Zum Werken ist ein geeigneter Raum eine dringende Voraussetzung. Er soll groß genug sein, dass sich
die Jungen nicht dauernd gegenseitig im Wege sind. Wenn sich das in Heim nicht machen lässt, findet
sich vielleicht eine Werkstatt in einem alten Gebäude, die wir uns mit geringen Mitteln etwas ausbauen
können. Auch in den Werkstätten der Handwerkerväter bietet sich manchmal eine Möglichkeit.
Wie überall, so gilt auch hier, dass wir doppelt aufpassen müssen, wenn wir irgendwo zu Gast
sind.
Das Werkzeug ist eine zweite, wenn auch kaum halb so große Schwierigkeit.
Halb so schwierig deshalb, weil es bei unserer Werkarbeit weniger auf technische Vollendung und
eine allen Ansprüchen genügende Vollkommenheit ankommt als vielmehr darauf, dass unsere Jungen lernen,
mit den gebräuchlichsten Werkstoffen (Papier, Holz, Pappe, Metall) umzugehen, ihre Eigenheiten
kennenzulernen und zu einer materialgerechten Arbeitsweise zu finden.
Schön wäre es, wenn sich die Gruppe nach und nach einen Werkzeugschrank anschaffen könnte. Dabei brauchen nur die Werkzeuge gekauft werden. Den Behälter können wir uns schon selber zimmern.
Überhaupt kommt es bei unserer Werkarbeit nicht so sehr darauf an, dass der oder jener einzelne
große Leistungen vollbringt. Die Gruppe soll arbeiten. Die Gemeinschaftsarbeit ist das Wichtigere.
Immer wieder werden wir feststellen, dass einer oder der andere besondere Begabung für diese
Sparte unserer Arbeit mitbringt. Dem können wir dann größere Aufgaben stellen. Sollte es sich aber
zeigen, dass andere nicht so begabt dafür sind, wollen wir diese besonders fördern und ihnen immer
wieder an die Hand gehen.
Keinem aber sollten wir die Lust an der manuellen Arbeit nehmen, indem wir seine Arbeit bespötteln
oder in mitleidigem Tone erklären, er solle lieber die Finger davon lassen.
Was bastelt nun die Gruppe?
Vor allen werden wir uns verschiedene Gebrauchsgegenstände für unsere Arbeit im Freien während der
Wintermonate anfertigen. Schnitzen von Zeltheringen, Spleißen von Zeltleinen, Geräteständer und
ähnliche Dinge bieten genug Beschäftigungsmöglichkeiten.
Auch Fahrradflicken und Skipflege können wir in den Werkplan aufnehmen.
Darüber hinaus werden wir uns mit Basteleien zu den Festen befassen, Weihnachtsschmuck,
Tischschmuck, Osterbasteleien usw. geben viele Möglichkeiten und geben auch Raum für eine gewisse
Geschmacksbildung, die bei den Jungen ebenso notwendig ist, wie bei den Mädeln.
Wenn wir dann etwas weiter fortgeschritten sind, können wir uns an schwierigere Dinge wagen.
Vom Bau eines Papierdrachens bis zum Segelflugmodellbau, vom Schnitzen eines Rindenschiffchens bis
zum Bau eines Paddelbootes reicht die Spannweite des Werkens.
Dazwischen liegen natürlich unendlich viele Dinge, die wir uns bauen und an denen wir uns freuen
können.
Dabei ist es durchaus nicht unbedingt erforderlich, dass sich die ganze Gruppe mit demselben
befasst. Arbeitskreise werden sich bilden, von denen sich jeder ein Spezialgebiet sucht und es auf
diesem Gebiet ganz besonders weit bringt.
Fotografieren, Morsen, Modellbau usw. sind nur einige dieser speziellen Möglichkeiten.
Dass beim Werken besondere Disziplin herrschen muss, versteht sich am Rande.
Der Umgang mit scharfen oder spitzen Gegenständen birgt allerlei Gefahren in sich, die nur durch
eine disziplinierte Ha1tung des einzelnen ausgeschaltet werden können. Wir brauchen das dem Jungen
bloß in entsprechender Form klarmachen, aber bitte noch bevor etwas passiert ist!!
Als Ziel des Werkunterrichtes könnte etwas gelten:
Der Junge soll einmal die gebräuchlichsten Werkstoffe und ihre materialbedingten Eigenheiten
kennen und zum andern mit den dazu notwendigen Werkzeugen umgehen lernen.
Er soll soweit kommen, dass er nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Handwerker braucht und
vielleicht sogar in der Lage sein, sich den und jenen Gebrauchsgegenstand selber anzufertigen.
Ähnlich wie mit dem Werken verhält es sich mit dem
Viele unserer Jungen zeichnen aus Veranlagung. Andere wissen sich mit dem Bleistift kaum zu helfen.
Es wird also nötig sein, ihnen auch dazu einige Anleitungen zu geben.
Etwas zeichnen lernt jeder in der Schule. Es hängt aber dort auch von dem zeichnerischen Können
des Lehrers ab, was er lernt.
Wir können ihm viel dabei helfen und so nebenbei unser Gruppenbuch besser ausgestalten. Manches Mal
hilft der Stift, wenn das Wort nicht ausreicht.
Wir sollten uns also auch mit dem Zeichnen in der Gruppe befassen, ohne dabei gleich alle unsere
Jungen zu Kunstmalern ausbilden zu wollen.
Eines aber sollte jede Gruppe in Laufe der Zeit selber basteln und ausgestalten. Und das ist das
Gruppenbuch.
Freilich man kann sich oft schon für wenig Geld eins kaufen. Man kann es mit Fotos vollstopfen und
sich damit zufrieden geben.
Mehr Freude aber macht auf jeden Fall das selbstangelegte, das nicht nur Fotos, sondern auch
Zeichnungen, Berichte, selbstgeschriebene Liedertexte und ähnliches enthält.
Das Gruppenbuch ist das Buch der Gruppe! Nicht einer allein soll es ausgestalten, alle sollen ihr
Bestes dazu beitragen, es wirklich schön und wertvoll werden zu lassen.
Den Einbanddeckel machen wir aus Kleisterpapier, das wir selber hergestellt haben oder aus Pappe,
die wir mit einem sauberen weißen oder grauen Papier bekleben und dann bemalen. Die Blätter werden
nicht eingeheftet, sondern bleiben lose, damit wir sie gelegentlich zu besonderen Zwecken verwenden
können. Das Buch wird laufend ergänzt.
Jede Unternehmung der Gruppe, jede Fahrt, jedes Lager, jeder besonders gelungene Heimabend findet
seinen Niederschlag im Gruppenbuch. So wird es lebendig und zeigt das Leben der Gruppe so wie es
wirklich war.
Werken macht immer Freude.
Deshalb wollen wir es in unsere Arbeit aufnehmen und ihm einen gebührenden Platz einräumen.
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