Erlebnisse der SdJ Frankfurt bei den Sudetendeutschen Skiwettkämpfen

SdJ-ler und Sudetendeutsche Turner aus Frankfurt bildeten Skisportgemeinschaft.

Das Interesse der SdJ- Frankfurt an den Sudetendeutschen Skiwettkämpfen in Kiefersfelden beruhte vor allem auf der guten Zusammenarbeit mit der Sudetendeutschen Turngemeinde Frankfurt.
Richard Linke, der Leiter der Turngemeinde und verdientes Mitglied der Sudetendeutschen Turnerschaft, hatte sich über 20 Jahre als Förderer und Mitorganisator der Skimeisterschaften engagiert. Er zog sich erst 1992 aus seinem Engagement zurück, als sich die von ihm gegründete und geleitete Turngemeinschaft auflöste. Mit ein Auflösungsgrund war, dass der von ihm betonte traditionelle Sudetendeutsche Turnergeist bei den Mitgliedern zunehmend auf Kritik stieß.
Tatsache bleibt aber, dass während Richard Linkes aktiver Zeit bei den Turnern, die Frankfurter Sudetendeutschen bei den Skimeisterschaften oft gut vertreten waren.

In den sechziger Jahren waren es vor allem die Jungenschaftsgruppen, die nach Kiefersfelden fuhren, um sich mit Gleichaltrigen im Sudetendeutschen Lieblingssport messen zu können.
In 70er 80er und 90er Jahren kämpften auch einige Alt-SdJ-ler gemeinsam mit den Turnern durchaus ambitioniert in den verschiedenen Wettbewerben und Altersklassen um Ränge und Pokale.


Training und bestes Sportgerät sicherten die Erfolge

Schon beim Neustart der offiziellen Sudetendeutschen Skiwettkämpfe am 12. / 13. 02. 1965 in Kiefersfelden nahmen SdJ-Jungenschaftler aus Frankfurt teil, allerdings waren sie über die Frankfurter Turngemeinschaft angemeldet.

Damals hieß die Veranstaltung Grenzland-Skiwettkämpfe der Sudetendeutschen.
Es waren schöne Gemeinschaftserlebnisse unter Jungenschaftsgruppen, insbesondere mit Gruppen aus Bayern und Österreich.

Sportlich konnten wir Frankfurter uns vor allem im Skilanglauf gegenüber der starken Konkurrenz erstaunlich gut behaupten.
Die Mannschaft mit Hans Leitermann, Hermann Koy und Gerhard Wroblewski wurde z.B. 1. Sieger im 5,5 km Mannschaftslanglauf. Mit der Gesamtzeit von 90:42 Minuten waren sie damit Gewinner des begehrten Rudolf-Müller-Wanderpokals.

Diese Erfolge spornten natürlich immer wieder an, weiteres Glück in Kiefersfelden zu suchen.
Nachdem 1966 die Wettkämpfe wegen Schneemangels ausgefallen waren, wollten wir uns für die Skiwettkämpfe am 11. / 12. 02. 1967 besonders gut vorbereiten.
Auf Gruppenkosten wurden deshalb mehrere Paar Langlaufski angeschafft. Es waren solide Holzski der Marke Schäfer. Die Laufflächen mussten noch geteert und gewachselt werden. Es gab neue Bambusstöcke mit großen Tellern.
Trainiert wurde im Taunus, der damals auch noch schneereichere Winter hatte. Um den Trainingseffekt zu steigern, wurden sogar Rucksäcke mit Ziegelsteinen durch die Loipen geschleppt.

Dieser Trainingsfleiß wurde auch durch einen weiteren Sieg im Mannschaftslanglauf belohnt.
Die SdJ Frankfurt mit Hans Leitermann, Hans Löffelmann, Rainer Sogl und Armin Mundt verwies die SdJ München auf den zweiten Rang.


Taktik und Glück gehörten ebenfalls zum Erfolg dazu

Ob zum Erfolg die bessere Kondition ausschlaggebend war oder das Glück wird nicht mehr zu klären sein.
Tatsache ist, dass Rainer, genannt Stoppel, in schier unglaublicher, persönlicher Bestzeit in der zweiten Runde mit zügigem Langlaufschritt aus dem Wald kam. Er hatte sogar den vor ihm gestarteten Hans weit überholt, sodass dieser nicht mehr im Blickfeld geblieben war.
Auf die Frage der sich wundernden Kameraden, ob er nicht vielleicht eine Abkürzung genommen habe, kam nur die Antwort, das ihm die Strecke auch wesentlich kürzer vorgekommen wäre.
Das Kampfgericht unter der Leitung von Sepp Großschmidt (Vater des SdJ-Jungenschaftsführers Klaus Großschmidt) hatte keine Einwände und gönnte den Frankfurtern ihren Pokal.

