Walburga Rogler

Ein Leben für das ost- und sudetendeutsche Volkstum

Am 3. Januar starb die Mährisch Schönbergerin Walburga Burgl Rogler/Gromes mit 93 Jahren im hessischen Griesheim.

Der hat sein Leben am besten verbracht, der die meisten Menschen hat froh gemacht Mit diesen Worten eines Kanons von ihrem Sohn Ernst Rogler ist sie in der Todesanzeige treffend gewürdigt worden.
Große Verdienste erwarb sie sich vor allem durch die weit über die Grenzen Hessens bekannte Adalbert-Stifter-Gruppe, in der vor allem das Volkstum der ost- und südostdeutschen Heimatvertriebenen gepflegt wurde. Diesen Volkstumskreis leitete sie über 50 Jahre lang gemeinsam mit ihrem aus dem Egerland stammenden Ehemann Professor Dolf Rogler und ihrem Bruder, dem begnadeten Musikpädagogen Gustl Gromes. Zudem war sie in der Pfarrei Sankt Stephan in der gleichnamigen Griesheimer Siedlung als Organistin nicht wegzudenken.

Am 10. Juli 1923 kam sie zur Welt.
1947, in der schweren Zeit nach der Vertreibung, gründete sie mit ihren drei Brüdern Walter, Gustl und Willi dank der Initiative des ebenfalls aus Nordmähren vertriebenen katholischen Pfarrers Adolf Trubrig einen Gesangs- und Musizierkreis, um den Heimatvertriebenen mit den ihnen vertrauten Liedern und Tänzen wieder ein Stück Geborgenheit zu geben.

Heimatliebe und tiefes Gottvertrauen waren es, womit sie, ihr Mann und ihre Brüder in der Gruppe einen kameradschaftlichen, von christlicher Nächstenliebe getragenen Geist prägten, der ein Gefühl der Zusammengehörigkeit wachsen ließ.
Dieser Geist und der Gemeinschaftssinn führten auch zu den großen Erfolgen der Gruppe. Zu hunderten Veranstaltungen an Tagen der Heimat, Sudetendeutschen Tagen, internationalen Trachtentreffen, Patenschaftsübernahmen oder Volkstumsfesten war die Gruppe in ganz Deutschland und später auch in fast allen westeuropäischen Ländern eingeladen.
Beachtlich war dabei eine Veranstaltung in Prag noch vor der Wende und Besuche in Darmstadts Partnerstädten Troyes in Frankreich, Bursa in der Türkei, Graz in Österreich und Alkmaar in den Niederlanden. Höhepunkte waren 1962 eine Tournee durch die USA und Kanada im Namen der Bundesregierung und 1976 die Teilnahme an der Steubenparade in New York.
Die Adalbert-Stifter-Gruppe drehte zwei Filme, besang vier Schallplatten und wirkte bei mehr als zehn Rundfunksendungen mit. Eine besondere Herausforderung war die Inszenierung von Hugo von Hofmannsthals Jedermann mit 17 Aufführungen auf der Freilichtbühne Burg Hohenstein im Taunus und in mehreren Theatern mit beeindruckenden schauspielerischen Leistungen ihres Mannes, ihrer Brüder und ihrer selbst.

Bei diesem großen Einsatz blieben auch Ehrungen nicht aus wie die Verleihung der Adalbert-Stifter-Medaille durch die Sudetendeutsche Landsmannschaft. Die größte Ehrung jedoch wurde Burgl 2004 zuteil durch die Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, die ihr Alfred Jakoubek, der Landrat von Darmstadt-Dieburg, in Griesheim überreichte und worin ihr Lebenswerk eine gebührende Würdigung fand.

Auszeichnungen erhielt Walburga Rogler aber auch für ihr großes Engagement im kirchlichen Bereich. Von 1947 spielte sie bis ins hohe Alter die Orgel in der katholischen Kirche Sankt Stephan, 1998 erhielt sie dafür vom Mainzer Bischof Karl Lehmann eine Ehrenurkunde für 50 Jahre Organistendienst und 2003 würdigte er -- mittlerweile Kardinal -- sie anlässlich ihres 80. Geburtstages zusätzlich wegen ihrer Mitwirkung im Pfarrgemeinderat, im Kirchenchor und bei Aufbau des Fördervereins kirchliche Schwesternstation.

Ihrem Wunsch gemäß wurde sie in ihrer heimischen Teßtaler Tracht, die im Altvatergebiet getragen wird, mit der wunderschönen Haube beigesetzt.
Die würdevolle Trauerfeier, die Pfarrer Engelbert Müller hielt, wurde musikalisch umrahmt durch den Instrumentalkreis Gustl-Gromes-Camerata sowie dem Gesang ehemaliger Mitglieder der Adalbert-Stifter-Gruppe und des Sankt Stephaner Kirchenchores unter Leitung von Thomas Lippert, einem Neffen von Burgl Rogler.

Ein erfülltes Leben mit verdienstvollem ehrenamtlichen Engagement, insbesondere für den Erhalt und die Pflege des Volksgutes der deutschen Heimatvertriebenen, ist erloschen.
 



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