Unser Recht für alle!
Mitwirkende: 4 Sprecher
1 Sprecherin
1 Rufer
Chor mit Bläsern
SprechchorZusammenstellung: Rolf Nitsch, Gailnau Musikalische Leitung: Willi Homeyer, Hameln
Diese Feierstunde liegt nur im Manuskript vor. Sie darf ohne ausdrückliche Genehmigung der Hauptjugendleitung der
SUDETENDEUTSCHEN JUGEND und des Autors nicht aufgeführt werden.
Lied mit Instrumenten: | Fern vom Land der Ahnen |
Rufer: | So singt die Sage: |
Sprecherin: | Zur Urväterzeit
saßen drei Könige an einem See im Böhmerwalde. Ihr Gefolge zog Netze durch den See und barg die reiche Beute Zur Nachtzeit aber, als sie am Feuer saßen, brauste ein wi1der Wettersturm daher Der See warf mächtige Wellen an den Strand und überschwemmte mit gewaltigen Fluten die Feuer der dort Lagernden und löschte sie. Und eine Geisterstimme hallte schaurig aus fernen Tiefen her. Und diese Stimme rief einen Satz nur, einen einz‘gen Satz: ES SIND NICHT ALLE DAHEIM.! |
(Viele verschiedene Stimmen aus möglichst allen Richtungen nehmen den Satz auf.)
Es schallt von allen Seiten: | |
ES SIND NICHT ALLE DAHEIM... | |
Der Chor nimmt den Satz auf. Er wird nunmehr im Sprechchor gerufen. Die Musik übernimmt den Rhythmus als Motiv - schließlich setzt auch der Chor ein und singt diesen Satz. | |
ES SIND NICHT ALLE DAHEIM. | |
(Die Bühne, die bisher im Dunkeln lag und nur durch einige Fackeln erleuchtet wurde, wird nun mit Scheinwerfern angestrahlt - - sie steht damit im Licht der Gegenwart) | |
Rufer: | Heut klingen
keine Geisterstimmen mehr. Aber aus Millionen Menschenherzen steigt‘s wie ein einz‘ger Schrei zum Himmel auf: |
Chor: | Es sind nicht alle daheim |
1. Sprecher: | Was keine Zeit vor unsrer Zeit gewagt,
kein Staatsmann, kein Soldat, kein König und kein Kaiser, keiner der Mächtigen, die je die Welt regierten: Das wagten doch die Mächtigen unserer Tage: |
2. Sprecher: | Sie brachen eines der
gottgesetzten Rechte, ein Recht, das galt, seit Menschen Pflüge durch die Erde ziehn, seit Menschen Zäune um die Höfe bauen, seit Menschen blieben, wo sie die Scholle band: |
Rufer: | Sie nahmen anderen Menschen
ihre Heimat . . . |
3. Sprecher: | Und nicht nur uns,
nein - vielen Millionen nahmen sie Haus und Hof und Heim und Habe. Sie nahmen Millionen Menschen ihre Heimat, Sie nahmen sie mit Gewalt oder auch nur mit einem Federstrich. |
Rufer: | Sie nahmen mit Gewalt –
und dies geschah im Jahre 1917: |
4. Sprecher - Nachrichtensprecherton - | |
In Rußland tobt die blutigste aller
Revolutionen. Wer sich dagegen stellt, wird hingeschlachtet. Wer diesem Schicksal entgehen will, muß jenseits der Grenzen Rußlands Schutz suchen. Er muß damit alles im Stiche lassen, was ihm zu Erb und Eigen war, muß fliehen. Die neuen Machthaber feiern den Sieg der roten Garden. Sie sprechen von Recht und Freiheit, vom Paradies auf Erden, vom Goldenen Zeitalter für alle . . . | |
3 Stimmen aus dem Chor: | |
Wir aber mußten die Heimat verlassen | |
4. Sprecher: | 1 Million Emigranten aus Rußland suchen
Schutz und Hilfe in Deutschland, in Frankreich, in England, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Seither geistern über die Bühne des Weltgeschehens die Gestalt des Flüchtlings, des Heimatlosen, des Ärmsten aller Armen . . . |
