Heimatpolitik in der Mädelgruppe

In der heimatpolitischen Arbeit und der auf diesem Gebiet zu lösenden Aufgabe unterscheidet sich die Sudetendeutsche Jugend von allen anderen Jugendverbänden.
Der Auftrag dazu erwächst uns aus der Zielsetzung unseres Verbandes, der ja nur dann sinnvoll ist, wenn er den Begriff Sudetenland lebendig und inhaltsvoll erhält.

Wir können bei den 14 - 18 Jährigen an die in den jüngeren Gruppen geleistete Arbeit aufbauend anschließen. Wir können darüber hinaus heute noch an eigenes Erleben der Mädel anknüpfen. Das macht die Arbeit leichter, aber keineswegs überflüssig.

Sie soll zunächst, aufbauend auf bereits geleistete Vorarbeit und die vorhandenen Erinnerungen, ein solides Wissen um das Sudetenland vermitteln. Dieses Wissen ist eine unerläßliche Voraussetzung.
Wir werden also sowohl Erdkunde als auch Geschichte betreiben müssen.
Selbstverständlich ist, daß wir das nicht rein schulmäßig mit allen unterrichtlichen Zutaten tun wollen. Trotzdem aber sollte sich auf dieser Altersstufe jedes Mädel ein Heft anlegen, in das es sich die notwendigsten Daten einträgt.
Ebenso selbstverständlich ist, daß nicht in allen Fällen die Führerin selbst diese Arbeit übernehmen kann. Wenn es der Fall ist, dann ist es die Ideallösung.
Wenn sie sich aber -- aus irgendwelchen Gründen -- nicht in der Lage fühlt, es zu tun, dann wäre es falsch, es trotzdem selbst und damit unzureichend zu machen. Es gibt in jedem Ortsverband, zumindest aber in jedem Kreis, eine dafür geeignete Persönlichkeit aus den Reihen der SL, die euch hilft oder euch die Stunden abnimmt.
Besprecht aber auf alle Fälle vorher genau mit ihnen, was getan und wie es durchgeführt werden soll. Mit trockenen Vorträgen oder schwülstiger Phrasendrescherei ist uns nämlich auch nicht gedient.

Die Landkarte ist auf dieser Altersstufe ein notwendiges Hilfsmittel.
Da wir noch keine uns entsprechenden Wandkarten zur Verfügung haben, könnt ihr euch mit Schulatlanten helfen.
Der Sudetendeutsche Atlas ist ein ganz ausgezeichnetes Werk, das trotz des verhältnismäßig hohen Preises nach und nach in alle Gruppen Eingang finden sollte. Ihr könnt euch aber auch Wandkarten selbst zeichnen.
Genau maßstabgerechte Vergrößerungen liefert der Storchschnabel, ein Zeichengerät, das man bestimmt in jeder Stadt geborgt bekommen kann.
Damit könnt ihr ohne große Mühe und vor allem ohne große zeichnerische Vorkenntnisse auch Postkartenbilder vergrößern und so das Heim mit Bildern aus der Heimat versehen.

Diese Bilder spielen auch auf dieser Stufe noch eine gewisse Rolle, wenn auch nicht mehr die, die sie in den unteren Altersgruppen spielen. Durch die Beschäftigung mit Bildern aber werden die Vorstellungen von dem Sudetenland gefestigt und bleiben besser in der Erinnerung haften.
Hier gewinnt auch der Lichtbildervortrag und der Film eine besondere Bedeutung. Erstere sind schon in ziemlich reichlichem Maße vorhanden, an Filmen aber haben wir noch nicht allzuviele und sie kosten auch ziemlich viel Geld. Seht euch also um gute Lichtbildervorträge und vor allem um gute Vortragende um.
Vielleicht könnt ihr euch nach und nach auch daran machen, gruppeneigene Lichtbildervorträge zusammenzustellen und sie auch selbst zu texten.
Ihr könntet damit manchen langen Winterabend ausfül1en.

