Werkarbeiten mit Jungmädeln

Die meisten Menschen winken ab, wenn sie das Wort Werkarbeit hören und sagen: „Das kann ich sowieso nicht!”

Diese Einstellung allein könnte uns schon beweisen, wie nötig wir die Werkarbeit nicht allein als Selbstzweck, sondern als Erziehungsmittel haben.

Wer es noch nicht selbst erlebt hat, weiß gar nicht, wieviel Freude es macht, aus einem schönen -- keineswegs kostbaren -- Werkstoff unter seinen eigenen Händen einen neuen Gegenstand entstehen zu sehen.

Seitdem die Maschine die Handarbeit mehr und mehr verdrängt hat, müssen die meisten Menschen diese Freude am eigenen Schaffen und Gestalten entbehren. Wir wollen in unseren Gruppen versuchen, diese Freude wieder zu wecken.

Durch den Umgang mit verschiedenen Werkstoffen wird das Gefühl für das Material und dessen richtige Verarbeitung geweckt. Wer zum Beispiel mit Holz umgehen kann, wird auch ein schlechtes Möbelstück von einem guten unterscheiden können und sich beim Einkauf nicht übers Ohr hauen lassen. Werkarbeit führt zur Achtung vor dem Handwerk, zu gesunder Wohngesinnung und bei Kenntnis der eigenen Grenzen auch zur Erleichterung der Berufswahl, soweit es das Handwerk anbelangt. Sie fördert die schöpferischen Kräfte im Menschen, hebt das Selbstvertrauen, löst innere Schwierigkeiten und Verkrampfungen und trägt sehr zur Gemeinschaftsbildung in einer Gruppe bei.


Welche Werkgesetze müssen wir beachten?

Jeder Werkstoff hat seine besonderen Eigenarten, auf die wir eingehen müssen. Wenn uns eine Arbeit nicht gelingt, so liegt es oft daran, daß die Eigenart des Materials noch nicht genug bekannt war oder wir sie absichtlich nicht beachtet haben.
Wir müssen also aufpassen, nach welcher Seite sich z.B. der Stoff dehnt oder das Holz wirft.

Noch eins müssen wir uns für alle Arbeiten merken: ein Werkstoff soll nichts anderes vortäuschen, als er wirklich ist. Wenn Papier wie Holz oder Fichte wie Mahagoni aussehen soll, so wirkt das immer lächerlich. Die Form muß sich nach dem Verwendungszweck des Gegenstandes und nach dem Werkstoff richten. Wenn das nicht beachtet wird, entstehen gezwungene, verkrampfte Formen. So werden wir zum Beispiel weichen Bast und Stroh nicht in eckige Formen zwingen, aus kariertem oder gestreiftem Stoff keine runde Tischdecke machen.

Manchmal wirkt ein Gegenstand allein schon durch seine Form, sodaß wir auf den Schmuck ruhig verzichten können. Also beim Anbringen von Schmuck vorsichtig und zurückhaltend sein und genau wissen, wann es genug ist. Der Schmuck muß sich der Form harmonisch anpassen und unterordnen.

Wer noch kein ausgeprägtes Farbgefühl hat, sollte sich erst einmal auf wenige und klare Farben beschränken. Am besten, man probiert erst einmal mit Garn Farbzusammenstellungen aus.

Bei gleich starken Farben, z.B. rot, grün und weiß, darf nur eine vorherrschen. Also nicht alle drei in der gleichen Menge verwenden. Mit rot gemischte Farben wirken warm, mit blau gemischte dagegen kalt. Wir werden wohl meistens die warmen bevorzugen.

Dies alles müssen wir beachten, um eine gute Werkarbeit zustande zu bringen. All diese handwerklichen Grundlagen sind aber nichts ohne die schöpferische Phantasie, Geduld und Hingabe an die Arbeit. Wir müssen auch mit dem Herzen dabei sein!


Werkarbeiten für die Jungmädel

Stricken:
Socken, Mützen, Handschuhe.

Sticken:
Schürzen, Buchhüllen.

Nähen:
Puppenkleider, Beutel und Säckchen für den Rucksack.

Flechten:
mit Binsen; Bast, Stroh, Maisblättern: Körbchen, Tiere, Blumenübertöpfe.

Formweben aus Bast:
Untersätze und Tischmatten.

Leder:
Schlüsseltaschen, Füllermäppchen.

Papier:
Faltarbeiten, Scherenschnitte, Schattentheater.

Holzarbeiten:
Kerbschnittstäbe für Apfelpyramiden, kleines Spielzeug aus Astholz und Garnrollen, Bauklötze.

Tischschmuck:
aus Naturmaterial (Eicheln, Kastanien, Zapfen).

Modellieren:
mit Ton oder Plastelin.

Festschmuck:
Flecht- und Faltsterne aus Papier, Strohsterne, Unruhen, Laternen, Kerzenhalter, Apfelmännchen, Pflaumenkerle (Weihnachten), Masken und Mützen, Tischkarten (Fasching), bemalte, geätzte, gekratzte Eier (Ostern).


Arbeitsunterlagen für Werkarbeit

Werkbuch für Mädchen von Ruth Zechlin, DM 15.50 (Otto Maier Verlag-Ravensburg)

Werkbücher der Werkgemeinde aus dem Bärenreiterverlag Kassel:

Werkbogen aus dem gleichen Verlag: DM -,4o bis DM -,80 (für die Gruppenarbeit sehr gut zu gebrauchen.)
Man kann sich die ganze Mappe schicken lassen und aussuchen, was man braucht.



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