Die ca. 120 Teilnehmer feierten nach der Siegerehrung noch bei einem improvisierten, herzerfrischenden Kameradschaftsabend beim Bergwirt.
SdJ-Gruppen sangen Lieder, führten Volkstänze vor und zeigten von erlebnisreichen Gruppenfahrten Dias. Um diesen Abend machten sich vor allem Arnulf Streit und Horst Rössler (Igel) verdient.


SdJ-ler, Turner und Skirollerfahrer hielten die Sudetendeutschen Skiwettkämpfe hoch

In den 70er, 80er und 90er Jahren schickte immer wieder die Frankfurter Turngemeinde, unter Beteiligung der Sudetendeutschen Jugend, Mannschaften nach Kiefersfelden.
Richard Linke, der von Anfang an für die Skiwettkämpfe engagiert war und für Beteiligung warb, hatte auch Unterstützung durch den jüngeren Turnerfreund und ambitionierten Langläufer Klaus Dieter Schulz.
Dieser hatte 1984 auf einer Rundstrecke im Stadtgebiet von Kelkheim im Taunus für das Guinness-Buch der Rekorde einen Weltrekord im Skirollerlauf mit 426 km in 26 Std. aufgestellt. Er ist Ehrenmitglied im Skiclub Kelkheim, einer der wenigen Clubs, die neben den Alpinen Skisport auch den Skilanglauf sowohl als Breitensport als auch als Leistungssport pflegen und fördern.

Alt-SdJ-ler Hubert Leitermann ist auch Mitglied dieses Skiclubs und nimmt auch heute noch mit Vereinkollegen an Volksläufen, internationalen Skimarathons sowie hessischen, deutschen und internationalen Seniorenmeisterschaften teil. Klaus Dieter Schulz beteiligte sich jetzt nicht mehr an Wettkämpfen.


40 Jahre Sudetendeutsche Skiwettkämpfe gingen zu Ende

Am 25. / 26. 02. 1992 fanden die letzten Sudetendeutschen Skiwettkämpfe in Kiefersfelden statt.
Es waren noch ca. 100 Teilnehmer am Start, davon noch 12 Frankfurter Skiläufer, 8 männlich und 4 weibliche.

Am Samstag wurde der Langlaufwettbewerb im Mühlau ausgetragen: Herren zwischen 19 und 50 Jahren mussten 10 km (2 Runden), die Damen zwischen 16 und 50 Jahren 5 km (1 Runde) laufen. Die Damen und Herren über 50 Jahre mussten nur einen verkürzten Lauf von 4 km laufen.
Sonntags wurde dann zum letzten Mal der Riesentorlauf am Mesnerhang durchgeführt.


Kameradschaft und Freude am Mitmachen prägten die Skiwettkämpfe

Für den ambitionierten Langläufer war das Skiwachseln vor dem Start am Samstag sehr wichtig.
Da Skating-Ski nicht zugelassen waren, mussten die klassischen Ski differenziert sowohl in der Steig- als auch in der Gleitzone präpariert werden.
Klaus Dieter Schulz präsentierte sich bei Sonne und Schnee am Starthaus mit seinem aufgestellten Wachsbock mit Wachskoffer und Bügeleisen als Wachsprofi. Schnell war er von Zuschauern, aber auch von Teilnehmern umringt, die mit No-Wax-Schuppenskiern antreten wollten.
Großzügig bot er als Fachmann aus Frankfurt den Laien seine Wachselhilfe an.

Er konzentrierte sich so in diesen Wachseldienst, dass er seinen eigenen Start versauste.
Beim Hinterherlaufen musste er dann noch feststellen, dass er in der Hektik auch noch selbst verkehrt gewachselt hatte.


Kondition, aber auch Glück führten aufs Treppchen

Hubert Leitermann, 1992 schon 57 Jahre alt, hatte neben seiner noch guten Kondition auch noch das richtige Wachs getroffen. Er war mit der Zeit von 16:48 Minuten der Gesamtsieger.
Trotzdem hätte ihm fast der Landsmann Gerhard den Titel streitig gemacht.

Zwar war Hubert doppelt so schnell als Gerhard. Aber folgendes Kuriosum ereignete sich auf der Zielgeraden und beim Zieleinlauf.
Hubert hatte nach zwei Runden und 4 km Gerhard auf der Zielgeraden überholt, der aber erst die 1 Runde und 2 km gelaufen war. Die Kampfrichter erkannten dies aber nicht und stoppten Gerhard als Zweiten ab.
So stand später Gerhard strahlend als Zweiter am Siegertreppchen.

Auf die Frage bezüglich seiner sportlichen Fairness gegenüber den Mitbewerbern antwortete er nur, dass ihm die 1 Runde vollkommen gereicht hätte.
Wir ließen ihm die Freude, denn als Skiwanderer hatte er keine Chance gegenüber den Routiniers gehabt.

Zusammen mit zwei weiteren Kollegen gewann dann Hubert noch den Mannschaftswettbewerb im Langlauf und konnte damit den begehrten Goldenen Rübezahl-Pokal mit nach Frankfurt nehmen.


Im September 2010



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