppen, die in 170 Häusern in Südtiroler Bergdörfern untergebracht worden sind.

Die wirtschaftliche Hilfe durch die touristischen Aktivitäten wurde für die Südtiroler Bevölkerung spürbar.


Schwierigkeiten

In den Jahren der südtiroler Kämpfe um ihr Selbstbestimmungsrecht, die durch Sabotageakte und Anschläge in die Öffentlichkeit getragen wurden, beobachteten die Italienischen Behörden die touristische Tätigkeit aus dem Ausland mit großer Skepsis. Die zentrale Person war Karl Knötig, dem für 5 Jahre die Aufenthaltsgenehmigung für Südtirol entzogen wurde. Er musste mit seiner Familie das Land verlassen. Durch die Intervention des Landeshauptmanns Silvius Magnago konnten die restriktiven Maßnahmen beendet werden, zumal man Knötig keinerlei antiitalienisches Verhalten vorwerfen konnte.


Erfolge und Auszeichnungen

Das erfolgreiche Wirken Knötigs wurde allgemein anerkannt. Die Initiative für Südtirol wurde von allen Bevölkerungsschichten in Deutschland getragen. Unterstützung fand sie durch den Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl, dem bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel, dem Nato-Generalsekretär Manfred Wörner, dem Verleger Hubert Burda, der als Schüler des Offenburger Gymnasiums in Südtirol war, Graf Carl Khuen-Belasi auf Schloß Gandegg, der 1945 aus Südmähren vertrieben wurde, dem Bürgermeister von Eppan, der zusammen mit Knötig das Schloß Korb in hoher Qualität in eine Jugendherberge umbaute.
In späteren Jahren verlagerte sich die Tätigkeit Knötigs mehr in die Tallagen. So wurde die ehemalige Abtei Sonnenburg bei Bruneck im Pustertal zum Zentrum, die bis 1965 eine Ruine war. Mit Unterstützung der Bayerischen Landesregierung und der deutschen Bundesregierung renovierte er die rund 750 Jahre Ruine der Abtei. Die Abtei wurde 1785 durch Kaiser Joseph II. geschlossen.
Heute kann man sich in dem 4-Sterne-Hotel in historischem Ambiente erholen.

Südtirol dankte Knötig bereits 1972 mit der Auszeichnung del Lavore e del Turismo und verlieh ihm 1984 den Adler-Orden in Gold. Bayern zeichnete ihn mit dem Bayerischen Verdienstorden aus.

Karl Knötig hat einen beträchtlichen Anteil an dem wirtschaftlichen Aufschwung des nach 1945 arm darniederliegenden Landes zwischen Brenner und Salurner Klause.
Die Völkerfreundschaft wurde gefördert. Die Italienische Regierung erkennt Südtirol als eine der blühendsten Regionen Italiens an und toleriert die Selbstbestimmung der Südtiroler Bevölkerung. Südtirol ist ein Teil der karolingischen Kulturzone im oberen Vinschgau und hat Anteil mit seinen reichen Kulturschätzen an dem Weltkulturerbe.



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