Albert Reich ist seit Jahrzehnten eine Egerländer Institution.
Er schuf nicht nur die Arbeitsgemeinschaft Egerländer Kulturschaffender (AEK) , die er bis heute mit
Energie und Engagement leitet, sondern initiierte noch vieles mehr.
Geboren wurde Albert Reich am 22. September 1932 nicht im Egerland, sondern in Prag.
Dort war sein Vater Anton Reich nämlich in der Verwaltung von Erwein Graf von Nostitz-Rieneck angestellt.
Seine Mutter Hermine Reich/Husz stammte aus dem ungarischen Burgenland. Albert ging in Falkenau und Wien zur
Schule.
Nachdem die Amerikaner und später die Tschechen das Egerland besetzt hatten, wurde die Familie zur
Zwangsarbeit in die Nähe von Tabor verschleppt.
Die Vertreibung 1946 brachte sie nach Sachsen-Anhalt in die Sowjetische Besatzungszone.
Wie viele andere Egerländer blieb die Familie nicht dort, sondern schlug sich 1947 nach Stuttgart durch. Dort bildete er sich zum Versicherungskaufmann aus und machte er sich selbständig.
Seine Erfüllung fand der engagierte Anwalt der Vertriebenen als Geschäftsführer des Hauses der Heimat des
Landes Baden-Württemberg in Stuttgart.
Schließlich wurde er in das Innenministerium berufen.
Sein Sinnen und Trachten galt von Jugend an den Vertriebenenverbänden, besonders dem Stamm der Egerländer.
Als Jugendlicher war er in der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde (JA) tätig. Er war Mitglied der SdJ,
der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) und der Egerland-Jugend.
Den Bundesverband der EJ führte er längere Zeit, schuf die Arbeitsbriefe und rief schließlich die
Bundestreffen ins Leben, die heute noch jährlich stattfinden.
Albert Reich war auch Stellvertretender SdJ - Vorsitzender.
Seit 1952 ist er Mitglied der Eghalanda Gmoi z' Stuttgart, 1973 wurde er deren Vüarstäiha und schließlich
Vüarstäiha des Landesverbandes der Eghalanda Gmoin Baden-Württemberg.
Dieses wichtige Ehrenamt bekleidete er bis vor zwei Jahren. Die von ihm organisierten Faschingsbälle mit
Ernst Mosch sind legendär.
Er war auch an allen wichtigen Entscheidungen des Bundes der Egerländer Gmoin (BdEG) beteiligt.
1974 hatte Albert Reich die Idee, im Stuttgarter Rathaus das Kunstschaffen der Egerländer im 20.
Jahrhundert in einer Ausstellung zu zeigen. Dem folgten ein Mundartsymposium und ein Egerländer
Schriftstellertreffen.
Natürlich waren auch andere Egerländer Persönlichkeiten an diesen Aktivitäten beteiligt, aber Albert Reich
erkannte instinktiv das Richtige und schuf 1975 den AEK. Gründungsmitglieder waren außer ihm Alfred Görgl,
Josef Heil, Erich Riedl, Willi Starck, Josef Stingl, Josef Suchy und Otto Zerlik. Sie gründeten Arbeitsgruppen
für Bildende Kunst, Bildungsforschung, das Egerländer Biographische Lexikon, Geschichte, Kunstgeschichte,
Kunsthandwerk, Literatur, Musik, Volkskunde, Volksmusik, Wissenschaft, Technik und Naturwissen schaft.
Seit der Gründung steht Albert Reich diesem bedeutenden Kulturverband vor, der in jährlichen Begegnungen
im Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz viele bedeutende Ausstellungen, Konzerte und Symposien mit fesselnden
Themen organisiert.
Seit 1990 sind diese Treffen grenzüberschreitend.
Auch zahlreiche Publikationen wie die Kataloge 1 und 2 über das Schaffen Egerländer Künstler im 20.
Jahrhundert oder das Egerländer Standardwerk Egerländer Biographisches Lexikon von Josef Weinmann
wären ohne das Zutun Albert Reichs nicht zustande gekommen.
Da sich sein Interesse vor allem auf die Kulturarbeit konzentrierte, wurde er 1976 BdEG-Bundeskulturwart.
Sein ausgeprägtes Organisationstalent erlaubt ihm, nicht nur bei den Egerländern, sondern auch seit 1982
beim Bund der Vertriebenen und seit 1985 bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Baden-Württemberg
Kulturreferent zu sein.
Er hatte nämlich erkannt, daß die Politik hauptsächlich von der Kulturarbeit bestimmt wird.
Neben diesen Aktivitäten ist Albert Reich auch einer der Väter der Patenschaft der Stadt Wendlingen über
die Egerländer in Baden-Württemberg und wohl der Hauptgestalter der bemerkenswerten Tage der Heimat in
Stuttgart.
Natürlich schuf er auch den Egerländer Kulturpreis Johannes von Tepl, dazu den Förderpreis, weil er
überzeugt war, daß die Egerländer einen eigenen Kulturpreis haben müßten.
Alles, was sich Albert Reich vorgenommen hatte, hat er mit Egerländer Beständigkeit und souveräner k. u.
k. Diplomatie durchgesetzt.
Mit seinem Namen ist die Kulturarbeit der Vertriebenen unzertrennlich verbunden, für uns besonders die
Kulturarbeit der Egerländer.
Wir wünschen ihm zu seinem 80. Geburtstag die Gesundheit und die Kraft, sein Werk noch einige Jahre
fortzuführen und seine Archive zu ordnen, um den AEK irgendwann in jüngere Hände zu übergeben.
Und wir wünschen ihm von Herzen die Zeit, mit seinen Kindern stolz auf sein großes Werk zurückschauen zu
können.
Wolf-Dieter Hamperl
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