Musik: | Motiv in gedämpften Bläserstimmen |
Rufer: | Sie nahmen es mit einem Federstrich
und dies geschah im Jahre 1923: |
4. Sprecher: | In Lugano geht eine Konferenz zu Ende.
Dort hat man über das Schicksal von insgesamt 2 Millionen Menschen entschieden. Und infolge dieser Entscheidung werden 1 1/2 Millionen Griechen, 1/2 Million Türken und 1/4 Million Bulgaren zwangsweise umgesiedelt. So will man Ruhe schaffen in den Staaten im Osten des Mittelmeeres . . . |
6 Stimmen aus dem Chor: | |
Wir aber mußten die Heimat verlassen | |
Musik: | Motiv in etwas stärkeren Bläserstimmen |
Rufer: | Und diese stehen hier als Beispiel nur
für alle, die in jenen Jahren ihr Land verlassen mußten . . . |
4. Sprecher: | In den Jahren von 1915 bis 1932 verloren
11 Millionen 435 Tausend Menschen ihre Heimat |
Rufer: | Darunter waren: |
1. Sprecher: | Armenier, Griechen, Russen und Bulgaren, |
2. Sprecher: | Litauer, Esten, Letten, Polen, Türken, |
3. Sprecher: | Ruthenen, Spanier, Juden und Ukrainer, |
Sprecherin: | und 1 Million 130 Tausend Deutsche . . . |
Musik: | Läßt das Motiv hell aufklingen und langsam
in gedämpften Tönen verklingen |
Rufer: | Man nahm die Heimat
nach verlorenen Kriegen: und dies geschah im Jahre 1939: |
4. Sprecher: | Der Russisch - Finnische Winterkrieg ist zu Ende.
Finnland ist am Ende seiner Kraft. Im Friedensvertrag verlangt die Sowjetunion Karelien. Der Vertrag wird unterzeichnet, Karelien wird an die Sowjetunion abgetreten 400 000 Finnen werden zwangsweise umgesiedelt. Die Sowjetunion spricht von der Sicherung des Friedens und der Notwendigkeit dieser Austreibungen. |
9 Stimmen aus dem Chor: | |
Wir aber mußten die Heimat verlassen | |
Musik: | Motiv . . . |
Rufer: | Und auch dies ist nur Beispiel,
auch dies steht hier nur für Millionen andere: |
4. Sprecher: | In den Jahren von 1932 bis 1944 verloren
12 Millionen 823 Tausend Menschen ihre Heimat. |
Rufer: | Darunter waren |
3. Sprecher: | Russen, Ukrainer, Weißruthenen, |
1. Sprecher: | Litauer, Finnen, Esten, Letten, Schweden, |
2. Sprecher: | Kroaten, Serben, Polen und Bulgaren, |
3. Sprecher: | Franzosen, Griechen, Juden und Magyaren, |
Sprecherin: | und wieder eineinhalb Millionen Deutsche. |
Musik: | Motiv dumpf beginnend steigern und wieder
ausklingen lassen |
Rufer: | Dies alles aber war nur Vorbereitung.
