Aufnahme: 1961
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Helmut Irblich, ältester Sohn des Bauunternehmers Franz Irblich, feierte am 7. Juni 85. Geburtstag.
Körperlich und geistig rege war Irblich bereits mit sechs Jahren, als er dem Sudetendeutschen Turnverein Frisch, fromm, fröhlich, frei beitrat. Nach vier Oberschuljahren wechselte er an die Deutsche höhere Gewerbeschule Brünn, an der schon sein Vater studiert hatte.
Nach Wiedererrichtung der CSR blieben auch seiner Familie Enteignung, Lager, Folter und Vertreibung nicht erspart. Zur Arbeit
als Holzfäller gezwungen, schuftete Helmut Irblich fünf Jahre lang als Pferdeknecht und Ziegeleiarbeiter, um seine Mutter und die
jüngeren Geschwister zu versorgen. Sein Vater war nach grausamer Folter 1946 vom Volksgerichtshof Troppau zu zehn Jahren Kerker
verurteilt und mit Haftverbüßung im berüchtigten Hanke-Lager in Mährisch Ostrau eingesperrt worden.
Starker Wille und Ehrgeiz beflügelten ihn, sich weiterzubilden. Zunächst absolvierte er ein zehnjähriges Werkstudium in
Karlsruhe. Geldnot und erbärmliche Wohnverhältnisse ließen ihn nicht verzweifeln, sondern stärkten seinen Willen, sich
hochzuarbeiten. Er scheute keine niederen Tätigkeiten, ob als Parkettleger oder Maurergeselle, so daß es ihm schnell gelang, die
Maurer- und Zimmerergesellenprüfung abzulegen. Erst später konnte er sein Studium am Badischen Staatstechnikum in Karlsruhe
fortsetzen.
Gleichzeitig hielt er die Erinnerung an seine Heimat wach. 1951 gründete er eine Sudetendeutsche Jugendgruppe, deren Leitung er
für sieben Jahre übernahm. 1952 folgte die Gründung der Südmährischen Sing- und Spielschar Stuttgart mit ihm als organisatorischem
Leiter. Mit dieser Gruppe besuchte er Vertriebenenlager, notierte Melodien und Texte, sammelte Aufzeichnungen von mährischen und
sudetenschlesischen Volkstänzen, bereiste das Ausland, führte Singwochen durch und versuchte, durch heimatliche Musik und Gesänge
das Leid der in alle Winde zerstreuten Heimatvertriebenen zu lindern.
Mit dem Gefangenenchor aus Giuseppe Verdis Oper Nabucco erreichte er die Herzen der Zuhörer. Die erstbesungene
Schallplatte trug den Titel Heimat dir ferne.
Außerdem bemühte er sich um die Belange der SL, in der er in unterschiedlichen Gremien mitarbeitet. Auch die Sudetendeutsche Jugend liegt ihm am Herzen, und hier insbesondere die Verbreitung der Wahrheit. So hält er Vorträge in Schulen, um über die sudetendeutsche Geschichte und das Verhältnis Deutsche und Tschechen aufzuklären.
Seit 2000 ist er Mitglied des Heimatkreises Jägerndorf. Hier engagiert er sich insbesondere bei den Veranstaltungen auf dem Heiligenhof oder in Jägerndorf. Seine Recherchen haben beigetragen, das auf dem Jägerndorf er Friedhof verborgene Massengrab mit den Namen der dort ruhenden Gebeine der Opfer zahlenmäßig festzustellen und in Jägerndorf nicht nur ins Gespräch, sondern auch in die Presse zu bringen. Er ist Mitinitiator der Bemühungen zur Errichtung des Gedenksteins für unsere Jägerndorfer Landsleute, die in den Jägerndorfer Lagern ihr Leben verloren. Auch wenn er häufig hinter den Kulissen agiert und seine Mitarbeit nicht in den Vordergrund stellt, so muß sein Engagement gewürdigt werden, vor allem seine Mitarbeit bei den jährlichen Deutsch-Tschechisch-Polnischen Kulturwochen.
Er machte sich aber auch um den Aufbau des von seinem Vater 1929 in Jägerndorf gegründeten Bauunternehmens verdient. Nach dessen
Tod unterbrach Helmut Irblich sein Universitätsstudium und führte die Firma mit seiner Mutter Waltraud Irblich und 80 Mitarbeitern
weiter. Dank Lehrlingsausbildung und Umschulung konnte ein guter und treuer Facharbeiterstamm geschaffen und erhalten werden. 1963
wurde Irblich zum damals jüngsten Obermeister in Bayern der Bau-Innung Schweinfurt und Haßbergkreis gewählt. Ehrenobermeister,
Baugewerberat, Stellvertretender Kreishandswerksmeister, Verwaltungsrat in verschiedenen Gremien, Betonsachverständiger,
Prüfungsvorsitzender für Betonlaborantenprüfung waren nur einige der vielen Titel, die er sich in Innungen und Verbänden durch seine
Mitwirkung erwarb.
1963 erfolgte die Eintragung in die Architektenrolle. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Irblich-Unternehmen bereits einen
großen Mitarbeiterstamm und verfügte über Kräne, Bagger, Betonmischanlagen, Last- und Personenfahrzeuge sowie andere
Großgerätschaften. 2015 steht die Bauunternehmung Irblich im 86. Betriebsjahr seit Gründung und im 59. Jahr mit Sitz in
Schweinfurt.
1989 wurde Helmut Irblich das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Doch nicht nur viele Ehrungen wie Goldene Ehrenringe,
Goldsiegel, Silberne und Goldene Verdienstmedaille, Großes Ehrenzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft oder Ehrenurkunde für
Verdienste um den Aufbau unserer Wirtschaft und berufliche sowie wirtschaftliche Erfolge und Familienglück wurden ihm zuteil.
Gerade im persönlichen und familiären Umfeld hat das Schicksal stark zugeschlagen, seien es der Verlust geliebter Menschen,
persönliche Erkrankungen oder Enttäuschungen.
Wir wünschen unserem Jägerndorfer Landsmann Helmut Irblich noch viele gesunde Jahre und hoffen, daß er auch weiterhin unsere Arbeit für die Heimat unterstützt.
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