Walter Brandl

Ing. Walter Brandl - ein Mann der ersten Stunde mit 90 Jahren verstorben

Nach der Gründung der Sudetendeutschen Jugend Österreichs (SDJÖ) im Jahre 1954 war Walter Brandt deren erster Bundesjugendführer, in der neugegründeten SDJÖ wurden die schon in mehreren Bundesländern Österreichs bestehenden Jugendgruppen, die ihrerseits im Rahmen der Landsmannschaften entstanden waren, zusammengefasst.

Walter Brandl wurde am 12.2.1927 in Wien geboren. Seine Mutter war Wienerin, sein Vater stammte aus Edelspitz bei Znaim. Walter Brandl kam sofort nach der Geburt nach Znaim, wo er den Kindergarten, die Volksschule und später die Oberschule besuchte. Der südmährische Heimatdichter Karl Bacher war in dieser Schule sein Lateinprofessor.

Ab 1942 kam Walter Brandl nach Brünn an die Staatsgewerbeschule zum Baufachstudium.
1944 wurde er zum RAD eingezogen, im Herbst 1944 zur Wehrmacht. Zum Einsatz gelangte seine Einheit in den ersten Apriltagen 1945 bei Mödling. Nach einer Verwundung kam er mit einem der letzten Lazarettzüge aus dem Frontgebiet nach Halle an der Saale zur Behandlung.
Beim Herannahen der Engländer schlug er sich auf eigene Faust in seine Heimatstadt Znaim durch. Das war ungefähr 14 Tage vor Kriegsende und er musste erfahren, dass von seinem Bataillon 70 % der Soldaten gefallen waren.

08.05.1945: Kriegsende in Znaim -- Verhaftung des Vaters durch die Tschechen und Wiederfreilassung über Intervention eines ihm bekannten Tschechen.
Als Walter Brandl das Znaimer Krankenhaus zur Nachbehandlung seiner Verwundung aufsuchte, wurde der Verband heruntergerissen und die Wunde nicht weiter versorgt. Einige seiner Lehrer sah er in der Stadt Gehsteige reinigen. Es gab Gerüchte über Konzentrationslager und brutale Übergriffe.
Am 22. Mai flüchtete er mit seinen Eltern über die Grenze nach Österreich und sie fanden ein Unterkommen in Retz. Die Stadt Retz und ihre Umgebung war in wenigen Tagen mit tausenden Znaimern überfüllt.
Sein Vater konnte durch seine christlich-sozialen Parteifreunde eine Anstellung finden und im Rahmen dieser viel zur Familienzusammenführung beitragen.
Walter Brandl war dort, in Zusammenarbeit mit Znaimer Schulkollegen, Gründer der Österreichischen Jugendbewegung, die der damals neugegründeten ÖVP nahestand.

Der Verhaftung durch den russischen Geheimdienst GPU entzog er sich durch die Flucht nach Wien.
Bei Verwandten notdürftig untergebracht, gelang es ihm unter großen Schwierigkeiten als Gastschüler mit dreifachem Schulgeld an der Staatsgewerbeschule Schellinggasse aufgenommen zu werden. Ablegung der Matura 1947. Eintritt in einen USIA-Betrieb (Deutsches Eigentum unter sowjetischer Verwaltung), in welchem er als Bautechniker arbeiten durfte, aber mangels Staatsbürgerschaft nur als Hilfsarbeiter gemeldet war.

Im August 1949 kam es über Initiative von Hans Griober und Gerti Sala/Fritsch zum ersten Zusammentreffen junger Südmährer in der Landmannschaft Thaya (ein Zusammenschluss der Südmährer unter dem ehemaligen Abg. Hans Wagner). Im Frühherbst erfolgte unter dem Namen Jugendgruppe Thaya die Gründung der Gruppe, deren Führung Walter Brandl im Oktober 1949 übernahm.
Im Mai 1950 erstes Auftreten der Jugendgruppe bei einer Muttertagsfeier. Die wöchentlichen Heimabende werden von bis zu 100 jungen Landsleuten besucht.

Im August 1950 fand der erste Südmährer Kirtag in der Engelmann-Arena, Wien 17., statt, wo die Jugendgruppe mit 70 Tanzpaaren auftrat. Bei einem der nächsten Kirtage 1952, traten die Mädchen in einheitlichen Dirndln auf.

Im Spätsommer 1952 fand Walter Brandls Mutter einen mietbaren Gemüsekeller in der Waidmanngasse im 17. Bezirk, der in Folge ausschließlich mit Eigenleistungen zu einem Jugendheim ausgebaut wurde, nachdem die Gruppe vorher ihre Zusammenkünfte, in der Veranda des Gasthauses Kostka in der Schulgasse in Wien 18 hatte. Auch landsmannschaftliche Unternehmen, z.B. Baumeister Macho, stellten in großzügiger Weise Material bei. Das sudetendeutsche Wappen an der Stirnseite wurde vom Obmann der Gruppe Kuhländchen in Sgraffito-Technik gestaltet.
Die Einweihung fand im Sommer 1953 in Anwesenheit von Abg. Hans Wagner und Major a.D. Emil Michl statt.

Es blieb bis 1996 Wirkungsstätte der Thayajugend und der sich daraus entwickelten Nachfolgeorganisationen wie die Sudetendeutsche Jugend und des Südmährischen Arbeitskreises.
Anlässlich des Sudetendeutschen Tages 1959 in Wien drehte er zusammen mit seinem Freund Franz Jungwirth einen Schmalfilm über dieses Großereignis.

Die weiteren Stationen seines Lebens:
1960: Ablegung der Baumeisterprüfung (Walter Brandl war seit 1951 als Statiker im Büro Dr. Gutmannsthal, Zivilingenieur, für Bauwesen tätig.)

1963: Heirat mit Erika, geb. Kwiet, aus Gurdau bei Auspitz, die er in der Jugendgruppe kennenlernte.

1964: Geburt des Sohnes Rainer und 1965 Geburt der Tochter Ulrike, denen beiden sie ein akademisches Studium ermöglichten.

1966 Ernennung zum Büroleiter und Ober-Ingenieur.

1986 kam es zu Kontakten mit der Finanzlandesdirektion Wien, durch die Brandl Informationen über Vermögenwerte / Sparkassenguthaben aus den Vertreibungsgebieten erhielt, die moralisch den Vertriebenen zustünden.
Diese Angaben führten unter anderem nach vielen Interventionen und zähen Verhandlungen von Seiten der SLÖ und des VLÖ zur Errichtung des Hauses der Heimat. Walter Brandl konnte bei der Errichtung unserer neuen Heimstätte als Mitglied des Bauausschusses seine Erfahrungen als Statiker einbringen.

Am 12. Feber 2017 konnte Walter Brandl noch im Familien- und Freundeskreis und guter Stimmung feiern -- am 16. Feber ereilte ihn plötzlich der Tod. in Dankbarkeit denken seine Landsleute an seine Treue zur Volksgruppe und sagen der Witwe und der Familie ihr tiefes Beileid! Wir werden Walter Brandl ein ehrendes Andenken bewahren!



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