Ursula Großschmidt

Ursel Großschmidt
 
Mein Lebenslauf

Geboren wurde ich als Ursula Imma Margarete David am 14. Juni 1937 in Troppau/Sudetenschlesien als zweites von vier Kindern des Bibliothekars Josef David und der Krankenschwester Margarete, geborene Geißler.

Die Familie änderte am 12. November 1941 den Familiennamen in Großschmidt. Die Namensänderung erfolgte nach Vaters Großmutter Ernestine Schmidt und seiner Urgroßmutter Christiane Groß.

Wir wohnten bis Ende Januar 1945 in Troppau in der Prinz-Eugenstraße 9, gegenüber der Böhm-Ermolli-Kaserne.

Ab 12. Januar 1945 wurde Troppau evakuiert, da die Front heranrückte. Unsere Mutter fuhr mit uns vier Kindern Ende Januar/Anfang Februar 1945 nach Oberhennersdorf bei Rumburg in ihr Elternhaus, in dem ihre Mutter noch wohnte.

Hier erlebten wir das Kriegsende und den Einmarsch der russischen Truppen. Das Leben wurde schwieriger, es gab wenig zu essen. Unsere Mutter arbeitete auf einem Bauernhof bei der Ernte. Später fand sie eine Anstellung in einer Heringfabrik, in der Kartoffelsalat hergestellt wurde. Sie durfte Kartoffelschalen für die Ziege einer Nachbarin mitnehmen, darunter verborgen brachte sie Kartoffeln mit. Damit brachte sie uns durch den Winter und die Zeit bis zu unserer Vertreibung.

Anfang Mai 1946 kamen wir mit je 50 Kilo Gepäck ins Lager in Rumburg. Im Viehwagon wurden wir nach Bayern gebracht, wo wir in einem Lager in Töging am Inn landeten.

Unser Vater konnte uns bald nach Eichenried holen auf das Gut Zengermoos. Dort hatte er nach seiner Entlassung aus dem Gefangenenlager als Landarbeiter eine Arbeit gefunden. In einer ehemaligen Kantine für Torfstecher mitten im Moos erhielten wir eine sehr primitive Unterkunft; es gab kein elektrisches Licht und kein fließendes Wasser. Neun Jahre lang blieben wir in diesem Haus und noch weitere vier Jahre wohnten wir in einer anderen Arbeiterunterkunft des Gutes näher im Ort Eichenried.

Im Oktober 1959 bezog die Familie ein Reihenhaus in München-Obermenzing.
Seit 1979 lebe ich in einer Eigentumswohnung in München-Untermenzing.

In Troppau besuchte ich die 1. und 2. Klasse der Rossyschule von 1943 bis Dezember 1944. Danach wurde die Schule für Flüchtlingen aus Oberschlesien gebraucht und der Unterricht fiel aus. Nachdem wir Anfang 1945 nach Oberhennersdorf gekommen waren, hatten wir sehr selten Unterricht in der Dorfschule. Im September 1945 durften mein Bruder Klaus und ich die tschechische Schule in Oberhennersdorf besuchen. Als im Februar 1946 unsere Großmutter starb, musste ich statt in die Schule zu gehen auf die beiden jüngeren Geschwister aufpassen.

Ab Juni 1946 ging ich in die Dorfschule in Eichenried/Kreis Erding bis ich im Jahr 1948 mit meinem Bruder Klaus in die Oberrealschule Erding wechselte. /p>

Mit dem Abitur beschloss ich 1957 meine Schulzeit.

Anschließend studierte ich in München-Pasing an der Pädagogischen Hochschule und wurde Volksschullehrerin.

Nach der I. Lehramtsprüfung 1960 war ich zunächst in den Kreisen Erding und Miesbach tätig.
Im Mai 1961 wurde mir München als Dienstort zugewiesen. Ab Herbst 1961 war ich in München-Neuhausen an der Alfonsschule beschäftigt; zuerst an der Gemeinschaftsschule und ab 1969 an der Grundschule, zuletzt als Konrektorin.

Ab 1973 war ich als Praktikumslehrerin tätig, später als Prüferin für Musikdidaktik bei der I. Lehramtsprüfung der Universität München.

Ursel Großschmidt
Mit Bruder Ingo beim Volkstanz
 

Seit dem Jahr 2000 bin ich im Ruhestand.

Zur Sudetendeutschen Jugend brachte uns, meinen Bruder Klaus und mich unser Vater im Jahr 1951.
Er organisierte für uns eine Fahrt von Freising aus zum Sudetendeutschen Tag nach Ansbach und nahm uns im August 1951 mit zu einem Jugendleiterlehrgang in Dinkelsbühl.

