Einen Tag vor Pfingsten 1951 setzte unser Vater meine Schwester Ursel und mich in Freising in einen Bus zu
einer Gruppe junger Sudetendeutscher, die zum Pfingsttreffen dieser Landsmannschaft nach Ansbach fuhr.
Wir lernten auf dieser Fahrt spätere SdJ-Größen Walter Richter, der lange Jahre Schatzmeister des
Jugendverbandes war, und Wolfgang Michel, den Gruppenleiter der Freisinger SdJ-Gruppe kennen.
In Ansbach erlebten wir turbulente Tage mit Aufmärschen, Kundgebung und politischen Re-den, lernten aber
auch das Gruppenleben kennen.
Unser Vater spielte damals bereits eine treibende Rolle in der Sudetendeutschen Landsmannschaft und war
bei der Gründung der Sudetendeutschen Jugend maßgeblich mit beteiligt. Er übergab uns in Ansbach dem Leiter
des Jugendlagers während des Pfingsttreffens, Wolfgang Egerter aus Altdorf, der in Landshut eine SdJ-Gruppe
leitete.
Wir waren in einer Schule untergebracht, übten Marschieren im Gleichschritt, bekamen unser Essen aus der
Gulaschkanone und schliefen im Turnsaal.
Unser Vater war damals schon sehr mit dem Volkstumsauftrag und dem landsmannschaftlichen Treffen in
Ansbach befasst. Um seine Kinder und deren Unterbringung kümmerte er sich wenig. Auch hatte er uns für diese
ganze Aktion sehr lückenhaft informiert, so dass wir für unseren Auftritt in Ansbach weder richtig bekleidet
waren (zum Aufmarsch bei der Großkundgebung trugen die Jungen weiße Hemden und die Mädchen Dirndlkleider),
noch Essbestecke und Schlafsäcke dabei hatten.
Von da an gehörten wir, Schwester Ursula und ich der Sudetendeutschen Jugend an.
Wolfgang Egerter, der damalige Leiter der Gruppe Landshut lud uns im gleichen Jahr zu ihrem Sommerlager
in Waldmünchen ein. Mit den Rädern fuhren wir nach Altdorf bei Landshut, übernachteten bei Familie Egerter und
am nächsten Tag ging es weiter mit einem Ami-Truck in den Bayerischen Wald.
Wahrscheinlich waren es die Erlebnisse in den acht oder vierzehn Tagen, wie lange das Zeltlager dauerte
habe ich vergessen, die uns für die nächsten Jahre an die Jugendarbeit banden. Ich lernte dort Erich Kukuk und
Rolf Nitsch kennen, aber auch das Leben in einem zünftigen Zeltlager.
Das Führerlager 1951 in Dinkelsbühl, in dem eine ganze Reihe SdJ-Größen zusammenkamen, mit denen ich in den folgenden Jahren oft zutun hatte, war nicht so mein Geschmack, dafür war ich noch zu jung.
Der Nachwuchsgruppenleiterlehrgang im Frühjahr 1952 in Vorra /fränkische Schweiz gefiel uns allen schon
viel besser.
Dort kamen Leute einer jüngeren Generation zusammen, die angeleitet von einigen Älteren in den folgenden
Jahren in der Sudetendeutschen Jugend (SdJ) eine wichtige Rolle spielen sollten.
Auch traf ich dort zum ersten Mal auf Gerhard Jiptner. Uns verbanden in den folgenden Jahren nicht nur
innerhalb der SdJ viele Unternehmungen und Erlebnisse, vor allem durch das gemeinsame Sportstudium und die
berufliche Tätigkeit am gleichen Schulort blieben auch später unsere Familien bis zu seinem frühen Tod im
Jahr 2003 freundschaftlich verbunden.
Neben der Bildung einer SdJ-Gruppe in Erding nahmen wir jedes Jahr zu Pfingsten an den Sudetendeutschen
Tagen teil und waren in den Ferien in irgendeinem Zeltlager, einem Lehr-gang oder einer anderen Maßnahme der
SdJ zu finden.
1952 fuhren wir noch einmal mit den Landshutern nach Gaisthal ins Zeltlager nahe der tschechischen
Grenze, das für den jungen Jugendverband eine wichtige Keimzelle darstellte. Dort trafen sich aus den
verschiedenen bayerischen Bezirken Mädchen und Jungen, meist mit sudetendeutschem Hintergrund, die in den
folgenden Jahren Gruppen gründeten und die Jugendarbeit in Bayern vorantrieben.
Das Sudetendeutsche Sozialwerk, in dem unser Vater tätig war, hatte im selben Jahr den Heiligenhof
gekauft, der zur Heimstätte, Lehrgangs- und Tagungsort für die Sudetendeutschen, aber bald auch für alle
organisierten Heimatvertriebenen ausgebaut wurde.