Denn nun, wo Recht einmal gebrochen war, brach man es immer wieder. Und immer wieder sprach man von Vertrag und von Notwendigkeiten und von Sicherung des Friedens und hinter diesen Worten bargen sich die Gier nach Land, der Haß und schließlich Rachsucht . . . Und dies geschah im Jahre 1945: |
4. Sprecher: | Die Vertreter der Siegermächte des zweiten Weltkrieges
treffen sich in Potsdam. Am 2. August 1945 wird hier ein Abkommen unterzeichnet, durch welches die Austreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten ostwärts der Oder und Neiße und aus dem Sudetenland unter der Voraussetzung humaner Durchführung gebilligt wurde. Dies geschah angeblich zur Sicherung des Friedens in den Gebieten jenseits der Oder und Neiße und in Europa |
Sprechchor (alle Stimmen): | |
Wir aber mußten die Heimat verlassen | |
4. Sprecher: | 17 1/2 Millionen deutscher Vertriebener verloren
ihre Heimat durch einen Federstrich. |
Musik: | Motiv mit allen Bläsern und dem Chor
Das Motiv bleibt als gedämpfte Untermalung |
Rufer: | Und doch stehn diese wiederum
nur als ein Beispiel. Denn seit 1944 klagen mehr als 30 Millionen Menschen um ihr verlorenes Land. Darunter sind: |
2. Sprecher: | Esten, Letten, Polen und Ruthenen, |
1. Sprecher: | Ukrainer, Tschechen, Russen und Litauer, |
3. Sprecher: | Rumänen, Serben, Türken und Tataren, |
Sprecherin: | Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts
zwang man mehr Menschen ihre Heimat zu verlassen, als heute hier in unsrem Staate leben . . . |
Rufer: | Und 54 Millionen Menschen klagen an
Für 54 Millionen Menschen gilt heut das Recht auf Heimat scheinbar nichts . . . |
Musik: | Wir gehen alle weit verstreut
(Lied mit Chor und Instrumenten) |
Rufer: | Doch gilt‘s nur scheinbar nichts.
Denn aus den Ländern, woraus man sie vertrieben, tönt‘s fort und fort und tönt mit Stimmen, die keiner zum Verstummen bringt, weil keines Menschen Macht ausreicht, um sie zum Schweigen anzuhalten. |
Sprecherin: | Und wie die Geister
jener alten Sage aufstanden und die Stimmen hoben wider die, die göttlichem Gebot zuwiderhandelten – so hebt sich heut der Heimat Stimme. Sie klingt im Wehen des Windes, rauscht im Wald und geistert über alle Berge hin - - |
Rufer: | Es sind nicht alle daheim . . . |
Musik: | Motiv - aufrauschen und verklingen lassen |
Rufer: | Und wir,
die wir mit Menschenworten reden. Wir sind der Mund, durch den die Heimat spricht: |
1. Sprecher: | So fordern wir in ihrem Namen
unser Recht und fordern dieses Recht für alle die so wie wir heut fern der Heimat leben |
2. Sprecher: | So fordern wir in ihrem Namen
unser Recht und fordern dieses Recht von allen, die uns und andern einst die Heimat nahmen |
3. Sprecher: | So fordern wir in ihrem Namen
unser Recht das Recht von 54 Millionen Menschen das uns von Gott gegeben von andern Menschen aber genommen wurde. |
Rufer: | Denn Recht auf Heimat
ist ein Gottes Recht Seit Menschen Pflüge durch die Erde ziehn Seit Menschen Zäune um die Höfe bauen und Menschen blieben, wo sie die Scholle band. |
1. Sprecher: | Und stünde dieses Recht
nirgends geschrieben es gälte doch! |
2. Sprecher: | Und stünden Tausende
dagegen auf. Es gälte doch! |
3. Sprecher: | Und schlösse man
Verträge um Verträge. Das Recht auf Heimat löschte keiner aus! |
Sprecher aus dem Hintergrund: | |
Gott senkte in die Herzen aller Menschen
die Liebe zu dem Land, das sie gebar, zu Haus und Acker, Wald und Berg und Heide – und diese Liebe ist bis heute wahr, Und Gott gab allen Menschen ihren G1auben, und wollte, daß er alle Zeit besteht. Wir tragen diesen Glauben in das Heute und wissen, daß er niemals untergeht. Und göttlich ist der Menschen Mut zur Treue seit der Urväter Tagen bis ins Jetzt. Sie überstand die Stürme aller Zeiten: Und diese Treue steht zuerst - zuletzt. | |
Musik: | Die Treue steht zuerst, zuletzt.
(Chor und Instrumente) oder Herr, gib uns Frieden |
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