Leibeserziehung in der Jungmädelgruppe

Die Leibeserziehung bildet nicht nur den Körper aus, sondern erfaßt den ganzen Menschen. Auch Geist und Charakter werden durch sie geschult. Beim Sport lernt das Mädel seinen Körper zu beherrschen, sodaß es bald jede Ängstlichkeit verliert. Spiele bilden ihren Kameradschaftsgeist aus und erziehen sie zu schneller Entschlußkraft. Gesunde, kraftvolle und entschlußfreudige Menschen sind es, die wir zur Wiederbesiedlung des Sudetenlandes brauchen. Wir müssen deshalb danach trachten, unsere Jungmädel 1 bis 2 Mal im Monat zum Sport zusammenzuholen.

Dabei müssen wir auf das Alter Rücksicht nehmen. Elf- bis vierzehnjährige Mädel stehen in der Pubertätszeit. Das bedeutet Schonzeit. Das Mädel weiß nicht wohin mit ihren plötzlich zu lang gewordenen Gliedern, es benimmt sich linkisch. Das ist nicht die Zeit, von ihr schwierige Bewegungskunststücke oder Dauer- und Kraftleistungen zu verlangen. Einfache Bewegungsformen, Schwimmen, Laufen, Springen und Werfen in spielerischer Form entsprechen am meisten der seelischen Lage dieser Altersstufe. Ihre sichere Beherrschung hilft am schnellsten die innere Unsicherheit überwinden, und das erschütterte Zutrauen zu sich selbst wiederzugewinnen. Vor allem muß es uns darauf ankommen, die Freude am Sport zu wecken.


Leibeserziehung im Winter

Die Turnhallenverhältnisse in Westdeutschland sind leider selbst in Großstädten katastrophal. Nur wenige Gruppen werden deshalb in der Lage sein, regelmäßige Turnstunden abzuhalten. Im Mittelpunkt unserer sportlichen Winterarbeit wird das Geräteturnen stehen. Der Altersstufe entsprechend werden wir sie zumeist als Hindernisse benutzen. Nur mit den älteren Jungmädeln können wir schon einfache Schwung- und Stützübungen durchführen. Mit ihnen können wir auch schon die einfachen Grundformen der Gymnastik: Federn, Schwingen, rhythmisches Laufen und Springen üben. Sie sollen aber nie ohne Musikbegleitung ausgeführt werden. Auch Jungmädeltänze wollen wir mit ihnen tanzen. Ausgesprochene Volkstänze überlassen wir aber lieber den Älteren.

Und was machen die, die keine Turnhalle haben? In Kleinstädten und auf dem Dorf ist diese Frage leicht gelöst. Eine Schneeballschlacht ist nicht zu verachten, wenn Berge vorhanden sind, wird gerodelt und Ski gelaufen. Den armen Großstädtern kann ich nur den guten Rat geben, benutzt die Sonntage zu Tagesfahrten und besucht eifrig euere nächstgelegenen Hallenbäder und Eisbahnen.


Leibeserziehung im Sommer

Der Sommer ist die Zeit der Leichtathletik und der Spiele. Jetzt müssen aber alle Gruppen einen monatlichen Sportabend abhalten können. Eine Sandgrube, ein Abhang, eine Wiese, ein Bach Zäune, Hohlwege, Holzlagerplätze bieten genügend Übungsmöglichkeiten. Geräte braucht ihr keine, denn der liebe Gott hat euch zum Laufen und Springen die Beine wachsen lassen, -- mit Steinen kann man werfen.

Spiele: Wir wollen versuchen, nicht immer nur Völkerball zu spielen. In den unten aufgeführten Büchern findet ihr sehr nette andere Ball-, Laufspiele und Staffeln.

Wir sollten unseren Ehrgeiz darein setzen, daß alle Mädel der Gruppe schwimmen können. Ihr als Führerinnen solltet darüber hinaus noch den Grundschein der Lebensrettungsgesellschaft erwerben.

Die Kleidung: Wir sollten darauf sehen, daß sich alle Jungmädel mit der Zeit vorschriftsmäßiges Turnzeug (weißes Olympiahemd, schwarze Hose) zulegen. Im Kleid sollte keinesfalls geturnt, auch nicht gespielt werden.


Die Aufgabe der Führerin

Es ist klar, daß nicht jede Führerin eine große Sportlerin sein kann, obwohl sie es eigentlich sein sollte. Zieht euch deshalb eines der älteren Jungmädel zu euerer Hilfe heran. Ihr selbst tragt aber immer die Verantwortung für die Durchführung der Turnstunde.

Die Übungsstunden sollen so aufgebaut sein, daß am Beginn Lauf- und Lockerungsübungen stehen. Dann folgt die Körperschule, deren Übungen so vorgenommen werden sollten, daß sie den Körper planmäßig von unten nach oben oder umgekehrt durchüben. Je nach Jahreszeit folgen Geräteturnen oder Leichtathletik. Am Ende stehen Spiele, Staffeln oder Jungmädeltänze.

Wir wollen zwar möglichst alles Kommandieren vermeiden, aber wir werden trotzdem kurze und bestimmte Anordnungen geben müssen.

Beim Sport habt ihr auch eine gute Gelegenheit, euere Jungmädel zur hygienischen Lebenshaltung hinzuführen. Verschwitzt und verschmutzt werden sie es nur als eine Wohltat empfinden, sich von oben bis unten zu waschen.

Bei den älteren Jungmädeln wird bald eine Frage auftauchen: Dürfen wir während der kritischen Tage Sport treiben? Die Ärzte sind sich darüber selbst nicht ganz einig. Es kommt dabei wohl auf das körperliche Wohlbefinden jeder einzelnen an. Ganz allgemein und aus Erfahrung kann gesagt werden, es schadet nichts, wenn Überanstrengungen und solche Übungen vermieden werden, die mit Sprüngen verbunden sind. Auch vom psychologischen Standpunkt aus kann es nur von Vorteil sein, wenn es die Mädel lernen, diese Tage als etwas ganz natürliches zu betrachten, das aus ihrem Leben von nun an nicht mehr wegzudenken ist.

Ein gesunder Geist kann nur in einem gesunden Körper wohnen, das hat schon Fr. L. Jahn gewußt. Dieser Satz stand aber auch über den Eingängen vieler Turnhallen des Sudetenlandes, die in jeder größeren Gemeinde ihren Platz hatten. Gerade auf dem Gebiet des Turnens haben wir, die Sudetendeutsche Jugend, eine große Tradition zu wahren.



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