Auch die Werkstunden bieten manche Möglichkeit.
Die Herstellung von Trachtenpuppen z.B., die ein verhältnismäßig genaues Bild von den Trachten der Heimatlandschaften vermitteln können und mit denen ihr darüber hinaus jüngeren Geschwistern eine Freude bereiten könnt. Die Anfertigung von heimatlichen Stickereien, das Bemalen von Schalen oder auch nur Schatullen in heimatlicher Art und damit die Beschäftigung mit der Volkskunst der Heimat bieten ein weiteres Betätigungsfeld.
Die Herstellung von Gegenständen aus dem Brauchtum der Heimat bringt Freude und führt zum Verständnis dieser Dinge.

Damit ist schon angedeutet, daß sich die heimatpolitische Arbeit nicht allein auf die dafür vorzusehenden Heimabende beschränkt, sondern sich wie ein roter Faden durch alle Gebiete unsrer Arbeit ziehen muß.
Singen und Volkstanz braucht dabei noch gar nicht eigens behandelt zu werden. Hier wird es wohl jedem klargeworden sein, daß er heimatpolitische Arbeit leistet.

Wenn wir uns so neben den entsprechenden Wissen auch ein abgerundetes Bild von der Heimat der Volksgruppe erarbeitet haben, gehen wir an den nächsten Schritt.
Wir beschäftigen uns eingehend mit der derzeitigen Situation unserer Volksgruppe und ihren Aussichten und Aufgaben in Zukunft.

Dazu gehört, daß wir uns mit allen Problemen unserer Volksgruppe vertraut machen.
Die Idee der Landsmannschaften und besonders unserer Landsmannschaft, ihre Zielsetzung und ihre Aufgaben müssen uns bekannt sein. Jedes unserer Mädel sollte die Fähigkeit bekommen, darüber diskutieren zu können, ihre Meinung darüber zu äußern und sie mit fundierten Argumenten zu vertreten.

Vielleicht taucht einem oder dem andern nun die Frage auf -- ja, wäre dieses Vertrautmachen mit Erdkunde und Geschichte auch der heute nicht mehr zum Bundesgebiet gehörenden Gebiete des Deutschen Ostens -- und damit auch des Sudetenlandes -- nicht eigentlich Aufgabe der Schule? Im Grunde genommen wäre es wohl so.
Leider aber läßt uns die Schule in den allermeisten Fällen im Stich.
In Bezug auf das Sudetenland dürfen wir auf keine Hilfe von Seiten der Schule rechnen. Selbst die neuen Vorschriften über den Ostkundeunterricht sagen nichts über eine Behandlung der sudetendeutschen Gebiete außerhalb des Rahmens der Besprechung der Tschechoslowakischen Republik.
Der Grund dazu ist nicht nur darin zu suchen, daß man das nicht will. Es ist vielmehr so, daß man von solchen Vorschriften Abstand nimmt, weil man außenpolitische Verwicklungen befürchtet.
-- Wir werden also immer gezwungen sein, unsere eigene Heimatkunde zu betreiben und unseren Jungen und Mädeln im Rahmen unseres Verbandes das zu geben, was ihnen niemand anders geben kann, nämlich das Wissen um das Sudetenland und die Leistungen, die dort von Deutschen vollbracht worden sind.

Dazu gehört natürlich auch, daß wir die Mädel mit den Großen unserer Volksgruppe bekannt machen.
Unsere Dichter sollten ihnen nach Name und Werk bekannt sein, ebenso unsere Wissenschaftler und Forscher, unsere Techniker und Erfinder.
Hier können wir -- nach einer genügenden Vorbereitungsarbeit -- unseren Mädeln Raum zur Selbstbetätigung geben. Es soll sich jede einmal mit einem der hervorragenden Köpfe besonders vertraut machen und dann über ihn und sein Werk sprechen.
Das gilt auch für die, die in der Schule die Möglichkeit freier Themenwahl für Aufsätze, Redeübungen etc. haben. Diese sollten in besonderem Maße Themen aus dem Sudetenland wählen, weil sie damit auch ihre Mitschüler ansprechen und letzten Endes auch ihre Lehrer zur Beschäftigung mit unseren Problemen sozusagen zwingen.
Voraussetzung dazu ist allerdings ein sicheres Können und ein fundiertes Wissen über das, was sie sagen oder schreiben wollen.

