Fest und Feier in der Kindergruppe

Es ist ganz selbstverständlich, dass wir schon in der Kindergruppe die Feste des Jahres in besonders feierlicher Form begehen.
Ebenso selbstverständlich muss es werden, dass wir dabei das kindliche Fassungsvermögen in Betracht ziehen und daran denken, dass es hier vor allem anderen darum geht, Erlebnisse zu schaffen.

Das wird uns nicht gelingen, wenn wir uns nicht endlich von der Veranstaltungssucht freimachen.
Wir wollen gestalten und nicht veranstalten, wir wollen unsere Feste für uns feiern und nicht für andere eine Art Theatertruppe spielen.
Damit ist natürlich nicht gesagt, dass wir nicht die Eltern zu uns einladen. Wir werden uns um die Eltern im Gegenteil sehr bemühen, nur eben in unserer Form.
Die Eltern nehmen an unseren Festen teil. Wir führen auch bei solchen Gelegenheiten keinen Zirkus vor, sondern zeigen ihnen wie wir in der Gemeinschaft der Gruppe feiern.

Damit erreichen wir, dass einmal die Kinder mit einem echten Erlebnis, also mit einem Erlebnis, das nicht schon hundert Proben schal werden ließen, nach Hause gehen. Zum anderen erreichen wir, dass die Mütter in unserem Kreis eine sehr nette Stunde haben.

Vor einem aber sei hier besonders gewarnt:
Wir wollen alles vermeiden, was zur Züchtung des Kinderstars führen könnte. Das geht schneller, als wir denken. Und es führt darin zu jenen nicht gerade schönen Einbildungen dieser besonders gehätschelten Kinder.
Gerade bei den allgemein üblichen Krippenspielen in der Weihnachtszeit, um nur ein Beispiel herauszugreifen, wird hier oft in einem Maße gesündigt, das wirklich kaum noch zu verantworten ist.

Und noch etwas anderes wollen wir bei der Gestaltung unserer Feste bedenken.
Wir wollen uns von der Kindergruppe an daran gewöhnen, zu gewissen Zeiten etwas Bestimmtes zu tun.
Sei es die Märchenstunde in der Vorweihnachtszeit, das Ostermontagsingen, die Sonnenwende oder der Erntedank -- wir wollen versuchen, uns zunächst ein Gruppenbrauchtum zu schaffen, das nach und nach selbstverständlich wird und später dann, nämlich wenn unsere Kleinen groß geworden sind -- vielleicht auch in der Familie wirksam und damit zu echtem, lebendigem Brauchtum wird.
Alles im Volk Wurzelnde, Echte wird immer einfach sein.
Darum wollen wir uns größter Einfachheit befleißigen.
Wir können es, ohne wirklich auf etwas verzichten zu müssen. Denn der Verzicht auf große Theatervorstellungen und viel Pomp und Trara ist ja kein Verzicht und sollte uns deshalb nicht schwerfallen. Dieser Verzicht ist nur der Verzicht auf Hilfsmittel, die aus einer Zeit stammen, in der man die echte Verbindung und das Wissen um den Sinn unserer Feste schon verloren hatte.
Wir wollen wieder zu diesem Sinn zurückfinden.
Uns sollen die Feste des Jahres wirkliche und echte Feiertage werden, Tage also in denen wir nicht nur singen und jubeln, sondern Tage, in denen wir uns auch einmal auf uns und unsere Art besinnen und aus dieser Besinnung heraus feiern.

Wenn wir mit solchen Voraussetzungen an die Gestaltung der Feste und Feiern gehen, werden wir das, was wir erreichen wollen, auch auf alle Fälle erreichen.
Wir brauchen dann bald keine der Weihnachtsfeiern alter Art mit Christbaum Festreden und Bescherung mehr, sondern werden in unserem Kreis zum echten Erleben kommen.
Wir erweisen damit unseren Kleinen wahrlich einen besseren Dienst als wenn wir sie weiterhin zu Feiern in einen Saal bestellen, zu dem sie keine innere Beziehung haben, wenn wir Reden über sie hinreden die sie nicht verstehen und wenn wir ihnen einen Weihnachtsmann erscheinen lassen der im entscheidenden Moment den Bart verliert.
Selbst wenn nichts anderes passiert nehmen wir den Kindern durch Feiern solcher Art die allerletzten Illusionen und damit ein wesentliches Stück des Kindseins. Wir müssten aber trachten, ihnen das Kindsein möglichst lange zu erhalten.
Darum wollen wir auf eine uns gemäße Art nicht nur Weihnachten sondern alle unsere Feste feiern und sie in der Feier erleben.

Dazu gehört natürlich, dass die Leiterin einer Kindergruppe um den Sinn unserer Feste weiß und ihn in einem, den Kindern entsprechenden Maße deuten kann.
Besser als Proben für irgendwelche Theatervorstellungen ist deshalb, wenn sich die Kindergruppenleiterin hinsetzt und ihre Gruppenstunden schon in einer festlichen Form vorbereitet:
Die Stunde der eigentlichen Feier ist dann nur die Krönung der Arbeit vorher. Sie wächst aus dem Können, das die vorhergehenden Stunden ohne Proben vermittelt haben und bekommt ihre Besonderheit durch Raumschmuck, Kleidung, Tischschmuck und die zu Gast geladenen Mütter.
Damit ist die richtige Stimmung geschaffen. Das Erlebnis kommt dann von selbst.

Zusammenfassend sei also nochmals betont, dass die Gestaltung unserer Feste und Feiern in der Kindergruppe Erlebnisse vermitteln und zur Schaffung eines Gruppenbrauchtums beitragen soll, das später in den Familien wirksam wird.



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