Beim ST in Ansbach wurden wir den Geschwistern Sigrid und Wolfgang Egeter und Gretl Hajek übergeben, die in Landshut die SdJ-Gruppen leiteten. Hier erlebten wir neben Aufmärschen, Feierstunden und Kundgebungen das Gruppenleben. Weil uns das gut gefiel, fuhren wir auch im Sommer von Landshut aus mit ins Sommerlager in Waldmünchen.

Da wir weit weg von den damals bestehenden SdJ-Gruppen wohnten, konnten wir nur in den Ferien an den Veranstaltungen der SdJ teilnehmen.
Im Jahr 1952 waren mein Bruder Klaus und ich zu Ostern bei einem Jugendleiterlehrgang in Vorra.
Nachdem der Heiligenhof gekauft worden war, durfte ich nach Pfingsten 1952 an dem 1. Jugendleiterlehrgang am Heiligenhof teilnehmen. Im Sommer 1952 fuhren wir wieder von Landshut aus in das Sommerlager in Geistal.
Ab 1953 nahmen wir an den Osterlehrgängen am Heiligenhof teil.
Im Sommer 1953 fuhr ich auf der Großfahrt durch Deutschland mit. Das war ein prägendes Erlebnis.
Beim Osterlehrgang 1955 wurden wir zu Lagerhelfern ausgebildet.
Ab Sommer 1955 war ich in den Ferien als Lagerhelferin tätig, bei Sommerlagern, aber vor allem als Betreuerin bei Kinder- und Jugendmaßnahmen in Arriach/Kärnten, auf Burg Hohenberg, am Heiligenhof und im Haus Sudetenland.
Ab 1954 bis 1956 leitete ich eine Mädelgruppe in Erding.
Da ich zum Studium nach München ging, musste ich die Gruppenleitung aufgeben.

Doch konnte ich nun im Bezirk Oberbayern mitwirken und half bei der Erstellung von Arbeitsmaterial in der Geschäftsstelle in München. Bei den Sudetendeutschen Tagen arbeitete ich in der Lagerleitung mit.

Von Januar 1958 bis 1960 war ich Landesmädelführerin der SdJ Bayern. Wegen der Vorbereitung auf meine I. Lehramtsprüfung konnte ich dieses Amt nicht mehr ausüben.

In den Ferien war ich aber noch weiterhin als Lagerhelferin und Betreuerin bei Maßnahmen der SdJ tätig.
Ab September 1962 musste ich mich auf meine 2. Lehramtsprüfung konzentrieren und beendete meine Tätigkeit bei der SdJ.

Seit dem Beginn meines Studiums 1957 war ich Mitglied beim ASST.
Nun bin ich Mitglied bei den Sudetendeutschen Akademikern.

Nach bestandener Prüfung widmete ich mich in der Freizeit intensiv dem Volks- und Gemeinschaftstanz in verschiedenen Tanzkreisen.
Doch hatte ich noch Kontakte zu Freunden aus der SdJ-Zeit. Auch wurde ich Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft der Sudetendeutschen Lehrer und Erzieher.
Ab 1971 nahm ich an deren Veranstaltungen teil, das waren im Sommer Studienfahrten oder Sommerstudienwochen und in den Weihnachtsferien Winterstudienwochen.

Vor allem aber die Maßnahmen der Sing- und Spielschar der Erzieher interessierten mich.
Ich besuchte die Singwochen jeweils zu Ostern und zu Allerheiligen.
Ab 1975 war ich bei der Spielschar und bei Winter- und Sommerwochen der Erziehergemeinschaft als Tanzleiterin tätig.

Durch diese Tätigkeit wurde ich zu Besprechungen und Kulturtagungen der SL eingeladen, denn die Spielschar beteiligte sich an den Volkstumsabenden bei den Sudetendeutschen Tagen.
Darüber hinaus arbeitete ich im Kulturreferat mit und später in der Heimatpflege.

Von 1986 bis 2005 leitete ich zum Teil mit meinem Bruder Ingo Volkstanzfeste bei den Sudetendeutschen Tagen und im Sudetendeutschen Haus München.
Für die Sudetendeutschen Volkstänze, Folge 1 schrieb ich die Texte und bearbeitete die Tanzbeschreibungen.

Noch heute leite ich bei den zweimal im Jahr stattfindenden Singwochen der Spielschar das Tanzen und freue mich jüngeren Tanzleitern mein Wissen weiterzugeben.
 

München April 2018 Ursel Großschmidt

 



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