Herbert Preisenhammer
erhält beim Sudetendeutschen Tag   in   Augsburg den
Sudetendeutschen Volkstumspreis 2010

Laudatio von Dr. Torsten Fuchs (†) - aktualisiert

Herbert Preisenhammer

Wie berichtete der Leipziger Thomaskantor 1730 an seinen Jugendfreund Georg Erdmann nach Danzig, seine familiäre Situation beschreibend: Insgesamt aber sind sie (die Kinder d.V.) gebohrne Musici, u. kann versichern, dass schon ein Concert Vokaliter u. Instrumentaliter mit meiner Familie formiren kann. Ein geborener Musici ist der Kuhländler Herbert Preisenhammer allemal, und ein Hauskonzert bringt er jederzeit zusammen mit seiner Frau, den drei Kindern sowie einigen Enkelkindern.
Dass die Musik das Preisenhammersche Leben bestimmt, kommt allerdings nicht von ungefähr. Seine Mutter, eine ausgebildete Sängerin, unterrichtete den erst Sechsjährigen im Klavierspiel, später kam die Geige hinzu. Die Tasteninstrumente führten ihn dann direkt zur kirchenmusikalischen Praxis als Organist.

Herbert Preisenhammer kam am 7. Juli 1936 in Witkowitz bei Mährisch Ostrau zur Welt, musste somit als Neunjähriger seine Heimat verlassen und fand in Winnenden bei Waiblingen mit seinen Eltern und den zwei Brüdern das neue Zuhause. Maßgeblich für die weitere Lebensplanung blieb die Musik, nicht zuletzt wegen der häuslichen musischen Atmosphäre.
So waren Vater und Mutter frühe Mitglieder der sudetendeutschen Wandervogelbewegung gewesen. Thekla Preisenhammer hatte bereits 1923 an der ersten Singwoche in Finkenstein teilgenommen. Begegnungen mit Walther Hensel auf Singwochen nach dem Zweiten Weltkrieg und im Elternhaus in Winnenden prägten künstlerisch-ästhetische Maximen des angehenden studiosus musicae Herbert Preisenhammer, der seit 1952 (16jährig) bereits als Organist an der katholischen Kirche in Winnenden Dienst tat.
Dem Studium der Kirchen- und Schulmusik (u.a. bei Lehrern wie Anton Heiller, Hans Swarowsky, Ernst Tittel, Karl-Michael Komma, Karl Marx) von 1956 bis 1966 in Wien, Stuttgart und Saarbrücken folgte die Anstellung als Lehrer am Elly-Heuß-Knapp-Gymnasium in Stuttgart-Bad Cannstatt.
Hier fand Preisenhammer reichlich Betätigung als Musikpraktiker, Pädagoge und Komponist. Und Stuttgart wurde seine Wahlheimat.

Das herausragende Verdienst Herbert Preisenhammers vor dem Hintergrund sudetendeutscher Musikkultur besteht ohne Zweifel darin, dass er es sich zum Anliegen gemacht hat, die Impulse, die von Walther Hensels Singbewegung im Kontext zur Jugendmusikbewegung um Fritz Jöde ausgingen, weiterzutragen und in all ihrer Vielfalt in die pädagogische und musikpraktische Arbeit einzubeziehen. Dahinter steht eine künstlerische Konzeption, die Traditionsbewusstsein mit künstlerischem Neuerertum verbindet, die sinngebend wirken will und auf menschliches Miteinander gerichtet ist, die ethische und ästhetische Ansprüche formuliert.
Dass die Finkensteiner Singbewegung noch heute in praxi lebt, dass das Anliegen, Volksmusik auf künstlerisch hohem Niveau, möglichst noch funktionsgebunden, auszuüben noch gilt, ist Preisenhammers Verdienst. Und Wirkungen zeigen sich nicht zuletzt im künstlerischen Anspruch der Singwochen.
Stuttgart hat Herbert Preisenhammer einiges zu danken, dem Lehrer Preisenhammer sowieso, aber auch dem Singreferenten und ehemaligen Vorstandsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg, der mit seiner Arbeit auch als Vorsitzender der Walther-Hensel-Gesellschaft (seit 1981) und Initiator der Stuttgarter Advents-Singen, heuer im vierzigsten Jahr, regionale und sudetendeutsche Anliegen gut in Einklang und Harmonie brachte und bringt.
Dass die Singwochen der Walther-Hensel-Gesellschaft seit 1992 auch in der Tschechischen Republik stattfinden und eine Patenschaft mit dem Begegnungszentrum Walther Hensel in Mährisch Trübau, dem Geburtsort von Walther Hensel, existiert, zeugt einmal mehr von der herzlichen Verbundenheit zur musikalischen Heimat, aber auch von dem ehrlichen und ehrenden Anliegen der Versöhnung mit den tschechischen Landsleuten aufgrund gemeinsamer musikalischer Wurzeln und Erfahrungen.
Die Singwochen der Walther-Hensel-Gesellschaft werden immer noch gerne angenommen. Erst kürzlich ging die Sommersingwoche 2010 in der Zips zu Ende, die 111 Singwoche in Folge seit 1967.

Dies und alles Genannte aus dem künstlerischen Lebenswerk des Pädagogen, Komponisten, Konzertorganisten und Ensembleleiters Herbert Preisenhammer prädestinierte ihn für die Ehrung mit dem Sudetendeutschen Volkstumspreis 2010.

 



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