Die Leibeserziehung unserer Jungen

Körperliche Erziehung ist ein fester Bestandteil jeder Erziehungsarbeit. Wir haben also auch auf diesem Gebiet etwas zu tun.

Es seien hier einige Dinge vorausgeschickt.
Für manche ist Turnen gleich Geräteturnen und er winkt sofort ab, wenn nur das Wort Turnen fällt. Wir haben keine Turnhalle, heißt es da, und keine Geräte. Wir können also auch nicht turnen. Andere verwechseln Leibeserziehung mit dem Spezialistensport unserer Zeit. Auch sie haben nicht ganz recht.

Zunächst einmal zu Hallen und Geräten.
Es stimmt, die Turnhallen sind rar und dort wo welche sind, lassen uns die Besitzer oft nicht hinein, wenn wir nicht Mitglieder der Vereine werden oder auch nur darauf bestehen, dass unsere Gruppen als geschlossene Riegen am Turnbetrieb teilnehmen und gelegentlich ihren eigenen Turnbetrieb machen wollen.

Aber wir haben doch überall Wiesen zum Laufen und Bodenturnen. Wir haben Gräben, über die wir springen und Bäume, die wir erklettern können. Wenn wir uns dazu nicht gerade Apfelbäume mit reifen Äpfeln aussuchen, wird niemand etwas dagegen haben. Zum Werfen und Stoßen haben wir Bälle oder Steine. Irgendwo findet sich auch eine Grube, die wir vielleicht noch etwas erweitern und mit Hilfe von Sand oder Sägespänen zu einer Sprunggrube ausbauen können. Einen Speer besitzt fast jede Gruppe und einen Hand- oder Fußball schaffen wir uns nach und nach an.
Wir sind also gar nicht auf Turnhallen und die dort aufbewahrten Geräte angewiesen.

Und nun die Sportler.
Es muss wohl einmal ein Wort zu dem heute üblichen Sportbetrieb, den man besser als Rummel bezeichnen könnte, gesagt werden.
Denkt doch nur, einmal an König Fußball. Was heute auf den Plätzen der Oberligavereine vor sich geht, hat mit Sport nur noch sehr wenig zu tun. Die Zweiundzwanzig auf dem grünen Rasen aktieren und 22.000 Zuschauer brüllen und johlen. Ob man den Fußball deshalb Volkssport nennt, weil die Masse des Volkes im Fußballtoto tippt?

Ähnlich ist es heute in fast allen Sparten des Sports. Es geht nicht mehr um körperliche Ertüchtigung, sondern um die Züchtung von Stars.

Davon wollen wir uns klar distanzieren.
Das Ziel unserer körperlichen Ertüchtigung ist nicht die massenweise Züchtung von Spitzenkönnern und darf es nie werden.
Es ist klar, dass wir besonders begabten Jungen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten weiterzubilden, sei es in unseren Gruppen, sei es wo anders.

Alle unsere Jungen aber sollen lernen, ihren Körper zu beherrschen und ihn richtig einzusetzen, wenn es darauf ankommt.
Der Mannschaftsgedanke ist uns wichtiger als der Einzelkönner, deshalb werten wir die Mannschaftsleistung höher als Einzelleistungen.
Unser Turnen soll dazu beitragen, uns gesund zu halten und leistungsfähig zu machen.
Dabei wollen wir wiederum der Dauerleistung größeren Wert beilegen als der kurzfristigen Höchstleistung. Bei unseren Wettkämpfen werden immer die Mannschaftskämpfe im Vordergrund stehen.

Einige Hinweise zur praktischen Durchführung sollen ergänzen und abschließen.

Nicht jeder Gruppenführer kann selbst das Turnen leiten. Er wird sich einen guten Turner aus der Gruppe als Sportwart heranziehen. Der Gruppenführer ist aber immer dabei.

Im Winter werden wir -- soweit das möglich ist -- unseren Jungen das Schifahren lernen. Dort wo das an Schneemangel scheitert, gibt es sicher Eisbahnen, die wir ausnutzen können.
Schneeballschlachten, Winterwanderungen und Wintergeländespiele geben uns überall genügend Raum für körperliche Betätigung.

Im Frühjahr führen wir Wald- und Geländeläufe als Mannschafts- und Einzelkämpfe durch.
Wir beginnen mit den Vorbereitungsarbeiten zur Ablegung des Leistungsabzeichens und nützen jede Gelegenheit zu turnerischen Übungen aus.

Im Sommer steht das Schwimmen an erster Stelle.
Alle unsere Jungen sollen schwimmen können, alle Führer sollten den Grundschein haben. Daneben spielen wir Völkerball, Faustball, Handball und Fußball.
Auch Schlagball sollten wir wieder spielen. Es ist eines der schönsten Ballspiele und ist, im Sudetenland noch weit verbreitet, heute fast ganz in Vergessenheit geraten.

Im Herbst machen wir als Abschlusskampf das Leistungsabzeichen.
Die Gruppe nimmt womöglich als geschlossene Riege am Turnbetrieb des örtlichen Turnvereines teil.

Es ist wohl selbstverständlich, daß jeder Junge Turnkleidung besitzt. Auf den Turnboden gehen wir nur in Turnkleidung.



    Home