Tagung der Jugendvertreter der europäischen Volksgruppen

In der Zeit vom 21. bis 27. März 1964 fand in München im Newman-Haus eine Arbeitstagung der Jugendkornmission der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) statt, die auf Einladung der Sudetendeutschen Jugend zusammen getreten war.

Die Jugendvertreter der einzelnen Volksgruppenorganisationen berichteten im Laufe der Tagung über die Lage der Volksgruppen innerhalb der verschiedenen Staaten und im besonderen über die Jugendarbeit der Mitgliedsverbände der FUEV.

Die Sudetendeutsche Jugend, die Mitglied der Jugendkommmission ist, hatte es sich vor allem anläßlich dieser Tagung zur Aufgabe gemacht, den Jugendvertretern aus ganz Europa im Rahmen des Arbeitszieles der Tagung die Probleme des geteilten Deutschlands und die sudetendeutsche Frage näherzubringen.

Bei einer Fahrt nach Waldkraiburg hatten die Jugendvertreter Gelegenheit, einmal die Aufbauleistung der Heimatvertriebenen zu sehen und zum anderen konnten sie bei einem Besuch des Hauses Sudetenland, in dem zur selben Zeit ein Lehrgang der Sudetendeutschen Jugend lief, Einblick in die Jugendarbeit der SdJ nehmen.

Im weiteren Verlauf der Tagung hat die Jugendkommission der FUEV zur bevorstehenden Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen folgende Entschließung gefaßt:

Die Jugendkommission der FUEV nimmt zur Kenntnis, daß in Kürze dem Präsidenten der italienischen Republik Antonio Segni der Karlspreis der Stadt Aachen wegen seiner Verdienste um Europa verliehen werden soll, und gibt aus diesem Anlaß der Hoffnung Ausdruck, daß nunmehr endlich eine Lösung der Südtirolfrage im europäischen Geiste durch Initiative des Herrn Staatspräsidenten zu erwarten ist.

Weiterhin wurde folgende Entschließung einstimmig gefaßt:

  1. Wir stellen mit Befremden fest, daß verschiedene Mitgliedsstaaten des Europarates die Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten oder die Zusatzprotokolle zu dieser Konvention noch immer nicht unterzeichnet haben.
    Wir fordern die Regierungen dieser Länder auf, die Unterzeichnung so schnell als möglich vorzunehmen, um jedem europäischen Bürger das Gefühl und die Garantie zu geben, daß er in seiner Persönlichkeit geachtet wird.
     
  2. In Europa sind noch immer Volksgruppen und Minderheiten in sprachlicher, nationaler, religiöser und allgemein kultureller Hinsicht Diskriminierungen ausgesetzt. Dies ist unvereinbar mit dem Geist der Freiheit und der Menschenrechte, sowie mit dem Grundsatz des Selbstbestimmungsrechtes.
    Wir appellieren deshalb an alle Regierungen, diese Schwierigkeiten im Geiste der Partnerschaft und Solidarität zu überwinden.
     
  3. Wir fordern den Europa-Rat und das Europa-Parlament auf, die künftigen parlamentarischen Gremien des Vereinten Europa derart zu gestalten, daß den ethnischen Volksgruppen und nationalen Minderheiten eine angemessene Vertretung gewährt wird.
    Auf diese Weise wird aus einem Europa der Staaten ein Europa der Völker.

Die Tagung, an der auch der Generalsekretär der FUEV, Herr Povl Skadegard, Kopenhagen, teilnahm, wurde vom Präsidenten der Jugendkornmission der FUEV, Ossi Böse, geleitet.



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