Spiel und Sport in der Mädchengruppe

Der Sport bildet ein unentbehrliches Mittel der Gesamterziehung. Es ist aber nicht so, daß er nur ein Gegengewicht gegen die geistige Ausbildung bildet, vielmehr vermag er es, Körper, Geist und Charakter in gleicher Weise zu schulen, denn er dient nicht nur der Gesunderhaltung und Kräftigung des Körpers, sondern erzieht auch zur Unerschrockenheit, Entschlusskraft, Selbstzucht und zum Kameradschaftsgeist.
Gesunde kraftvolle und entschlussfreudige Menschen sind es, die wir zur Wiederbesiedlung des Sudetenlandes brauchen Es muss deshalb unser Bestreben sein wenigstens ein- bis zweimal im Monat unsere Mädel zum Sport zusammenzuholen.

Dabei müssen wir auf das Alter Rücksicht nehmen. 14 - 18 jährige Mädel haben die körperliche Reifezeit meist überwunden, wir können also erhöhte Anforderungen an sie stellen. Dazu kommt die Freude an der eigenen Leistung und am gegenseitigen Messen ihrer Kräfte Das heißt aber nicht, dass wir unsere Aufgabe darin sehen sollen, Kanonen auszubilden. Wir müssen uns darauf beschränken, bei allen die Freude an der Leibeserziehung zu wecken.


Leibeserziehung im Winter

Die Turnhallenverhältnisse in Westdeutschland sind leider selbst in Großstädten katastrophal. Nur wenige Gruppen werden deshalb in der Lage sein, regelmäßige Turnstunden abzuhalten. Im Mittelpunkt unserer sportlichen Winterarbeit müssen Gymnastik und Geräteturnen stehen!

Geräteturnen: Sollte euch jemand einzureden versuchen, Geräte wären für Mädel nur dazu da, um sie als Hindernisse zu benutzen, dann dürft ihr ihn ruhig auslachen. Maßvoll betriebenes Geräteturnen ist weder unweiblich noch schadet es dem Organismus.

Die Gymnastik kommt dem nun langsam erwachenden musischen Gefühl entgegen Sie sollte nie ohne Musikbegleitung zumindest mit Tamburin ausgeführt werden. Dazu gehören auch die Mädeltänze. Beides kann allerdings auch im Sommer durchgeführt werden.

Und was machen die, die keine Turnhalle haben?
In Kleinstädten und Dörfern lässt sich diese Frage leicht lösen. Eine Schneeballschlacht ist nicht zu verachten, wenn Berge vorhanden sind wird gerodelt und Ski gelaufen.
Den armen Großstädtern kann ich nur den guten Rat geben, benutzt die Sonntage ausgiebig für Winterspaziergänge und besucht eifrig eure nächstgelegenen Hallenbäder und Eisbahnen.


Leibeserziehung im Sommer

Der Sommer ist die Zeit der Leichtathletik und der Spiele. Hier müssen aber wirklich alle Gruppen einen monatlichen Sportabend abhalten können. Ihr habt keine Geräte? Zum Laufen hat der liebe Gott euch die Beine anwachsen lassen, mit Händen kann man werfen und kugelstoßen. Beim Springen ist die Sache allerdings schwieriger. Aber vielleicht könnt ihr euch Sägespäne organisieren, wenn ihr an Sand nicht herankommt. Und die Sprungständer bastelt euch eure Jungengruppe.


Spiele:

Den Völkerball wollen wir einmal ein bisschen vom Programm absetzen. Wie wäre es denn, wenn ihr es einmal mit Faust- oder Handball versuchtet?


Schwimmen:

Wir sollten unseren Ehrgeiz darein setzen, dass jede von uns schwimmen lernt. Das wird wohl überall möglich sein. Vielleicht könnt ihr einen Massenschwimmkursus veranstalten. Im Dutzend ist alles billiger.


Die Kleidung:

Wir sollten darauf sehen, dass alle Mädel sich mit der Zeit vorschriftsmäßiges Turnzeug (weißes Olympiahemd, schwarze Turnhose) zulegen. Im Kleid sollte keinesfalls geturnt, auch nicht gespielt werden.


Die Aufgabe der Führerin:

Es ist klar, dass nicht jede Führerin eine große Sportlerin sein kann, obwohl sie es eigentlich sein sollte. Ihr müsst eine gute Turnerin aus euerer Schar als Sportwartin heranziehen. Trotzdem tragt ihr aber die Verantwortung für die Durchführung.

Die Übungsstunde soll so aufgebaut sein, dass am Beginn Lauf- und Lockerungsübungen stehen. Dann folgt die Körperschule, deren Übungen so vorgenommen werden sollten, dass sie den Körper planmäßig von oben nach unten durchüben oder umgekehrt.

Je nach Jahreszeit folgen dann Geräteturnen oder Leichtathletik. Auch die Gymnastikstunde muß mit Laufübungen beginnen. Am Ende stehen Spiele, Staffeln oder Mädeltänze. Wir wollen in diesen Stunden zwar möglichst alles Kommandieren vermeiden, aber wir werden trotzdem kurze und bestimmte Anordnungen geben müssen.

Beim Sport habt ihr es auch in der Hand, die Mädel zur hygienischen Lebenshaltung hinzuführen. Verschwitzt und verschmutzt werden sie es nur als Wohltat empfinden sich von oben bis unten zu waschen.

Noch eine Frage taucht auf: Dürfen Mädel wahrend der kritischen Tage Sport treiben? Die Ärzte sind sich darüber selbst nicht ganz einig. Es kommt dabei wohl auf das körperliche Befinden jeder einzelnen an. Ganz allgemein und aus Erfahrung kann gesagt werden, es schadet nichts, wenn Überanstrengung und solche Übungen vermieden werden, die mit Sprüngen verbunden sind. So werden es die Mädel auch lernen diese Tage als etwas ganz Natürliches zu betrachten. Schließlich nehmen auch später weder Beruf noch Haushalt darauf Rücksicht.

Gerade auf dem Gebiete des Turnens haben wir, die Sudetendeutsche Jugend, eine große Tradition zu wahren. Unser Leitsatz sei der, der über den Eingängen vieler Turnhallen des Sudetenlandes stand: Sorge, dass ein gesunder Geist auch in einem gesunden Körper wohne!



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