Sudetendeutscher Tag 1958 in Stuttgart
Feierstunde der Sudetendeutschen Jugend

 


Unser Recht für alle!

 

Mitwirkende: 4 Sprecher
1 Sprecherin
1 Rufer
Chor mit Bläsern
Sprechchor
Zusammenstellung: Rolf Nitsch, Gailnau
Musikalische Leitung:   Willi Homeyer, Hameln


Diese Feierstunde liegt nur im Manuskript vor. Sie darf ohne ausdrückliche Genehmigung der Hauptjugendleitung der SUDETENDEUTSCHEN JUGEND und des Autors nicht aufgeführt werden.
 

Lied mit Instrumenten: Fern vom Land der Ahnen
Rufer: So singt die Sage:
Sprecherin: Zur Urväterzeit
saßen drei Könige
an einem See im Böhmerwalde.
 
Ihr Gefolge
zog Netze durch den See
und barg die reiche Beute
 
Zur Nachtzeit aber,
als sie am Feuer saßen,
brauste ein wi1der Wettersturm daher
 
Der See warf mächtige Wellen
an den Strand
und überschwemmte
mit gewaltigen Fluten
die Feuer
der dort Lagernden
und löschte sie.
 
Und eine Geisterstimme
hallte schaurig
aus fernen Tiefen her.
 
Und diese Stimme
rief einen Satz nur,
einen einz‘gen Satz:

