Gültig über die Zeit!
Mitwirkende: 4 Sprecher
2 Sprecherinnen
1 Rufer
Chor mit Bläsern
und OrchesterText: Rolf Nitsch, Gailnau Musik: Willi Homeyer, Hameln
Diese Feierstunde liegt nur im Manuskript vor. Sie darf ohne ausdrückliche Genehmigung der Hauptjugendleitung der
SUDETENDEUTSCHEN JUGEND und des Autors nicht aufgeführt werden.
Musik: | |
Chor | |
Rufer: | Gültig über die Zeit! |
Chorfrage: | Was aber ist gültig über die Zeit? |
Rufer: | Dies war es einst: |
1. Sprecher: | Uns klingt‘s wie eine Sage,
daß jeder Mensch auf Gottes weiter Welt, einmal hineingeboren ward in eine Ordnung, in welcher ihm sein Platz bereitet war, und die sein Leben und sein Tun bestimmte, in der er Glied und Mitgestalter war. |
2. Sprecher: | Uns klingt‘s wie eine Sage,
daß einmal jeder diente: der Bauer seinem Hof, der Bürger seiner Stadt, der Priester der Gemeinde, der Fürst dem Land, der König seinem Reich, daß jeder an dem ihm gewies‘nen Platz das Rechte tat in Gläubigkeit und Ehrfurcht – Für‘s Ganze erst, und dann wohl auch für sich. |
1. Sprecherin: | So lebten sie in Ordnung und Gesetz.
Das Wort des Mannes galt gleich einem Eide, ein Handschlag siegelte Vertrag und Bündnis, wahrhaft zu sein, war jedes Freien Stolz, wie recht zu handeln seine höchste Ehre. So aber fanden sie wohl auch zur Heimat, die ihnen lieb und jedem teuer war. Und in der. Heimat fanden sie ihr Leben, Arbeit und Auftrag, Schicksal und Bestimmung. |
Rufer: | Uns Heutigen aber klingt‘s
wie eine Sage - |
3. Sprecher | Aus jenen Tagen
wuchsen unsre Städte, Ausdruck des Schaffens und des Wollens ihrer Bürger. |
2. Sprecherin: | Aus jenen Tagen
wuchsen steingewordne Zeugen der festen Bindung an das Ewige, die Kirchen und Dome auf, vor denen wir noch heute staunend stehn. Aus jenen Tagen bis in unsre Zeit klingen die Fugen Bachs, die Opern Mozarts, Beethovens Symphonien, die Oratorien Händels. |
Rufer: | In jener Zeit
wuchs Gültiges aus Ordnung und Gesetz, aus Wahrheit und aus Ehrfurcht, aus Dienst am Ganzen und aus Gläubigkeit. |
Musik | – harmonisch beginnend, sich steigernd bis
zu wilden Disharmonien |
Rufer: | Und dies ist unsre Zeit: |
4. Sprecher: | Die alten Ordnungen
sind längst zerschlagen. In Trümmern liegt, was einst so groß und stolz und für die Ewigkeit gegründet schien. Viel Morsches fiel, doch dabei wurden die Fundamente einer neuen Ordnung mitzerstört. |
1. Sprecher: | Der Sturm, einmal entfesselt
aus Notwendigkeit, wurde zum Orkan. Und nichts mehr bot ihm Einhalt. |
3. Sprecher: | Man stürzte Äußeres
und achtete dabei des Inneren zu wenig, um es zu erhalten. |
2. Sprecher: | Man schaffte Neues,
doch man baute es aus Trümmern. Und weil die Fundamente fehlten, baute man auf Sand. |
4. Sprecher: | Der Mensch ward größer,
als er selbst vertrug. Er fand den Weg, die Kräfte der Natur sich untertan zu machen. |
1. Sprecherin: | Er fand den Anfang dieses Wegs,
doch noch kein Ziel. Er griff im Taumel des Erfolgs nach allen Sternen. Er hob sich selbst zum Mittelpunkt der Welt, und er verschrieb sich ganz dem Fortschritt, dem großen Neuen, dem verwegnen Wort, vom Menschen, der das Maß der Dinge sei. |
3. Sprecher | Darüber
ging das Maß verloren und mit ihm die Ordnung und das Recht, die Wahrheit und die Freiheit. Geist wurde Ungeist, Glaube wurde Zweifel und ohne Ehrfurcht vor dem Bleibenden griff der und jener nach den letzten Dingen. |
Rufer: | Und jeder glaubte,
Herr der Welt zu sein, und war in Wahrheit nur noch Knecht der Zeit. |
2. Sprecherin: | Und doch sind neben diesen
tausend andere suchend unterwegs . . . |
1. Sprecher: | Und alle suchen
das Gültige hinter dem Gerede, suchen das Bleibende, hinter der hektischen Betriebsamkeit, suchen den Pol im Getriebe der Zeit, den ruhenden Pol, um den alles kreist. |
2. Sprecher: | Zu viele Menschen finden
keinen Sinn in ihrem Da - Sein, der es lohnend werden ließe. |
4. Sprecher: | Zu viele Menschen
haben keine Heimat keinen Platz mehr, der ihnen eigen ist, den ihnen niemand verwehren noch entziehen kann. |
1. Sprecherin: | Zu viele Menschen
haben keinen Boden, auch keinen geist‘gen mehr, in dem sie wurzeln und verwurzeln können, der ihnen bleibt, wenn alles andere fällt. |
3. Sprecher: | Zu vielen Menschen weigert man
das Recht auf Haus und Habe, auf der Väter Erbe, auf Hof und Heimat und auf Sicherheit. Man läßt wie Spreu im Wind sie achtlos treiben. |
1. Sprecher: | Zu viele Menschen
haben keinen andern, der ihnen hilft, wenn sie in Not geraten, sie aufrichtet, wenn sie verzweifeln wollen, und da ist, wenn sie einen Bruder brauchen. |
2. Sprecherin: | Zu viele Menschen finden
keinen Gott auf den Altären, die von Gott verlassen, und irren zweifelnd durch ihr Erden - Sein und suchen sehnend nach Geborgenheit. |
Rufer: | und aus dem Sehnen,
aus dem Zweifel, dem Entwurzeltsein, der Einsamkeit, steht heut die Frage auf, nach Wert und Unwert, nach dem, was gültig steht, über der Zeit. |
Musik: | Überleitung zum Schlußgedicht
Drum suchen wir den Sinn in unsrer Zeit und glauben dran, daß wir ihn sicher finden, wenn wir nur Haß und Lüge überwinden und Liebe säen und Wahrhaftigkeit.  , Drum suchen wir das Recht in unsrer Zeit. Noch liegt es unter Lug und Trug verborgen. Wir aber glauben an ein bessres Morgen, an seinen Sieg und seine Gültigkeit. Drum suchen wir den Bruder in der Zeit, der treu zu uns hält, wie wir zu ihm halten, und der uns hilft, das Chaos zu gestalten zu Zucht und Ordnung in Bescheidenheit. Wir suchen Gott, der Mensch und Dinge mißt, und sein Gesetz, das uns als Maß gegeben, das über alle Welt und alles Leben und über alle Zeiten gültig ist. |
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