Helmut Unger

Alle nannten ihn Schuss
Helmut Unger

Der am 06.04 1933 in Mährisch Ostrau geborene Helmut Unger war seit 1951 in der SdJ/DJO Gruppe Sandhausen bei Heidelberg tätig und zählte nach dem Urteil des Schriftstellers Herbert Wessely (in Baden/Württemberg geistiger Mentor der Jugendarbeit) sehr bald zu einer führenden und prägenden Kraft in der Jugendarbeit Baden/Württembergs.

Im Jahr 1959 kam es zur Gründung der Musischen Arbeitsgemeinschaft Nordbaden, deren Leitung Helmut Unger übernahm und die sich bis 1967 zu seinem Ausscheiden zu einer großen Spielschar entwickelt hatte und jetzt den Namen Musischer Arbeitskreis Heidelberg trug.

Helmut Unger war mehrere Jahre Bezirksgruppenführer der SdJ von Nordbaden.
1966 wurde er beim Landesjugendtag in Kehl als Nachfolger von Dr. Walter Staffa zum SdJ/DJO Landesvorsitzenden von Baden/Württemberg gewählt. Dieses Amt bekleidete er mehrere Jahre, bis ihn dann Horst Löffler ablöste.

Im Mittelpunkt seiner Arbeit jedoch stand die Pflege und Erhaltung von Volkslieder und Volkstänzen aus den ostdeutschen Vertreibungsgebieten, dazu beschäftigte er sich mit alter und neuer Chormusik und europäischer Folklore, die er den verschiedenen Gruppen unseres Bundes vermittelte.

Der Einsatzbereich der Spielschar unter seiner Leitung war breit gestreut: Auftritte bei Feierstunden, Volkstumsveranstaltungen jeglicher Art mit Fahrten ins Ausland.

In den letzten Jahren war der umtriebige Chorleiter (in SdJ-Kreisen nur Schuss genannt) beim Böhmerwaldbund Heidelberg engagiert.

Helmut Unger starb am 07.Juli 2017.


Friedl Vobis vom Singkreis gedenkt seiner:

Bereits im August verstarb Helmut Unger, langjähriger Singkreisleiter des Böhmerwaldbundes Heidelberg

Wir trauern um unseren langjährigen Freund und Dirigenten -- seit 1980 war er es. Die Aufnahme der Waldlermesse als Schallplatte machte es erforderlich. Er sprang gerne ein -- und wurde unentbehrlich bis zu seinem Lebensende. Nun ist sein Leben verklungen -- und wir alle hatten vielfältig Anteil an diesem Klang.
Schon als 20jähriger rief er uns aus den diversen Gruppen zusammen und lernte mit uns Lieder und Tänze. Er holte uns zum Tag der Heimat zum Bespiel auf die Thingstätte Heidelberg, zu DJO-Wettkämpfen, zum offenen Volkstanzen im Heidelberger Schloß und so weiter.

Um Persönliches einfließen zu lassen: Bei meiner Lehramtsprüfung holte ich Punkte im Fach Musik, weil ich beim Thema Jägerlieder nicht nur den Jäger aus Kurpfalz, sondern weitere Jägerlieder aus dem Riesengebirge kannte. Das alles und noch viel mehr lernten wir von ihm. Zu guter Letzt komponierte er uns noch Lieder auf den Leib -- je nach Stimmbesetzung.
Unvergesslich wird uns seine Singstunde in diesem Mai bleiben, wo er Frühlingslieder mit uns einübte -- seine Augen glänzten -- wir waren nicht viele, aber so hatte er es gerne, da wurde konzentrierter gesungen. Vieles wird noch in uns nachklingen.

Die Tschechen sagen von einem, der verstorben ist: On je zemrel -- er ist zur Erde gegangen, er ist zum Land zurückgegangen. Das ist auch etwas, was von ihm bleiben wird.
Er kannte sich aus mit dem Land seiner Herkunft und liebte es. Er kannte alles, was auf der Erde wuchs -- waren es Pilze, Pflanzen, Bäume -- aber auch mit allem was zur Natur gehört: Vögel, Fische, Schmetterlinge oder Bienen.

Einmal waren wir mit dem Chor bei der Wallfahrt der Böhmerwäldler zu Maria Trost in Brünnl. Nach der Messe wollten wir eine kleine Wanderung ins Nachbardorf Heilbrunn machen -- wir könnten da heute noch mit ihm unterwegs sein. Am Wald- und Wegesrand entdeckte er so viel seltene Pflanzen, die wir unbedingt kennenlernen mussten.
Wir kamen nicht weit!

Nicht vergessen werden wir seine Einflechtungen während des Singens, wenn in den Liedern irgendwelche Pflanzen oder Tiere auftauchten. Geschichten von einer Amsel, die meinte, eine Nachtigall zu sein, von der Waldschmiele, die es in unzähligen Variationen gibt. Welchem Mann konnte man mit Pflanzen und Kräutern eine Freude bereiten -- oder von wem bekam man als Blumenstrauß einen ein Meter hohen Rosenkohl?

Wir danken Dir, lieber Helmut für alles, das Du uns gelehrt hast -- für Deine unendliche Geduld mit unseren ungehobelten Stimmen, für Deine Freundschaft und Dein Kümmern um uns alle.
Zu meinem 80. Geburtstag sang er mir mit Milos zusammen mit der Steierischen ein tschechisches Volkslied.

Das alles wird in uns nachklingen, und die vielen Erinnerungen an Dich werden uns noch lange begleiten.

Friedl Vobis
 


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