ES SIND NICHT ALLE DAHEIM.!
(Viele verschiedene Stimmen aus möglichst allen Richtungen nehmen den Satz auf.)
Es schallt von allen Seiten:
  ES SIND NICHT ALLE DAHEIM...
Der Chor nimmt den Satz auf. Er wird nunmehr im Sprechchor gerufen. Die Musik übernimmt den Rhythmus als Motiv - schließlich setzt auch der Chor ein und singt diesen Satz.
  ES SIND NICHT ALLE DAHEIM.
(Die Bühne, die bisher im Dunkeln lag und nur durch einige Fackeln erleuchtet wurde, wird nun mit Scheinwerfern angestrahlt - - sie steht damit im Licht der Gegenwart)
Rufer: Heut klingen
keine Geisterstimmen mehr.
Aber aus Millionen Menschenherzen
steigt‘s wie ein einz‘ger Schrei
zum Himmel auf:
Chor: Es sind nicht alle daheim
1. Sprecher: Was keine Zeit vor unsrer Zeit gewagt,
kein Staatsmann, kein Soldat,
kein König und kein Kaiser,
keiner der Mächtigen,
die je die Welt regierten:
Das wagten doch die Mächtigen
unserer Tage:
2. Sprecher: Sie brachen eines der
gottgesetzten Rechte,
ein Recht, das galt,
seit Menschen Pflüge
durch die Erde ziehn,
seit Menschen Zäune
um die Höfe bauen,
seit Menschen blieben,
wo sie die Scholle band:
Rufer: Sie nahmen anderen Menschen
ihre Heimat . . .
3. Sprecher: Und nicht nur uns,
nein - vielen Millionen
nahmen sie Haus und Hof
und Heim und Habe.
Sie nahmen Millionen Menschen
ihre Heimat,
Sie nahmen sie mit Gewalt
oder auch nur
mit einem Federstrich.
Rufer: Sie nahmen mit Gewalt –
und dies geschah
im Jahre 1917:
4. Sprecher - Nachrichtensprecherton -
  In Rußland tobt die blutigste aller
Revolutionen. Wer sich dagegen stellt,
wird hingeschlachtet. Wer diesem Schicksal
entgehen will, muß jenseits der Grenzen
Rußlands Schutz suchen. Er muß damit
alles im Stiche lassen, was ihm zu Erb
und Eigen war, muß fliehen. Die neuen
Machthaber feiern den Sieg der roten Garden.
Sie sprechen von Recht und Freiheit,
vom Paradies auf Erden, vom Goldenen
Zeitalter für alle . . .
3 Stimmen aus dem Chor:
  Wir aber mußten die Heimat verlassen
4. Sprecher: 1 Million Emigranten aus Rußland suchen
Schutz und Hilfe in Deutschland, in Frankreich,
in England, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Seither geistern über die Bühne des Weltgeschehens
die Gestalt des Flüchtlings, des Heimatlosen,
des Ärmsten aller Armen . . .
Musik: Motiv in gedämpften Bläserstimmen
Rufer: Sie nahmen es mit einem Federstrich
und dies geschah
im Jahre 1923:
4. Sprecher: In Lugano geht eine Konferenz zu Ende.
Dort hat man über das Schicksal von
insgesamt 2 Millionen Menschen entschieden.
Und infolge dieser Entscheidung werden
1 1/2 Millionen Griechen, 1/2 Million Türken
und 1/4 Million Bulgaren zwangsweise umgesiedelt.
So will man Ruhe schaffen in den Staaten im Osten des Mittelmeeres . . .
6 Stimmen aus dem Chor:
  Wir aber mußten die Heimat verlassen
Musik: Motiv in etwas stärkeren Bläserstimmen
Rufer: Und diese stehen hier als Beispiel nur
für alle, die in jenen Jahren
ihr Land verlassen mußten . . .
4. Sprecher: In den Jahren von 1915 bis 1932 verloren
11 Millionen 435 Tausend Menschen ihre Heimat
Rufer: Darunter waren:
1. Sprecher: Armenier, Griechen, Russen und Bulgaren,
2. Sprecher: Litauer, Esten, Letten, Polen, Türken,
3. Sprecher: Ruthenen, Spanier, Juden und Ukrainer,
Sprecherin: und 1 Million 130 Tausend Deutsche . . .
Musik: Läßt das Motiv hell aufklingen und langsam
in gedämpften Tönen verklingen
Rufer: Man nahm die Heimat
nach verlorenen Kriegen:
und dies geschah
im Jahre 1939:
4. Sprecher: Der Russisch - Finnische Winterkrieg ist zu Ende.
Finnland ist am Ende seiner Kraft. Im Friedensvertrag
verlangt die Sowjetunion Karelien.
Der Vertrag wird unterzeichnet, Karelien wird
an die Sowjetunion abgetreten
400 000 Finnen werden zwangsweise umgesiedelt.
Die Sowjetunion spricht von der Sicherung des
Friedens und der Notwendigkeit dieser Austreibungen.
9 Stimmen aus dem Chor:
  Wir aber mußten die Heimat verlassen
Musik: Motiv . . .
Rufer: Und auch dies ist nur Beispiel,
auch dies steht hier nur
für Millionen andere:
4. Sprecher: In den Jahren von 1932 bis 1944 verloren
12 Millionen 823 Tausend Menschen ihre Heimat.
Rufer: Darunter waren
3. Sprecher: Russen, Ukrainer, Weißruthenen,