Wenn wir in dieser Art und Weise eine Zeit gearbeitet haben, wird langsam ein neuer Heimatbegriff in unseren Mädeln wachsen.
Soweit sie mit dem Worte Heimat schon ihren jetzigen Wohnsitz bezeichnen und nur ihn damit umreißen, werden sie nachdenklich werden.
Soweit sie noch soviel Erinnerungen an das Sudetenland haben, um diesen oben erwähnten Heimatbegriff als zumindest problematisch anzusehen, werden sie eine engere Bindung zu dem andern finden.

Ein Grundsatz aus der Arbeit der unteren Altersstufen hat aber auch hier nach wie vor Gültigkeit: Nichts zerstören und nichts nehmen -- sondern geben und bereichern.
Um das Wort Heimat wird heute besonders in unseren Kreisen viel diskutiert, ja manchmal sogar gestritten.
Wir wollen uns zur Grundlage machen, daß wir dem Begriff Heimat den Inhalt Sudetenland mitschaffen, und zwar so, daß wir unseren Mädeln das Bewußtsein des dadurch Reichergewordenseins zu geben versuchen.

Hier können wir auch mit dem Begriff geistige Heimat schon etwas anfangen.
Unsere Mädel haben jene Entwicklungsstufe schon erreicht oder erreichen sie doch bald, auf der sie mit diesem Begriff vertraut gemacht werden können. Wir müssen ihn nur entsprechend an sie heranzubringen versuchen.
Wenn es uns gelingt, ihre geistige Einstellung zu den Grunddingen des Lebens so zu formen, wie sie uns im Sudetenland selbstverständlich war, haben wir ihnen die geistige Heimat geschaffen, oder wenigstens einen wesentlichen Schritt zu ihr hin getan.
Denn geistige Heimat kann nur eine seelische Grundhaltung sein. Etwas anderes ist darunter kaum vorstellbar.

Damit -- also mit dem Sudetenland allein -- ist aber der Stoff für die heimatpolitische Arbeit auf dieser Stufe noch nicht voll erschöpft.
Wir müssen uns auch mit den übrigen Ostgebieten eingehend beschäftigen.
Nur im Rahmen der deutschen Ostbesiedlung gesehen wird die Besiedlungsgeschichte des Sudetenraumes voll verständlich und in ihren Auswirkungen ganz erkannt. Deshalb gehört Ostgeschichte und die notwendige Deutsche Geschichte ebenfalls in den Rahmen unserer Arbeit hinein.
Es ist natürlich nicht unser Auftrag, Geschichtsunterricht zu betreiben und damit der Schule entweder ins Handwerk zu pfuschen, oder ihr die Arbeit abzunehmen. Aber wir werden nicht darum herumkommem, unseren Mädeln die großen Zusammenhänge der deutschen Geschichte, insbesondere die, die zur Ostbesiedlung geführt haben, kurz und vielleicht wiederholend aufzuzeigen, um an sie anknüpfen zu können.

Das Buch kann uns wesentlich helfen und unterstützen.
Vor allem der gute historische Roman hat hier seinem Platz und seine Aufgabe. An solcher Literatur sind wir geradezu reich und in allem Büchereien werden sich Werke finden, die wir für unsere Arbeit verwenden oder empfehlen können.

Zusammenfassend wäre also zu sagen:
Die heimatpolitische Arbeit auf dieser Stufe vermittelt ein gut fundiertes Wissen um das Sudetenland und den deutschen Osten. Sie rundet das in den unteren Altersgruppen skizzierte Bild ab, gibt ihm sozusagen die scharfen Konturen und die richtigen Farben.
Am Ende der Arbeit sollten wir soweit sein, daß die Bereitschaft da ist, im gegebenen Fall in das Sudetenland zu gehen und dort die Heimat neu zu gewinnen.

Dieses Ziel setzt eine Unmenge Arbeit voraus, Arbeit, die wir leisten müssen, wenn es uns mit der Wahrnehmung unserer Aufgaben wirklich ernst ist.



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