Fest und Feier in der Jungengruppe (10 - 14 Jahre)

Auch in der Jungengruppe wollen wir unsere Feste und Feiern entsprechend gestalten.
Wir haben zwar hier noch nicht alle Mittel, um zu einer bis ins Letzte ausgefeilten und durchgestalteten Feier zu kommen.
Wir haben aber dafür etwas anderes:
Wir haben eine Gemeinschaft erlebniswilliger und erlebnisfähiger junger Menschen.

Und hier wollen wir anknüpfen.
Unsere Feste und Feiern sollen zu echten und tiefen Erlebnissen werden.
Sie sollen wie Marksteine im Leben der Gruppe stehen.
Sie sollen in dem Jungen das Gefühl für Echtes, wirklich Gutes und Tiefes wecken.
Und sie sollen ihn hie und da einmal still werden lassen.

Freilich -- es wäre etwas viel, es wäre sogar zuviel verlangt, wenn wir hier schon von Besinnung auf sich selbst oder Ähnlichem sprechen wollten.
Zehnjährige Jungen leben sich selber mit jedem Atemzug. Sie sind ihrer selbst sicher aus dem Instinkt heraus sicher, dass mancher Erwachsene sie darum beneiden kann:
Wir müssen deshalb die Gestaltung darauf abstellen, dass sie sich einmal auch auf etwas anderes besinnen.

Das ist nicht ganz leicht.
Die Jungen haben Kindergläubigkeit der Kinderjahre hinter sich gelassen. Weihnachtsmann und Osterhase, um nur zwei für die Kindergruppe sehr wesentliche Dinge zu nennen, entlocken ihnen höchstens ein Lächeln oder wecken die Lust zu einem tollen Streich.
Sie denken real, sie sind viel zu objektive Beobachter, als dass man ihnen noch etwas vorzaubern könnte, ohne dass es fauler Zauber werden würde.

Wir wollen daran denken, wenn wir mit ihnen und für sie gestalten werden.
Realitäten wollen sie. Gut sollen sie haben.
Wir werden ihnen -- natürlich in entsprechender Form -- von Sinn und Ursprung unserer Feste erzählen. Dabei muss nicht unbedingt Porzellan zerschlagen werden. Wir werden diese Berichte durch Lesungen und Geschichten farbig gestalten. An solchen ist ja Gottseidank kein Mangel. Aus diesen Vorbereitungsstunden müssen dann ganz von selber die Dinge wachsen, die wir zur Gestaltung brauchen. Wir lernen entsprechende Lieder, wir kommen zu dem und jenem Gedicht und so ohne eine einzige Probe zu einer ganz echten Feierstunde.

Diese selbst kündigen wir nicht groß an.
Wir können zwar kurz darauf hinweisen, brauchen aber gar keine großen Worte mehr darum machen, weil die Jungen das alles ja schon wissen.
Jungengruppen eignen sich nicht dazu, Feiern für andere auszugestalten und noch weniger dazu, als Zuschauer dabei zu sitzen, wenn andere für sie gestalten. Dem einen stehen die Hemmungen entgegen, die sie vor einem großen Forum haben, dem anderen widersetzt sich ihr Tätigkeitsdrang.
Wenn wir ihnen also ein echtes Erlebnis vermitteln wollen, muss die Gruppe für die Gruppe‚ d.h. für sich selbst gestalten.

Wir werden also mit unseren Jungen alleine bleiben.
Wir brauchen keine Zuschauer in unseren schönsten, weil stillsten Stunden. Schon deshalb nicht, weil sie mit Zuschauern niemals so werden können, wie sie alleine werden.
Nach Möglichkeit gehen wir ins Freie.
Schon den Platz, an dem die Feier stattfinden soll, suchen sie sich selber aus. Alles, was wir benötigen und das ist in den allermeisten Fällen nur ein Feuer, bereiten sie selber vor.
Wenn wir dem Ganzen noch einen gewissen Schimmer von Einmaligkeit geben, kommen sie dadurch in eine richtig festliche Stimmung.

Der Gruppenführer holt die Zustimmung der Eltern ein.
Er überprüft auch, ob alles getan worden ist, und korrigiert eventuelle Fehler, ehe sie Unheil anrichten können: Denkt daran -- an einem nicht anbrennenden Streichholz sind schon ganze Sonnwendfeiern gescheitert!
Falls solche Korrekturen notwendig sind, werden sie ohne großes Aufheben durchgeführt.

Am Abend finden wir uns dann zusammen.
Wir werden nicht gleich an das Feuer stürzen und zu fünft versuchen es in Gang zu bringen. Wir werden uns erst einmal schweigend um den Holzstoß, der gar nicht riesig zu sein braucht, versammeln. Das Anzündendürfen ist eine Auszeichnung für die beiden Besten der Gruppe!
Dann brennt also das Feuer. Auch das lassen wir wirken.
Erst dann singen wir ein Lied, lesen ein oder zwei Gedichte, bringen dazwischen eine sehr sorgfältig ausgewählte Lesung und erst am Ende soll der Gruppenführer ein paar Worte sagen.
Was er dort zu sagen hat, und wie er es sagt, kann ihm niemand vorschreiben. Wenn er es selber nicht weiß, soll er lieber schweigen.
Nach dem Schlusslied, das bei Jungen immer irgendwie bekenntnishaft sein soll, stürmen wir nicht auseinander.

Wenn die Feierstunde richtig war, dann bleiben sie von alleine sitzen.
Wir lassen das Feuer herunterbrennen und gehen dann schweigend nach Hause.

"Genügt das wirklich?" werdet ihr fragen.
Ja -- es genügt.
Solche Stunden werden zu echten Erlebnissen.
Sie vereinigen alles, was der Junge braucht, in der ihm am nächsten liegenden Form.
Der Junge dieser Altersstufe lebt wie nie vorher oder nachher sein eigenes, ganz seinem Wesen folgendes Leben oder will es zumindest tun. Gibt man ihm die Möglichkeit dazu nicht, dann rebelliert er und wird zum Schrecken seiner Umgebung.
Zu diesem Leben gehört -- so unwahrscheinlich das auch klingen mag -- auch hie und da eine stille Stunde.
Sie wächst aus der Jungengemeinschaft und wird nur dort richtig erlebt.
Sie verkriecht sich hinter dem Lausbuben, wenn Zuschauer dabei sind. Denn kein Junge zeigt vor anderen, -- seien es kleine Kinder oder Erwachsene -- gern, dass ihn irgend etwas ergreift.
Er unterdrückt diese Regung sofort, wenn er nicht allein oder in einem Kreise ist, von dem er annehmen kann, dass ihm keiner diese Ergriffenheit irgendwann einmal als kindisch oder weich vorwerfen wird.
Sie wollen so gerne hart sein, unsere Buben, und sind doch der Härte noch nicht ganz gewachsen. Darum ist die Gruppe vielleicht der einzige Rahmen, der sie Feiern wirklich erleben lässt.

Daraus erwächst uns eine ungeheure Aufgabe, derer sich jeder bewusst sein muss, der für unsere Jungen gestaltet.
Auch das Wissen darum, dass solche Erlebnisse lange nachwirken und oft bestimmend für seinen Maßstab sind, ist keine Beruhigung sondern noch mehr Verpflichtung.

Deshalb wollen wir unsere Feste und Feiern entsprechend gestalten.
So gestalten, dass sie zu einem großen Erlebnis werden, schlicht, einfach und damit echt und unseren Jungen gemäß.
Dann braucht uns um den Erfolg nicht bange sein.



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