Dort einen vierwöchigen Arbeitseinsatz abzuleisten, fuhr ich, mit einer kleine Arbeitsgruppe (Wolfgang
Egerter, zwei Berchtesgadener Hubert und Thomas) mit den Fahrrädern nach Bad Kissingen.
Im Winter 1952 oder 1953 besuchte ich allein das erste Winterlager in Schleching, wo mir Rochus Reiter und Ossi Böse die ersten Schritte auf Skiern beibrachten.
Der Osterlehrgang 1953 auf dem Heiligenhof war als Vorbereitung für eine Deutschlandfahrt nach Amrum mit
den Fahrrädern geplant.
So starteten auch im Juli 23 Mädchen und Jungen unter der Führung von Erich Kukuk zu dieser ersten
Großfahrt der SdJ. Die gemeinsamen Erlebnisse während dieser sechs Wochen, den Rhein entlang durchs Ruhrgebiet
nach Bremen und Hamburg, durch Schleswig-Holstein nach Husum bis an die Küste, von Bogensiel mit dem Schiff
und den Fahrrädern nach Amrum, nach acht Tagen Aufenthalt im Zeltlager Badjestieg der Deutschen Grenzland
Jugend über Flensburg, Kiel, die Lüneburger Heide, durch den Harz wieder zurück nach Bad Kissingen hatten für
die, die daran teilnahmen prägende Bedeutung.
Mit den meisten von ihnen waren wir lange Jahre kameradschaftlich verbunden.
Im Jahr darauf wiederholten wir zusammen mit Dieter Huber und einer Gruppe von 12-15 Jungen, die Zahl ist
mir nicht mehr geläufig, die Fahrt nach Norden mit Aufenthalt auf Amrum.
Damals waren die beiden Jiptner Brüder Roland und Gerhard auch wieder dabei, Hans Rosenkranz, der einen
ständigen Streit mit Dieter ausfocht und Heinz Kern (Tirschenreuth), Reinhard Schmachtel, Hannes Ginzel aus
Ingolstadt und ein Junge aus Miltenberg mit Namen Lips, den Vornamen habe ich vergessen, obwohl er mir im
Sportstudium wieder begegnen sollte. Er musste auf dem Rückweg die Fahrt abbrechen, weil sein Vater im Spanien
verunglückt war.
In Amrum waren wir wie im vergangenen Jahr über eine Woche Gäste im Zeltlager in den Dünen bei Norddorf, Horst Theml leitete dort ein Jungenlager mit SdJlern und Teilnehmern von der Grenzlandjugend.
Wieder auf dem Festland radelten wir über Flensburg, Kiel, durch die Lüneburger Heide und über den Harz zurück zum Heiligenhof nach Bad Kissingen.
Von den SdJ-Größen Ossi Böse und Erich Kukuk (Ossi war noch Heimleiter des Heiligenhofs und Erich übernahm ihn bald danach) hörten wir zum ersten Mal von der Gründung der DJO-Jungenschaft.
In den folgenden Jahren verschiebt sich mein Engagement langsam in Richtung Jungenschaft.
Viele der jüngeren SdJ-Mitglieder in meinem Alter waren damals am Aufbau dieser besonderen Gruppierung
für Jungen innerhalb der DJO beteiligt.
An vielen Aktivitäten, die von der SdJ ausgingen, waren wir, Ursel und ich in den folgenden Jahren vor
allem als Helfer und Lagerleiter beteiligt (z. B. an den gemischten Jugendleiterlehrgängen, den Zeltlagern,
Sudetendeutschen Tagen).
Mit einer eigenen Jugendgruppe hatte ich nicht viel Glück.
Einige Anfänge in Erding schliefen bald ein, da einige Leutchen (z.B. Peter Kapustin) in den Sportverein
überwechselten.
Ab 1955 übernahm ich verstärkt Führungsaufgaben in der Jungenschaft. Dazu gibt es im Rahmen dieser Internet-Veröffentlichung nähere Angaben in einer eigenen Chronik zur DJO-Jungenschaft.
Im Sommer 1956 während der großen Ferien bekam ich von Ossi Böse den Auftrag, die Bad Kissinger
SdJ-Gruppe bei ihrem Auslandsaufenthalt in England zu begleiten.
Ich sollte dabei mein schlechtes Englisch für das bevorstehende Abitur etwas aufmöbeln, wobei ich nicht
sehr erfolgreich war.
Mit dem Bestehen des Staatsexamens 1964 zog ich mich aus der aktiven Tätigkeit im Jugendverband zurück, weil auch der Beruf als Gymnasiallehrer meinen vollen Einsatz erforderte.
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