1. Sprecher: Litauer, Finnen, Esten, Letten, Schweden,
2. Sprecher: Kroaten, Serben, Polen und Bulgaren,
3. Sprecher: Franzosen, Griechen, Juden und Magyaren,
Sprecherin: und wieder eineinhalb Millionen Deutsche.
Musik: Motiv dumpf beginnend steigern und wieder
ausklingen lassen
Rufer: Dies alles aber war nur Vorbereitung.
Denn nun, wo Recht einmal gebrochen war,
brach man es immer wieder.
Und immer wieder sprach man von Vertrag
und von Notwendigkeiten
und von Sicherung des Friedens
und hinter diesen Worten bargen sich
die Gier nach Land, der Haß
und schließlich Rachsucht . . .
Und dies geschah
im Jahre 1945:
4. Sprecher: Die Vertreter der Siegermächte des zweiten Weltkrieges
treffen sich in Potsdam. Am 2. August 1945
wird hier ein Abkommen unterzeichnet, durch welches
die Austreibung der deutschen Bevölkerung aus
den Gebieten ostwärts der Oder und Neiße und aus
dem Sudetenland unter der Voraussetzung humaner
Durchführung gebilligt wurde.
Dies geschah angeblich zur Sicherung des Friedens
in den Gebieten jenseits der Oder und Neiße und
in Europa
Sprechchor (alle Stimmen):
  Wir aber mußten die Heimat verlassen
4. Sprecher: 17 1/2 Millionen deutscher Vertriebener verloren
ihre Heimat durch einen Federstrich.
Musik: Motiv mit allen Bläsern und dem Chor
Das Motiv bleibt als gedämpfte Untermalung
Rufer: Und doch stehn diese wiederum
nur als ein Beispiel.
Denn seit 1944
klagen mehr als 30 Millionen Menschen
um ihr verlorenes Land.
Darunter sind:
2. Sprecher: Esten, Letten, Polen und Ruthenen,
1. Sprecher: Ukrainer, Tschechen, Russen und Litauer,
3. Sprecher: Rumänen, Serben, Türken und Tataren,
Sprecherin: Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts
zwang man mehr Menschen
ihre Heimat zu verlassen,
als heute hier in unsrem Staate leben . . .
Rufer: Und 54 Millionen Menschen klagen an
Für 54 Millionen Menschen
gilt heut das Recht auf Heimat
scheinbar nichts . . .
Musik: Wir gehen alle weit verstreut
(Lied mit Chor und Instrumenten)
Rufer: Doch gilt‘s nur scheinbar nichts.
Denn aus den Ländern,
woraus man sie vertrieben,
tönt‘s fort und fort
und tönt mit Stimmen,
die keiner zum Verstummen bringt,
weil keines Menschen Macht
ausreicht,
um sie zum Schweigen anzuhalten.
Sprecherin: Und wie die Geister
jener alten Sage
aufstanden
und die Stimmen hoben
wider die,
die göttlichem Gebot
zuwiderhandelten –
so hebt sich heut
der Heimat Stimme.
Sie klingt im Wehen des Windes,
rauscht im Wald
und geistert über alle
Berge hin - -
Rufer: Es sind nicht alle daheim . . .
Musik: Motiv - aufrauschen und verklingen lassen
Rufer: Und wir,
die wir mit Menschenworten reden.
Wir sind der Mund,
durch den die Heimat spricht:
1. Sprecher: So fordern wir in ihrem Namen
unser Recht
und fordern dieses Recht für alle
die so wie wir
heut fern der Heimat leben
2. Sprecher: So fordern wir in ihrem Namen
unser Recht
und fordern dieses Recht von allen,
die uns und andern
einst die Heimat nahmen
3. Sprecher: So fordern wir in ihrem Namen
unser Recht
das Recht von 54 Millionen Menschen
das uns von Gott gegeben
von andern Menschen
aber genommen wurde.
Rufer: Denn Recht auf Heimat
ist ein Gottes Recht
Seit Menschen
Pflüge durch die Erde ziehn
Seit Menschen Zäune
um die Höfe bauen
und Menschen blieben,
wo sie die Scholle band.
1. Sprecher: Und stünde dieses Recht
nirgends geschrieben
es gälte doch!
2. Sprecher: Und stünden Tausende
dagegen auf.
Es gälte doch!
3. Sprecher: Und schlösse man
Verträge um Verträge.
Das Recht auf Heimat
löschte keiner aus!
Sprecher aus dem Hintergrund:
  Gott senkte in die Herzen aller Menschen
die Liebe zu dem Land, das sie gebar,
zu Haus und Acker, Wald und Berg und Heide –
und diese Liebe ist bis heute wahr,
 
Und Gott gab allen Menschen ihren G1auben,
und wollte, daß er alle Zeit besteht.
Wir tragen diesen Glauben in das Heute
und wissen, daß er niemals untergeht.
 
Und göttlich ist der Menschen Mut zur Treue
seit der Urväter Tagen bis ins Jetzt.
Sie überstand die Stürme aller Zeiten:
Und diese Treue steht zuerst - zuletzt.
Musik: Die Treue steht zuerst, zuletzt.
(Chor und Instrumente)
oder
Herr, gib uns Frieden


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